Kapitel 19 - Unterkunft

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Sie setzten sich verloren auf eine Bank und Clare beschwerte sich ständig über den Regen. „Meine Haare werden nass!", meckerte sie mehrmals. Lilith riss schon fast der Geduldsfaden. Sie haben halt kein Unterschlupf in diesem Dorf finden können, was sollte sie jetzt also machen? „Es hört bestimmt bald auf zu regnen.", meinte Ivan und als er in den dunklen Himmel schaute realisierte er, das es wohl doch noch etwas dauern würde. „Können wir nicht bei irgendwem Klingeln?", seufzte Clare und verschränkte die Arme. Als sie das gesagt hatte, ging eine Haustür auf die direkt auf der anderen Straßenseite lag.
Dahinter war eine alte Frau, die die drei warmherzig anlächelte. „Wollt ihr nicht mit reinkommen? Ihr fängt euch noch eine Erkältung ein!", meinte sie und winkte sie rüber. Ivan lehnte sich zu Clare rüber und flüsterte ihr ins Ohr: „Du wirst die ganze Zeit meine Hand halten, verstanden?" Clare nickte und stand sofort auf. Die drei gingen über die Straße in das Haus hinein. „Vielen Dank!", sagten alle im Chor und lächelten die alte, nette Frau an. Lilith achtete genau auf Clare. Die verzog seltsam ihr Gesicht und man merkte das ihr die Gesamtsituation ziemlich unangenehm war. Sie zogen ihre Schuhe aus und begleiteten die Frau in die Küche. Lilith sah einige Katzen die durch den Flur huschten und sie misstrauisch ansahen. „Ihr habt Glück! Ich habe gerade etwas zu Essen gemacht." Clare krallte sich doller an Ivans Hand fest. Es war jetzt auch ihr klar, wie gefährlich diese Situation ist, doch irgendwie muss sie es ja lernen. Die ältere Frau bat sie an den Tisch und stellte ein paar Teller hin.
„Ihr kommt nicht von hier, oder?", fragte sie als sie ihnen eine seltsame, grüne Masse auf den Teller tat.
„N-nein. Wir kommen von ganz wo anders und haben nur einen kleinen Ausflug gemacht.", erklärte Lilith lächelnd. „Ach so. Na da frag ich mich aber warum ihr hier gelandet seid. Die einzigen Besucher die ihr landen sind nur an diesem Wald interessiert. Ivan und Lilith schauten sich gegenseitig an. „W-welcher Wald?", fragte Ivan. „Hier in der Nähe liegt ein größerer Wald wo Häuser drinstehen die damals noch zu unserem Dorf gehörten. Da haben Jäger und Förster drin gelebt. Meine Großmutter hat mir damals erzählt das irgendwann diese Menschen verschwunden sind und sich dann das ganze Dorf nach denen umgeschaut hat." „Was ist mit diesen Menschen passiert?" „Viele sagen etwas Übernatürliches hat sie überfallen. Manche sagen es leben nun Vampire dort." Lilith lehnte sich angespannt zurück. Anscheinend waren die ganzen Menschen die vor ihren Elternhaus aufgekreuzt sind nur Leute die ihre Existenz bestätigen wollten.
Eine Zeit lang saßen sie still dort ohne ein Mucks von sich zu geben. Lilith schluckte diesen ekelhaften Brei einfach herunter, er war aber ungenießbar. Clare machte gar keine Anstalten ihren Ekel zu verbergen, oder vielleicht versuchte sie auch sich zurückzuhalten.
Ivan musterte ganz genau die Küche der älteren Dame und manchmal liefen ein paar Katzen unter dem Tisch durch. „Wie viele Katzen haben Sie denn?", fragte Clare und zuckte in sich zusammen als eine davon versuchte sich ihr zu nähern. Die Frau antwortete: „Sieben." Clare nickte, mit skeptischen Gesichtsausdruck und starrte wieder auf ihren Teller. „Wisst ihr, in diesem Dorf hat man nicht viel Gesellschaft. Meine Kinder wollten nicht mehr hier bleiben und mein Mann ist seit fünf Jahren Tod.
Ich hätte nichts dagegen wenn ihr hier übernachtet. Wo sollt ihr denn sonst hin.."
Fragend schaute Lilith zu Ivan. Sie überließ diese Entscheidung ihm. „Hmm. Ja warum nicht.", sagte Ivan und blickte zu Clare rüber, die angespannt auf ihrem Stuhl rumhampelte. „In Ordnung. Ich habe zwei Zimmer frei.", lächelte sie und löffelte weiter ihr Essen.

Es hatte einige Überwindung gekostet den Teller zu leeren aber schließlich hatten sie es geschafft. Die Frau führte sie zu den freien Zimmern. „Wer schläft wo?", fragte Clare. Lilith und Ivan tauschten kurz Blickkontakt aus und beide schüttelten den Kopf. Lilith wollte einfach nicht mit Ivan in einem Zimmer schlafen. Aber ob das mit Clare so viel besser wäre? „Dann gehen die Mädchen zusammen.", beschloss Ivan und betrat ohne auf Widerspruch zu warten eines der beiden Zimmer. Lilith seufzte und Clare rollte mit dem Augen. „Gute Nacht.", sagte die alte Dame und ging die Treppen wieder runter.
Einige Sekunden lang starrten die beiden sich schweigend an, bis Lilith dann mal die Tür zum Zimmer öffnete. Clare folgte. Das Zimmer war ziemlich langweilig aus. Das Doppelbett hatte einen weißen Bezug und die Gardinen waren ebenfalls weiß. Mehr, außer zwei Holzkommoden, jeweils neben dem Bett, und ein alten Kleiderschrank, war auch nicht zu sehen. „Ich werde nicht mit dir in einem Bett schlafen.", stellte Clare klar und setzte sich demonstrativ auf das Bett. „Na gut. Dann schlaf ich halt auf dem Boden." Es gab kein Teppich oder so. Es gab auch nur eine Decke. „Kann ich denn ein Kissen haben, bitte?", fragte Lilith. Sie tat alles um freundlich zu bleiben. „Nein. Ich brauche zwei. Frag bei Ivan nach.", entgegnete Clare und legte sich hin. „Mach die Gardinen zu, ich hab sonst Angst das uns jemand beobachtet." Auch wenn sie in der zweiten Etage schliefen machte Lilith es trotzdem. Dann ging sie nochmal zum Flur und klopfte an Ivans Tür. „Herein?" Die Tür knatschte ein bisschen als sie sie aufmachte. „Hey. Was ist los?", fragte Ivan der seine Koffer durchwühlte. „Hast du ein Kissen? Madame will mir keins geben." Ivan lächelte, ging zu seinem Bett rüber und reichte ihr eins. „Sie ist gar nicht so schlimm. Du hast sie nur auf dem falschen Fuß erwischt.", meinte er. Lilith lachte, erwiderte aber nichts. Als sie wieder den Raum verlassen wollte hielt er sie plötzlich am Arm fest. Sie drehte sich um. „Ich will nicht das ständig diese Anspannung zwischen euch besteht. Deswegen habe ich euch in ein Zimmer gesteckt." Er ließ sie wieder los. Lilith blieb zwei Sekunden lang reglos stehen. Dann wandte sie sich wieder von ihm ab und schloss die Tür.

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