Kapitel 2

38 6 14
                                    

Unruhig blickte ich wieder und wieder auf mein Handydisplay. Die kühle Nachtluft fuhr mir durch die Haare, während ich die dunkle Straße herunter sah. Ich zitterte am ganzen Körper, aber wer hätte ahnen können, dass es Mitte Juli solche Temperaturen gab?

Seit einer halben Stunde hatte ich nichts von Ole gehört, obwohl er nur zur Tankstelle gehen wollte. Er war zu Fuß nicht der Schnellste, das war mir bewusst, aber Zigaretten zu kaufen konnte doch nicht so lange dauern! Ich hatte ihm jetzt schon mehrere Nachrichten geschickte und ihn bestimmt dreimal angerufen, aber nichts. GAR-NICHTS. Das war einfach nicht seine Art. Er verschwand nicht einfach so. Schon gar nicht, wenn jemand auf ihn wartete! Ich hätte doch mit ihm gehen sollen, so, wie es mein Bauchgefühl gesagt hat. Ich hätte einfach die paar Minuten Weg mit ihm laufen sollen und mich nicht wieder untermauern lassen sollen. Natürlich brachte es niemandem etwas, wenn ich mir jetzt Vorwürfe machte, aber es war schwer sich keine Vorwürfe zu machen. Es gab zwei Möglichkeiten. Ich konnte hier stehen bleiben und hoffen, oder ich konnte Ole hinterherlaufen.

Ich entschied mich Ole zu folgen, schließlich würde ich mich nur selbst verrückt machen, wenn ich weiter tatenlos herumstand. Mein Handy wanderte in meine Jackentasche und ich zog den Stoff enger um mich, während ich mich immer wieder umsah. Diese Gegend wurde bei Tag schon von den Meisten gemieden, doch bei Nacht sah man keine Menschenseele auf den Straßen. Das man sie nicht sah, bedeutete allerdings nicht, dass sie nicht da waren. Das wusste ich. Ich machte einen Bogen um Gassen und besonders dunkle Ecke, einfach um das Risiko zu minimieren irgendwelchen Kleinkriminellen oder Betrunkenen in die Arme zu laufen. Das konnte ich jetzt echt nicht auch noch gebrauchen.

Sobald die Tankstelle in Sichtweite kam, begann ich zu laufen. Meine Haare peitschten mir in mein Gesicht und ich kümmerte mich gar nicht mehr darum meine Jacke zuzuhalten. Jetzt zählte nur noch eins: Ole. Ich wollte wissen, weshalb er so lang brauchte! In den wenigen Minuten, die es mich kostete vor der Tankstelle anzukommen, schlugen Horrorszenarien Salti in meinem Kopf. Ich versuchte sie zu verdrängen und lehnte mich für wenige Sekunden an eine der Tanksäulen, um zumindest ein wenig zu Atem zu kommen.

Sobald ich einigermaßen normal atmen konnte, ging ich zur Tür der Tankstelle und schlug sie auf. Ich sah mich um und konnte endlich aufatmen. Da, am hinteren Ende, stand Ole. Er redete mit einem Mädchen, welches sich bei näherem ansehen als Nadja entpuppte. Erleichtert lief ich auf die beiden zu, während ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen hörte.

,,Ole!''

Die Köpfe der Beiden wandten sich zu mir und ich sah, wie Ole geschockt zu mir sah.

,,Verdammt Sami ich habe mich total mit Nadja verquatschte ich hab's so vergessen!'' beteuerte Ole, aber ich machte eine abwinkende Handbewegung und gesellte mich zu ihnen, wobei ich auch von Nadja begrüßt wurde.

,,Worüber habt ihr geredet?'' fragte ich und schlang die Jacke wieder enger um meinen Körper.

,,Darüber wie stressig es ist eine Party zu organisieren. Echt jetzt! Sonst hat Maia mir ja immer geholfen, aber sie ist ja mit meinen Eltern weggefahren. Und mich lassen sie einfach zurück...aber egal ich wollte hier eigentlich auch nur Kippen holen, sorry das wir uns verquatscht haben wir sehen uns dann Freitag!''

Ich sah zu Ole, welcher seufzend hinter ihr her sah.

,,Hast du sie noch nicht gefragt?''

Er schüttelte den Kopf und trottete zur Tür. Grinsend und kopfschüttelnd folgte ich ihm, während ich in meinen Jackentaschen nach einem Feuerzeug suchte. Draußen hielt Ole mir eine der Zigaretten hin, im selben Moment in dem ich mein Feuerzeug fand. Sobald auch er seine Zigarette angezündet hatte und das Feuerzeug weggesteckt war, kam ich auf das Thema zurück, über das wir vor Oles Verschwinden geredet hatten und welches im Moment in aller Munde war, so kam es mir vor.

PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt