Kapitel 16

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,,Sie hat was?'' Nadja sah mich geschockt an.

,,Pssst! Ja, sie hat mich geküsst.''

Wir hatten uns für eine Partnerarbeit in die Aula verzogen und anstatt zu arbeiten, redeten wir schon eine ganze Weile. Die anderen Gruppen um uns herum taten ja nichts anderes und unsere Lehrer würde nicht interessieren, ob wir etwas taten oder nicht. Irgendwann hatte sie gefragt, wie der Gitarrenunterricht mit Melissa verlaufen war und so waren wir auf das Thema gekommen. 

,,Wer hätte das gedacht? Sami du alter Weiberheld! Und du hast noch nicht einmal was getan. Wenn ich das Pascal erzähle!''

,,Das tust du nicht! Aber warum gerade ihm?'' ich sah sie verwirrt an, konnte es mit im nächsten Moment allerdings fast denken.

,,Naja ist das nicht offensichtlich? Er steht auf Melissa. Die beiden hatten wohl irgendeine AG zusammen vor ein paar Jahren und kennen sich daher.''

Es war verwirrend, wie alle miteinander verbunden waren. Pascal ist in unsere Freundesgruppe gekommen, weil er mit Nadjas Schwester zusammen war, die auch mit Melissa befreundet ist. Dadurch haben Nadja und Melissa sich kennengelernt und so langsam freundete sich Melissa auch mit den Anderen an. Ich beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken.

In den Sitzreihen um uns herum hatten sich fünf weitere gruppe verteilt. Alle machten irgendetwas an ihrem Handy, hörten Musik, zeichneten oder redeten einfach miteinander. Die beiden Gruppen, die sich auf der Bühne - und damit im direkten Sichtfeld der Tür - versammelt hatten, taten zumindest so, als würden sie arbeiten. Hinter ihren Heften sah man allerdings die Displays ihrer Handys aufblitzen.

,,Und jetzt?''

Ich sah Nadja fragend an.

,,Naja sie hat dir offensichtlich gezeigt, dass sie dich mag. Was jetzt? Irgendwas willst du dich bestimmt machen!''

Ich dachte nach. Ich wusste nicht, ob und wie ich sie darauf ansprechen sollte. Vielleicht war es besser, das Ganze erst einmal zu ignorieren, nicht mehr zu thematisieren. Andererseits wäre es vielleicht gut zu wissen, was sie mit dem Kuss bezwecken wollte.

,,Ich habe keine Ahnung.'' seufzte ich schlussendlich und ließ mich im Polstersitz zurückfallen. Ich erklärte Nadja meine Bedenken, woraufhin sie allerdings nur die Augen verdrehte.

,,Sami! Du hast hier die einmalige Gelegenheit, dir jemanden zu krallen, die nicht nur hübsch ist, sondern auch noch klug! Lad' sie doch wenigstens Mal zum Essen ein oder so!''

Ich seufzte. ,,Was, wenn sie das überhaupt nicht will oder wenn sie-''

,,Mensch Sami du machst mich wahnsinnig! Jetzt mach einfach! Du stehst dir nur selbst im Weg damit! Und wenn es nicht läuft, ist es halt meine Schuld aber jetzt frag sie einfach ob sie Lust hat was zu machen!''

Ich nickte, überrascht über Nadjas kleinen Ausbruch. Sie war sonst immer total ruhig, egal worum es ging.

,,Am besten redest du auch mal mit Ole darüber. Ihr beiden redet ja sonst auch über alles.''

Ich nickte. Sie hatte recht. Ole war meine Ansprechperson in allen Dingen und gerade jetzt konnte ich seine Hilfe und seinen Rat gut gebrauchen.

,,Kommst du mit raus?'' fragte ich Nadja und sie verstand, was ich wollte. Also verzogen wir uns auf den Pausenhof, dort würde eh niemand nachschauen und wir waren außer Sichtweite der Klassenzimmer. Unseren Lehrer interessierte es wie gesagt nicht, was mir taten, also konnten wir uns sicher sein, dass niemand nach uns suchen würde.

,,Jetzt frag!'' drängte Nadja und ich zog überrumpelt mein Handy aus der Hosentasche und öffnete Melissas Kontakt.

,,Was soll ich schreiben?'' ich sah Nadja hilfesuchend an.

,,Frag sie ob ihr ins Kino gehen wollt? Oder Essen? Oder Karaoke?''

Ich nickte. Karaoke klang gut, schließlich verband uns vor allem die Musik.

Ich dachte lange darüber nach, was ich schreiben sollte. Wie sollte ich die Nachricht beginnen? Ich tippte sie mehrmals ein und löschte sie dann wieder, nur um sie neu zu beginnen

Hey Melissa
Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast am Wochenende in die Karaoke Bar in der Stadt zu gehen? Ich habe nichts zu tun und meine Eltern sind nicht da.

Ich sah unsicher zu Nadja, nachdem ich die Nachricht abgeschickt hatte. Sie grinste nur und blies mir den Rauch ins Gesicht.

,,Fieß.'' grummelte ich und tat es ihr gleich, woraufhin sie nur die Augen verdrehte. Kurz daraufhin vibrierte mein Handy und ich sah auf das Display.

Klar, warum nicht? Gerne!

Ich hatte sofort gemischte Gefühle. Einerseits war ich wirklich glücklich darüber, dass sie sich mit mir Treffen wollte, andererseits hatte ich etwas Angst, dass alles irgendwie schief laufen würde.

,,Sami was schaust du so? Alles gut?'' Nadja schaute auf mein Handy und fing auf einmal an, aufgeregt zu quietschen. Das beschrieb das Geräusch am besten. Ich verdrehte die Augen und hörte zu, wie sie darüber redete, dass das doch wunderbar war und ich mich freuen sollte.

Auf einmal hörten wir Schritte und Jana, eine der Schülerinnen im Kurs, kam um die Ecke.

,,Jo wir sollen in den Raum zurück, macht das ihr hier weg kommt. Ich habe erzählt, dass ihr auf Klo seid.''

Wir nickten und folgten Jana zum Klassenraum, die Zigaretten ließen wir einfach aufs Pflaster fallen. Kurz darauf saßen wir wieder im Klassenzimmer und hörten für die letzten Minuten zu, wie uns irgendwas von unserer Lehrerin erzählt wurde.

Die siebte und achte Stunde war glücklicherweise für uns alle frei, weshalb wir uns wenig später an Oles Auto versammelten.

,,Und, gibt's irgendwas Neues?'' fragte Miko, während wir nach Hause fuhren.

,,Sami hat ein Date mit Melissa!'' posaunte Nadja heraus und ich seufzte. War das echt nötig gewesen? Alle Blicke wanden sich an mich und ich nickte nur. Genau so gut hätte sie auch einfach ihre Klappe halten können.

Bevor die anderen etwas sagen könnte, kramte ich meine Kopfhörer heraus und öffnete meine Musik. Direkt spielte Star Shopping und ich sah aus dem Fenster. Der Song gab einem echt eine gute Atmosphäre, zumindest empfand ich es so. Peep war mit der Zeit wirklich mein Lieblingskünstler aus dieser Zeit geworden und ich genoss seine Musik noch immer, auch wenn sein Schicksal und das vieler anderer amerikanischer Künstler traurig war. Er hätte noch so viel erreichen können, so viele Songs herausbringen. Naja, geschehen war geschehen und man konnte nichts ändern und damit musste man klar kommen.

Ich merkte, wie die anderen über die Neuigkeiten redeten, ignorierte es aber. Ich hatte keine Lust, mein Liebesleben mit ihnen zu diskutieren. Das Nachrichtengeräusch spielte über meine Kopfhörer und ich sah auf das Display. Ich hatte eine Nachricht von Ole.

Hey erzähl mir was los war, I call U l8er.

Ich sah hoch und bemerkte, dass Ole über den Rückspiegel zu mir sah, also nickte ich einfach. Die anderen schienen es nicht bemerkt zu haben und ich sah wieder aus dem Fenster.

Ich hätte es gerne erst Ole erzählt und ihn nach Rat gefragt, aber jetzt war es zu spät und ich musste mich damit abfinden.

PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt