neunzehn

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Der Raum war in Stille gehüllt. Einzig und allein das Papier war laut und deutlich hörbar, als die Frau es wieder zusammenfaltete und ihren Mann mit tränenden Augen musterte. Im Gegensatz zu ihr, war er sauer gewesen. Nicht auf sich selbst, sondern auf Hyunjin. Nach wie vor wollte und konnte er nicht wahrhaben, dass sein Sohn so egoistisch und naiv handelte, dass er seine ganze Zukunft verbauen konnte. Zähne knirschend nahm er sich ein Glas Wasser und versuchte somit erst einmal seinen Frust herunterzuspülen. Er mochte es nicht, dass er als Vater nicht ernst genommen wurde und Seungmin war auf dem besten Weg sich die Beziehung mit ihm zu verbauen. Schließlich versuchte er immer nur sein Bestes zu geben, damit der Blonde seine Ziele erreichen konnte, dass es ihm gut ging und dass er die bestmöglichen Chancen für seine Zukunft hatte, auch wenn seine schulischen Leistung eher enttäuschend waren.

"Was sollen wir machen? Minnie leidet wegen uns!", entfuhr es der Schwarzhaarigen, die sich die Haare nach hinten strich, damit sie ihr nicht nervig im Gesicht hingen. Statt einem Umdenken ihres Mannes, bekam sie nur ein genervtes Zischen zuhören. Sie fühlte sich keineswegs ernst genommen und doch wusste sie, dass sie nun besser nichts sagen sollte. Schließlich sprühte der Brünette vor Wut und gäbe sie nun noch ein Wort von sich, würde das Fass komplett überlaufen. Was dann passieren würde, wollte sie sich nicht ausmalen. Da sie beide müde und überarbeitet waren, war ihre Laune im Moment auch nicht die Beste, die sie aufwiesen.

"Ich will keine verdammte Schwuchtel als Sohn haben! Versteh das endlich! Irgendwann wird der Junge kapieren, dass er Hyunjin nicht zu lieben hat. Ende der Diskussion. Ich kann dieses Gehabe langsam nicht mehr hören. Wenn du nachgibst, denkt er, es sei okay, dass auf Jungs steht!"
"Es ist aber okay, dass er auf Jungs steht. Die ganze Zeit bin ich nur deine Marionette und muss mit ansehen, wie wir unseren eigenen Sohn zerstören. Als Mutter ist das unerträglich!" Sie brach vollkommen in Tränen aus, ihre Stimme war gebrochen und man konnte nur deutlich aus ihren Schluchzern hören, wie leid ihr die ganze Sache tat. Sie wollte das Beste für Seungmin und erreichte dabei das Gegenteil. Sie konnte es nicht mehr akzeptieren. Eigentlich hätte sie von Anfang an einen Strich ziehen müssen, als sich ihr Sohn geoutet hatte. Sie hätte für ihn da sein müssen und ihm Mut geben sollen. Das hatte sie sich aber nicht getraut. Zu groß war die Angst vor ihrem Mann gewesen und gleichzeitig hatte sie als Mutter versagt.

Mit einem Ruck folgen mehrere Teller und Tassen auf den Boden, die der Brünette zu Boden geworfen hatte. Er hatte vollkommen genug. Ihm platzte der Kragen und nun würde es wohl kein zurück mehr geben, mit dem, was passieren würde.

"Ich kann's nicht mehr hören.", schrie er, "Wenn du diese Schwuchtel weiterhin unterstützen möchtest, trennen sich unsere Wege! Das habe ich dir von Anfang an gesagt! Es ist mein Haus, also verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen, gehen mir aus den Augen." Mit weit aufgerissenen Augen, zeigte er zum Ausgang. Das Herz von Seungmins Mutter schlug ihr derartig schnell, dass ihr schwindlig wurde, als sie aufstand und sich ihre Sachen zusammensuchen wollte. Sie war sich sicher, dass sie bei einer Freundin unterkommen würde, solang bis sich die Sache gelegt hatte oder sie eine eigene Wohnung fand. Momentan konnte sie keineswegs einschätzen, wie die Zukunft als Familie aussah. Ihre größte Angst war es, dass die heile Familie zerbrach, denn sie hatte sich immer für Seungmin eine harmonische, friedliche Familie gewünscht. Nie wollte sie, dass er ein Scheidungskind werden würde oder er nur ein Elternteil kannte. Scheinbar sollte es nicht so sein und es tat ihr derartig leid, dass sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog. Es war der grausamste Moment, den sie seit langem erlebt hatte.

Es war ihre Schuld, das wusste sie, denn hätte sie früher die Notbremse gezogen, wäre Seungmin jegliches Leid erspart geworden.

𝗗𝗲𝗲𝗽 𝗗𝗶𝘃𝗲 ✧ SEUNGJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt