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I'll live forever.《

Schon am nächsten Tag verabredeten sich Seokjin und ich, damit wir unser gemeinsames Biologie-Referat vorbereiten könnten. Als Treffpunkt hatten wir eine Bushaltestelle am Rande der Stadt ausgemacht, von der wir noch etwa zwanzig Minuten über Felder und durch ein Waldstück gelaufen waren, bis wir bei einer kleinen offenen Fläche angekommen waren. Sie lag etwa fünfzehn Meter über einem riesigen See, der umgeben war von hohen Steinwänden, geziert mit Bäumen und Büschen. Ein steiler Pfad führte von der Fläche, auf der wir es uns mit unseren Jacken gemütlich gemacht hatten, hinunter zu dem klar funkelnden Wasser.

Es war verrückt, doch als ich den See vorhin das erste Mal gesehen hatte, war es mir vorgekommen, als würde ich diesen Ort hier bereits kennen. Mein Herz hatte sich für einige Sekunden so beklemmt und schwer angefühlt, dass mir auf einmal schwindelig geworden war. Sobald ich neben Seokjin, der geduldig auf mich gewartet hatte, Platz genommen hatte, war dieses merkwürdige Gefühl allerdings wieder verschwunden. Trotz allem ließ es mich bis zum Ende nicht ganz los.

Als wäre das hier nichts als ein gigantisches Déjà-vu.

Die nächsten Stunden arbeiteten wir, ohne viel miteinander zu reden, an unserem Vortrag. Es war angenehm warm, obwohl wir es erst Ende März hatten, die Sonne schien und eine frische Brise brachte die jungen Blätter zum Tanzen. Mein Blick fiel ab und zu zurück auf den schweigenden See, als würde er mich magisch anziehen.

Seokjin war wirklich intelligent. An meiner Schule waren wir mit dem Stoff noch nicht so weit gewesen, weshalb er mir zwischendurch immer mal wieder ein paar Dinge erklären musste, und er klang dabei so gelassen und ruhig, dass ich vielleicht auch Fragen gestellt hatte, von denen ich die Antwort bereits kannte, nur, um seiner sanften Stimme noch länger lauschen zu können.

Dennoch kamen wir auch mit meinen vielen Unterbrechungen gut voran, sodass wir, als sich die Sonne ihren Weg nach unten bahnte, beschlossen, aufzuhören. Wir hätten morgen noch eine Stunde Zeit in der Schule und in der würden wir definitiv fertig werden.

Wir waren ganz still, nachdem wir unsere Sachen eingepackt hatten. Keiner von uns sagte ein Wort, keiner rührte sich, wie genossen lediglich die Musik der Natur und das golden funkelnde Wasser. Es war einfach so schön, Seokjin hier bei mir zu haben, neben ihm zu sitzen, ganz nah, und dass er anscheinend ebenfalls noch nicht gehen wollte, machte das Ganze noch schöner.

Meine Augen fielen auf ihn. Während wir gearbeitet hatten, war ich zu abgelenkt von seiner Stimme gewesen, um ihn konzentriert betrachten zu können, doch jetzt, wo ich nichts mehr zu tun hatte, konnte ich mich einfach nicht gegen den Drang wehren, seine Schönheit zu begutachten.

Seokjins Haut wirkte durch das Licht der untergehenden Sonne bronzefarben, die Augen schimmerten in einem zärtlichen Braunton. Seine langen, geschwungenen Wimpern warfen Schatten auf seine leicht rosigen Wangen, die Lippen wirkten voll und dunkel.

Alles an ihm war so perfekt; das könnte ich niemals oft genug erwähnen.

Nach ein paar Minuten bemerkte er meinen intensiven Blick, wandte sich zu mir und legte den Kopf schief.

"Darf ich dich was fragen?", äußerte ich dann leise, um die Ruhe nicht zu zerstören. Seokjin nickte.

"Natürlich."

"Du bist schon etwas länger mit Chung-hee zusammen, richtig?"

"Ja."

"Liebst du ihn?"

Er schloss seinen Mund, blinzelte mich verwundert an, bevor er erneut nickte.

"Ja, das tue ich."

𝐅𝐎𝐑𝐄𝐕𝐄𝐑 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt