Ich wurde schnell wieder gesund. Taehyung auch. Seine Wunden heilten gut und jetzt zierten nur noch weiße Narben seinen Körper, die daran erinnerten, was er hatte durchmachen müssen. Doch das machte ihn in meinen Augen nicht hässlich, sondern gab mir eher das Gefühl den Schwarzhaarigen beschützen zu müssen.
Ich kündigte meinen Job und bewarb mich bei einer neuen Stelle, wo ich auch angenommen wurde. Von meiner Familie hörte ich nichts mehr. Alles lief so perfekt. Zu perfekt.
Und dann kam ich eines Abends von der Arbeit nach Hause und fand Taehyung komplett zugedröhnt vor. Er stank nach Alkohol und Gras. "Kookieee", lallte er mir entgegen und fiel mir taumelnd um den Hals. Ich seufzte, dann stützte ich ihn, damit er nicht umkippte.
"Kookie...", winselte er erneut. "B-bitte umarm mich." Und ich tat es. Weil ich ihm keinen Wunsch abschlagen konnte, egal, wie viel Mist er baute. Weil ich ihn liebte. "Ich bin enttäuscht", gab ich ehrlich zu. "Ich dachte du bräuchtest es nicht mehr. Das Trinken und die Drogen." Der Kleinere zog die Schultern hoch. Ich bugsierte uns zu meinem Sofa, wo wir uns nebeneinander setzten. "Was ist denn los?", fragte ich sanft.
"E-es kommt alles zurück. W-wenn Ich a-alleine bin, dann s-sehe ich ihn. Er t-tut mir weh", wimmerte der Ältere. Dann fing er hilflos an zu weinen. Er tat mir leid. Er tat mir unendlich leid, dass er diesen Schmerz ertragen musste. Ich wünschte ich könnte all seinen Schmerz von seinen Schultern nehmen und ihn stattdessen tragen. Nur, damit Taehyung nicht mehr leiden musste. Für ihn litt ich gerne. Aber er sollte diesen Schmerz nicht mehr ertragen müssen.
"Und, wenn ich bei dir bin? Siehst du ihn dann auch?" Der Kleinere schüttelte schniefend den Kopf. Dann vergrub er sein Gesicht in meinem Oberteil. "Du riechst gut", sagte er, wie aus dem Nichts. Ich musste lachen. "Danke, du auch", kicherte ich leise obwohl ich eigentlich gar nicht in der Stimmung war zu lachen. Aber ich wollte nicht, dass der Schwarzhaarige merkte, wie sehr mich diese ganze Situation hier mitnahm.
"Ich habe nachgedacht", murmelte er und gespannt musterte ich ihn. "Wir sollten mal deine Eltern besuchen." Er war wirklich nicht ganz bei Sinnen. Ich blieb ruhig, obwohl ich am Liebsten geschrien hätte. "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist", versuchte ich es möglichst sachlich zu formulieren.
"Du solltest lieber schlafen gehen", meinte ich. "Kriege ich denn einen Gute-Nacht Kuss?" Ich platzierte einen sanften Kuss auf seinen Lippen. "So viele du willst. Ich bin nicht sauer auf dich, okay? Aber rede lieber mit mir, als zu trinken." Er streckte bettelnd die Arme nach mir aus und ich zog ihn vom Sofa hoch. Doch, statt die Beine auf dem Boden abzustellen, schlang er sie um meine Hüfte. Ich musste schmunzeln." Weißt du, dass du in diesem Zustand wie ein zu groß geratenes Baby bist?" Schmollend schob sich seine Unterlippe vor, doch ich ließ den beleidigten Ausdruck von seinem Gesicht verschwinden, indem ich einen weiteren Kuss auf seine Lippen drückte. "Ich liebe dich, mein großes Baby."
Zufrieden schmiegte er sich an mich und ich trug ihn lächelnd ins Schlafzimmer. "Tae?"
"Mhh?" Er blinzelte mich schläfrig an. "Ich habe rote Farbe gekauft. Lass uns morgen das Wohnzimmer umstreichen." Ein schwaches Lächeln zierte seine rosigen Lippen. "Ich freue mich." Vorsichtig legte ich ihn auf dem Bett ab und begann ihn aus deinen dreckigen Alltagsklamotten zu schälen, bevor ich ihm ein Schlaft-shirt über den Kopf zog. "Danke", wisperte er leise in mein Ohr und seine Arme schlangen sich um meinen Nacken, um mich zu ihm herunterzuziehen.
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𝐇𝐈𝐆𝐇 【𝐓𝐚𝐞𝐤𝐨𝐨𝐤】✓
أدب الهواة"Herein." Die tiefe Stimme des Älteren klang dünn und schwach. Ich wollte diese Türklinke nicht herunterdrücken. Es würde wieder ein geschwächter Mensch in dem Zimmer sitzen, für den ich stark sein musste. Doch ich konnte das nicht mehr. Stark sein...