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Alles hat nun Mal ein Ende und so haben es auch die Sommerferien. Heute wird mein erster Schultag sein. Natürlich nicht den Allererste, aber der Erste an meiner neuen Schule. Ich musste die Schule wechseln, da meine Familie umgezogen ist und meine alte Schule nun einfach viel zu weit weg ist, um sie noch besuchen zu können.
Zugegeben, etwas Angst habe ich schon. Vielleicht treffe ich sogar meinen Seelenverwandten an dieser Schule? Zwar ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, aber Hoffnung stirbt zuletzt oder nicht? Immerhin war er ja schon Mal in dieser Stadt, hoffentlich nicht nur zum Urlaub.

Ich kann von Glück sprechen, dass ich diese Schule überhaupt gefunden habe. Weniger Glück habe ich beim aufsuchen des Sekretariats. Dieses Gebäude ist buchstäblich ein Labyrinth. Ich laufe durch die Schulgänge wie ein Verrückter, aber meine Sturheit lässt es nicht zu, einen Schüler oder einen Lehrer zu fragen. Bevor ich völlig verrückt werden würde, hatte mein Suchen glücklicherweise sein Ende gefunden, denn nun stand ich vor der Tür des Sekretariats. Ich klopfte an die Tür, wartete kurz und drückte die Türklinke runter. Das Erste was mir direkt ins Auge sticht, ist ein großes Hasenmädchen im Raum. „Ah, da kommt auch schon der Zweite neue Schüler. Das bist doch du, oder?" wow, die erste Sekretärin die Mal nett wirkt. „Ich schätze Mal, der bin ich wohl."

„Ich bin übrigens Keigo." ich setzte mein charmantestes Lächeln auf und stellte mich dem Mädchen neben mir vor und gab dem großen Hasen höflich die Hand. Mit einem „Mein Name ist Rumi" gab sie mir auch die Hand. Ob wir beide auch in die selbe Klasse gehen werden? Bevor ich meinen Gedanken weiter Aufmerksamkeit geben konnte, spricht schon die Sekretärin zu uns. „Euer Klassenlehrer wird ebenso gleich hier eintreffen, abholen und zu eurer neuen Klasse führen" Hat er uns als Essen bestellt oder warum holt er uns ab? Einen Schulwechsel hatte ich bis jetzt noch nicht, passiert das wirklich immer? Die Sekretärin laberte noch irgendwas, bis es endlich an der Tür klopfte. Egal wer grade vor dieser Tür steht, ob das jetzt mein Klassenlehrer ist oder nicht, ich danke dir.

Mein Klassenlehrer, dessen Name ich schon wieder vergessen hatte, führte mich und diese Rumi zu unserer Klasse, der Weg dahin ist unangenehm, denn keiner von uns spricht. Wirklich keiner. Nichtmals der Lehrer, wahrscheinlich weil er im Sekretariat schon einiges erklärt hat, trotzdem hätte er das ruhig Fortsetzen können.
Nach einer gefühlten unangenehmen Ewigkeit stehen wir nun vor meinem künftigen Klassenzimmer. Schon vor der Tür hört man die Klasse, gleich wird der Moment kommen, wo jeder einen anstarrt, wenigstens muss ich da nicht alleine durch.

Er öffnet die Tür und die Schüler setzen sich hastig auf ihre Plätze.

D-diese... diese Augen... Ich konnte nicht glauben in wessen Augen ich grade schaue. Es ist als würde die Zeit wieder stehen bleiben. Seine Augen würde ich immer und Überall unter Tausenden wiedererkennen. Als ob meine Vermutung, fast schon ein innerlicher Wunsch, einfach Wahr geworden ist, wie wahrscheinlich ist das denn bitte..
Er war der Erste, der sich aus seiner Starre lösen konnte und grinste. Für mich kam es gar nicht in Frage meinen Blick von diesem Gesicht zu lösen, zu gebannt war ich von diesem. Doch Jemand tippte mich an der Schulter an, ich war gezwungen meinen Blick zu lösen.

"Hey, Du sollst dich vorstellen" flüstert mir Rumi zu, die mich grade angetippt hatte. Anstatt mich vorzustellen, blickte ich aber wieder diesen Jungen an, der nur seinen Mund aufklappte um ihn mit der Hand wieder zu machen zu können und wieder grinste. Nach wenigen Sekunden begriff ich was er meinte, mein Mund war nämlich etwas geöffnet, nicht sehr, aber durch diese Erkenntnis, ging mein Mund nur noch weiter auf.

"Ich... ich bin Keigo." Rumi scheint sich wohl schon vorgestellt zu haben, denn mein Klassenlehrer sprach schon weiter. „Zwei von euch werden den Beiden das Schulhaus zeigen. Touya, du führst Keigo durch die Schule. Toga, du führst Rumi." und natürlich, wie soll es anders auch sein, steht der Junge auf, dem ich vorher nicht meinen Blick abwenden konnte und wollte. Das Schicksal scheint uns wohl sehr zu mögen.

Er, wohl Touya, lief nach vorne und sah auch an mir runter, wie als wenn er mich abchecken würde, als er „Na, das nenn ich Schicksal." zuflüstert und grinsend weiter an mir vorbeiläuft. Schnell versuchte ich mit ihm mitzuhalten, da ich Dummkopf noch stehen geblieben bin, als die Anderen schon am loslaufen waren.

Die zwei Mädchen trennten sich von uns und laufen einen anderen Weg als wir. „Also..." beginnt Touya das Gespräch. „Ein Hühnchen ist mein Seelenverwandter?" „Entschuldige Mal, ich bin ein Falke und kein Hühnchen!" verbessere ich ihn sofort. „Warum erkennt das denn keiner..." murmelte ich eher für mich als für ihn. „Außerdem hab ich es auch nicht so toll, ein.. eh" komm schon, irgendein Spruch muss mir jetzt doch einfallen... „Du hast einen heißen Jungen als deinen Seelenverwandten, was ein Pech!" seufzte mein Gegenüber theatralisch „Schlimmer hätte es dich echt nicht treffen können."

Erst zog ich eine, natürlich nicht Ernst gemeinte, beleidigte Schnute und verschränkte meine Arme, bis mir ein Konter einfiel. „Also dafür, dass du so heiß sein sollst, seh ich davon nichts." Das schien er wohl nicht erwartet zu haben, denn er blieb stehen, sein Mund klappte auf und zu, wie als wollte etwas sagen, das sah man, doch mein Konter schien ihm wohl die Sprache verschlagen zu haben.

„Ach komm, zieh nicht so ein Gesicht und mach endlich deinen Job mich zu führen." grinse ich ihn an. Nun scheinen ihm auch wieder Worte durch den Mund zu kommen. „Glaub mir, durch diese scheiß Schule willst du nicht geführt werden." Touya setzte sich wieder in Bewegung. „Ja, das ist halt ein Flur mit Spinden. Da sind Stühle. Da sind Fen-" „Lass mich raten, das sind Fenster?" frage ich gespielt schockiert „Da liegst du absolut richtig!" „Erzählen Sie mir mehr von diesen Fenstern!" In dieser Art ging die Tour auch weiter, als würden wir einen Werbesspot für dieses schäbige Gebäude drehen. Touya hatte nicht ganz Unrecht, dass ich durch so eine Schule nicht geführt werden will.

Wir waren schon auf dem Weg zurück zum Klassenzimmer, als ich Tollpatsch über meine eigenen Füße stolpern musste. Touya versuchte noch mich vom fallen aufzuhalten. Aber mein nicht vorhandenes Gleichgewicht brachte auch sein Gleichgewicht ins Wanken und er fiel mit mir. Und natürlich auch noch auf mich. Er liegt über mir, unsere Augen trafen sich, als wäre es das Erste Mal gewesen, dass wir sie sahen. Schnell rappelte er sich auf und bietet mir seine Hand an, damit ich leichter aufstehen kann. Also entweder ich habe mir das eingebildet oder er hat grade auf meine Lippen geschaut.. „Sorry, m-meine Reflexe waren wohl etwas zu langsam." entschuldigt er sich da grade? Aber warum denn? Dieser Junge überfordert mich. „Du brauchst dich doch nicht Entschuldigen? Aber danke, dass du's wenigstens versucht hast" immer noch peinlich berührt von der Situation, spielte ich mit meinen Händen rum und schaute auf den Boden. Warum bin ich denn auf einmal so? Ich erkenn mich ja kaum wieder. „Ist doch selbstverständlich." „W-wollen wir weiter?" ich wusste echt nicht wie ich mich aus dieser Lage jetzt retten sollte.

„Wer wird denn hier ganz rot?" „Das werd ich doch gar nicht!" „Wer sagte denn, dass ich von dir rede?" und wieder hatte er dieses neckische Grinsen auf seinen Lippen. Lachend schüttelte ich meinen Kopf „Du bist echt unglaublich."

Ich muss zugeben, es hat wirklich Spaß gemacht und ich fange an ihn zu mögen. Wäre auch komisch, wenn ich meinen Seelenverwandten nicht mögen würde. Zurück in die Klasse will ich irgendwie gar nicht mehr.

Als Touya an die Tür klopfte, hielt er mir sogar die Tür auf und ließ mich vor, ich wäre fast auf seine Gentleman Masche reingefallen, bis er mir "Lady's first" zuflüsterte. Dieser...

Aber wer wäre ich, wenn ich das einfach auf mir sitzen lassen würde. Meinen linken Flügel rausstreckend, lege ich meine Federn um seinen Rücken und schob ihn vor mich. Was meine Mitschüler jetzt denken, die mich grad erst kennenlernen, ist mir völlig egal. Ich hab meinen Spaß und das ist toll so. Für den Blick den er mir gegeben hat war es das Wert. Ich liebe dieses Schuljahr jetzt schon.

Zu meinem Glück war neben ihm sogar noch ein freier Platz, heißt ich kann mich problemlos da hinsetzen. So schnell wird er mich nicht los.

Second chance || DabihawksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt