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Touya tippte nicht sofort auf sein Handy, wie er es bei seinen vorherigen Antworten tat. Sein Bildschirm wurde von Türkisen Augen betrachtet, Gedanken schwirrten durch seinen Kopf, suchend nach einem Ziel: einer klaren Antwort. Keigo schaute langsam von seinem Handy runter zu Touya, der sich kaum regte. „Touya... ich will nicht, dass du dich unwohl fühlst.." flüstert Keigo ihm, mit fast schon gebrochener Stimme, zu. „Nein Keigo, so ist das nicht.." Der Schwarzhaarige hatte den heutigen Tag in seinem Kopf dargestellt und hatte oft das Bild von Keigo im Kopf, mit Toga. Touya hatte wieder einige Zeit nichts gesagt, sein Schweigen gab Keigo nur noch mehr Bestätigung. Bevor er jedoch das Wort ergreifen konnte, klingelte Touyas Handy, er bekam einen Anruf.

„Sorry." murmelte Touya zu seinen Freunden, während er es so schnell wie möglich aufstand und Jins Wohnzimmer verließ. Vater liest er, als er auf den Bildschirm schaute. Hatte er ihm nicht erzählt, dass er die Nacht nicht da sein wird?

„Vater?"

„Touya, komm sofort ins Krankenhaus."

„Was, warum? Was ist passiert?!" „Natsuo hatte einen Unfall."
„Ich bin auf dem Weg."
Noch bevor Enji ihm irgendwas erklären konnte, legte sein Sohn schon auf und lief in das Wohnzimmer von Jin.

„Tut mir leid, ich muss gehen. Erklär ich wann anders." sprach er gleichgültig, während er seine Sachen nahm. „Aber Touya-" wollte Keigo anfangen, leider war Touya schon auf dem Weg zur Haustür und verschwand durch diese. „Deine Jacke..."

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„Wer war es??" Schrie Touya schon von Weitem seinen Vater an, der am Eingang des Krankenhauses auf ihn wartete. „Schrei hier nicht rum, Touya. Wir wissen nicht, wer es war. Der Fahrer hat Fahrerflucht begangen." „Er wurde von einem Auto angefahren?!" Fragte Touya geschockt an seinen Vater. „Ja, er war auf seinem Fahrrad Unterweg, wurde von einem Auto getroffen und ist am Kopf verletzt. Er liegt jetzt im Koma, die Ärzte führen gerade noch Untersuchungen durch." „Was-" Endeavor unterbrach ihn, bevor er nur noch lauter werden konnte. „Touya ich weiß, dass du wütend bist. Ich weiß wie nahe ihr euch steht, aber bitte beruhige dich."

Ja, Touya und Natsuo standen sich schon immer sehr nah, trotz ihres Altersunterschied. Seit ihrer Kindheit waren sie unzertrennlich. Natsuo ist Touyas Person des Vertrauens, er hat großes Vertrauen zu ihm und geht auch immer zu seinem Bruder, wenn ihn was bedrückt. Natsuo ist da aber nicht anders als sein älterer Bruder, er fühlt sich wohl und teilt ihm immer seine Sorgen mit.

Touya erinnert sich noch an diese Nacht, als wäre er erst gestern gewesen. Er schlief, wie so oft, im Zimmer seines jüngeren Bruders. Der Weißhaarige tat sich schwer mit dem einschlafen und hielt ihn wach mit Fragen, auf die man keine Antwort geben konnte. „Was ist der Sinn des Lebens?", „Wer hat bestimmt, wie lange eine Minute andauert? Warum akzeptierten das alle?", „Was ist Nichts?" Touya war an diesem Abend mehr als nur müde, doch er hätte sich nichts besseres vorstellen können, als in diesem Augenblick mit Natsuo zu reden.

Natürlich tut es ihm weh zu erfahren, dass er nun im Koma liegt.

„Entschuldige.. Sind Fuyumi und Shoto auch da?" „Nein, ich habe Fuyumi gebeten zu Hause zu bleiben, bei Shoto."

Die Fahrstuhltür öffnete sich, beide liefen die Gänge entlang, bis sie bei Rei ankamen. „Mom" Touya lief auf seine Mutter zu und nahm sie in den Arm. „Bitte sag mir, dass alles wieder gut wird und er aufwacht.." sprach er flehend in die Schulter von Rei. „Es wird alles gut, das verspreche ich dir."

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„Keigo, willst du vielleicht den nächsten Film aussuchen?" fragte Rumi, doch der Angesprochene war in seinen Gedanken versunken. In Gedanken bei Touya. Was kann passiert sein, dass er so schnell weg musste? Nicht Mal die Möglichkeit haben es kurz zu Erklären... Er kennt seinen Kumpel noch nicht lange, passiert sowas öfter?

„Keigo?" Gezwungenermaßen wurden seine Gedanken unterbrochen. „Sorry, was hast du gesagt?" „Ich hatte dich gefragt, ob du den nächsten Film aussuchen möchtest?" „Mögt ihr einen Disney Film? Aladdin oder so." Das war die Erstbeste Antwort, die der Falke momentan abgeben konnte. „Ich hab den sogar auf DVD, ich hol den schnell!" und schon lief Jin aus dem Wohnzimmer, auf der Suche nach dem Film.

„Soll ich vielleicht Touya mal anrufen?" fragte Keigo an Rumi und Toga. „Sein Handy hat er immer auf lautlos, nie kann man ihn erreichen!" „Vielleicht wäre es besser ihn morgen anzurufen?" machte Rumi ihren Vorschlag.

Toga behielt Recht mit ihrer Vermutung, denn der Schwarzhaarige hatte momentan sein Handy lautlos.

„Wie lang brauchen die bitte um Untersuchungen zu machen?!" knurrte Touya, der ungeduldig wurde und nicht aufhören konnte hin und her zu laufen. „Es wird bestimmt gleich jemand zu uns kommen."

Nach einer Weile sah Touya eine Ärztin und eine Krankenschwester in ihre Richtung laufen, es erweckte Hoffnung in ihm. „Seid ihr die Angehörigen von Natsuo Todoroki?" Sie bejahten die Frage. „Dann kommen Sie mit mir."

„Er ist leider noch nicht aufgewacht, doch Sie können jetzt zu ihm. Machen Sie sich keine all zu großen Sorgen, seine Werte sind gut und er sollte spätestens in einer Woche wieder sein Bewusstsein erlangen." Die Krankenschwester öffnete eine Zimmertür und bat die Todoroki Familie rein. „Natsuo..." murmelte Touya leise, ehe er sich an sein Bett gesellte. „Er reagiert schwach auf äußere Reize wie Schmerz, Licht oder die Stimme eines anderen Menschen. Viele Patienten nehmen in ihrem Zustand unbewusst etwas wahr und erinnern sich später in ihren Träumen. Beispielsweise wenn man etwas vorliest oder erzählt, kann es sein, dass es in realen Träumen eingebaut wird. Erzählen Sie also ruhig Alltägliches, vom Garten, vom Hund, von der Familie. Sie können aber auch sagen, was Sie sehen, wie 'Hier sind noch andere Patienten' oder 'Hier sind ganz viele Menschen, die sich um dich kümmern und sorgen' und was Sie am Patienten beobachten können. Ich lasse Sie dann jetzt Mal alleine." Die Tür schloss sich.

„Nimm dir einen Stuhl Touya" Erst wollte er nicht, doch nahm sich schließlich doch einen Stuhl. Der Schwarzhaarige beobachtete die Schläuche, die mit dem Körper seines Bruders verbunden waren. Wie verschiedene Flüssigkeiten in seinen Körper liefen und ihn somit versorgten. Rei hielt die Hand ihres liegenden Sohnes, während Enji mit ihm redete. Besser gesagt, einen Monolog hielt.

Touya redete kaum, nicht weil er ihm nichts zu sagen hatte. Ihm wäre es lieber alleine mit ihm zu sein, ohne ihre Eltern.


„Entschuldigen Sie bitte die Störung, doch die Besuchszeit ist gleich vorbei."

„Nein... ich will bei ihm bleiben! Gibt es keine Möglichkeit die Nacht hier zu verbringen?" „Das geht leider nicht mein Schatz.."

Widerwillig stand Touya von seinem Stuhl auf und schob ihn zurück zum angehörigen Tisch.

„Bis morgen, Natsuo."

Second chance || DabihawksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt