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Touya kaufte sich auf dem Weg zu Natsuo eine Flasche Wasser für sich und Keigo, damit er sein schlechtes Gewissen für das bezahlte Frühstück immerhin ein wenig verdrängen kann.

Im zweiten Stockwerk angekommen, klopfte Touya bevor er die Türklinke runter drückte. Er lief als Erstes rein und sein Freund hinter ihm, der die Tür hinter den zweien schloss. Die Mutter der Todoroki Brüder war nicht mehr im Raum aufzufinden, jedoch hinterließ sie eine kleine Notiz für die Keigo und Touya.

Ich muss noch was einkaufen gehen und komme danach wieder.
Passt auf euch auf.

- Rei

Diese Notiz war am Tisch, der Gegenüber von Natsuos Bett stand, befestigt. Nur der Schwarzhaarige las sie, während Keigo immer noch hinter ihm stand. „Meine Mom ist kurz einkaufen, aber kommt wohl gleich wieder." erkläre Touya ihm kurz, Keigo gab ein Nicken von sich.

Touya wollte den Notizzettel aus der Hand legen und sich an das Bett seines Bruders gesellen, jedoch schlug ihm das Krankenhaus einen Strich durch die Rechnung, als eine Durchsage über die Lautsprecher ertönte, die im ganzen Grundstück verteilt waren.

„Liebe Besucher und Besucherinnen, aufgrund eines plötzlichen systematischen Vorfalls, verkürzt sich die heutige Besuchszeit für eine bestimme Abteilung in unserem Klinikum. Wir bitten alle Besucher und Besucherinnen des Flügel B1 bitte zu gehen und frühestens morgen wieder zu kommen. Vielen Dank für Ihr Verständnis."

„Aber..." wollte Touya gerade seinen Satz anfangen, doch beendete ihn nicht, konnte es nicht. Er blieb wie angewurzelt stehen und blickte verbittert aus dem Fenster des Krankenzimmers raus. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, wie unfair das Leben doch ist, dachte er sich. Das einzige was er will, ist bei seinem Bruder zu sein und ihm beizustehen, selbst dazu ist er nun nicht mehr in der Lage. Sein Kopf ignoriert völlig den Fakt, dass morgen auch noch ein Tag ist. Bis morgen könnte alles passieren, bis morgen könnte selbst er im Krankenhaus liegen. Wenn Natsuo heute aufwachen sollte, darf er ihn nicht sehen, dieser Gedanke zerstört ihn und lässt ihn das Krankenhaus verfluchen.

Der Blondhaarige lief um ihn herum, hatte sich vor ihm gestellt und nahm den Jungen in seine Arme. Der rechte Arm fuhr an Touyas Hals vorbei, sein linker Arm hält sich zwischen Arm und Torso von Touya, am Rücken treffen sich Keigos Arme wieder und drücken den nur paar Zentimeter größeren Jungen fest an sich.

Ich bin für dich da

Keigo brauchte diese Worte gar nicht aussprechen, Touya fühlte sie nämlich.

-

„Scheiße!"

Am nächsten Tag war Keigo auf dem Weg zur Schule, dieses Mal fliegend. Am gestrigen Abend lag der Junge noch stundenlang im Bett, seine Gedanken bei Touya und Natsuo. Und durch seinen Schlafmangel, entschied sich sein Körper dazu den Wecker am Morgen einfach auszuschalten, noch dazu ohne einen weiteren Wecker eingestellt zu haben.

„Entschuldigen Sie die Verspätung!" sprach der Blondhaarige zum Lehrer, als er die Klasse betrat. „Macht nichts, setz dich auf deinen Platz."  Und so tat er es und lief zum Doppeltisch, wo Toga schon dasaß. Er bemerkte dabei Touyas Blick der auf ihm haftete, während dieser seinen Kopf auf seiner Hand abstützte.

„Du kommst genau rechtzeitig für unser neues Thema in Biologie. Ab heute werden wir uns das menschliche Auge mal näher ansehen."

„Das menschliche Auge ist ein kompliziertes Organ mit einem Linsensystem. Durch dieses Linsensystem entstehen Bilder von Gegenständen auf der Netzhaut, die im Gehirn verarbeitet werden. Den größten Teil aller Informationen aus unserer Umwelt nehmen wir über unsere Augen wahr. Sie sind überaus wichtige Sinnesorgane.

Wie ihr im Laufe eures Lebens gemerkt haben müsstet, verfügt unser Auge über die Möglichkeiten Gegenstände in unterschiedlicher Entfernung scharf zu sehen, sich Helligkeitsschwankungen anzupassen und zu guter letzt Farben wahrzunehmen.

Das Auge besteht aus Muskeln, Fasern, Häuten, Nerven und Blutgefäßen. Die nach außen auch als Schutz wirkende Hornhaut, die Augenflüssigkeit in der vorderen Augenkammer, die Augenlinse und der Glaskörper bilden ein Linsensystem, das insgesamt wie eine Sammellinse wirkt.

Die Regenbogenhaut, auch genannt Iris, wirkt mit der Pupille als Öffnung, wie eine Blende. Damit kann die Intensität des einfallenden Lichts gesteuert werden. In der Netzhaut befinden sich die lichtempfindlichen Zellen etwa 120 Millionen hell-dunkel-empfindliche Stäbchen und etwa 6 Millionen farbempfindliche Zapfen."

Der Lehrer hörte mit seinem Monolog nicht auf und zeigt ein wenig zu viel Begeisterung gegenüber seinen Schülern.

„Unser Auge ist ein sehr empfindliches Sinnesorgan. Es kann eine Vielzahl von Farben bei unterschiedlichen Helligkeiten aufnehmen und verarbeiten.

Für das farbige Sehen sind die ca. 6 Millionen Zapfen in der Netzhaut verantwortlich. Davon gibt es drei Arten.
Die eine Art ist für rotes Licht am empfindlichsten, die andere für grünes und die letzte für blaues Licht.

Wenn wir unseren Auserwählten anblicken, fällt farbiges Licht auf die Zapfen, die lichtempfindlichen Zellen werden erregt und diese Erregung im Sehnerv wird zum Gehirn weitergeleitet.

Es ergibt sich ein Farbeindruck, der sich aus den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau zusammensetzt.

Das Licht breitet sich als elektromagnetische Wellen aus. Das Spektrum des sichtbaren Lichts, das weiße Licht, reicht von den Farben Rot bis Violett. Infrarotes, beziehungsweise ultraviolettes Licht, ist für uns unsichtbares Licht."

„So, das war es dann auch mit meinem Monolog, einige von euch sind dabei sogar eingeschlafen. Wie dem auch sei, bevor ich Arbeitsblätter und Aufgaben dazu gebe, gibt es vielleicht irgendwelche Fragen dazu?" Und tatsächlich gab es von einigen Mitschülern Fragen, die nur darauf warteten beantwortet zu werden.

„Kann es passieren, dass man keinen Seelenverwandten hat und somit niemals Farben sieht?"

„Nun..." fing der Lehrer an. „So richtig beweisen oder widerlegen kann man das leider nicht. Denn nicht jeden Menschen den du begegnest, blickst du auch in die Augen. Noch dazu muss derjenige nicht in der selben Stadt, im selben Land oder gar im selben Kontinent Leben wie du, was es deutlich erschwert zu sagen, ob wirklich jeder einzelne Mensch einen Seelenverwandten hat.
Allerdings kann auch der Fall auftreten, dass man seinen Seelenverwandten trifft, aber die Zapfen trotzdem nicht reagieren."

„Wie geht das?"

„Bei einigen Menschen können die Zapfen für eine der Grundfarben oder sogar für mehrere Farben gestört sein oder ganz fehlen. Es kommt dann zu Farbsehstörungen oder auch zur Farbenblindheit. Durch Farbtests kann man ermitteln, ob Personen zum
Beispiel an einer Rot-Grün-Blindheit leiden. Solche Test können nur durchgeführt werden, wenn die entsprechende Person auch ihren Seelenverwandten getroffen hat, was die Sache in diesen Fällen besonders schwer macht. Es darf also nicht ausgeschlossen werden, dass jemand von Grund auf Farbenblind ist und somit nicht mal eine Chance hat zu wissen, wer ihr Liebhaber fürs Leben sein wird."

„Wie ironisch." murmelte Touya.

Die nächste Person wurde drangenommen. „Können die Augen eigentlich wieder farbenblind werden, wenn der Seelenverwandte zum beispiel gestorben ist?"

„Ja, das ist möglich. Wenn unser Seelenverwandter stirbt, wird uns jemand neues zugeteilt und bis dahin werden wir wieder farbenblind, soweit wir das nicht von Beginn an sind. Schließlich erkennen wir auf diese Weise ja erst unseren zukünftigen Partner. In seltenen Fällen sogar, ändert sich aber der Seelenverwandte auch so, ohne das einem etwas passiert ist, das Schicksal entscheidet es dann auf diese Weise. Aber wie gesagt, das passiert nur in äußerst seltenen Fällen, ihr solltet das also nicht all zu ernst nehmen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 07, 2021 ⏰

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Second chance || DabihawksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt