Rose aus Velitrae

206 10 0
                                    

,,Also?", Octavian stieg vom Pferd, ,,Was ist jetzt mit den Handelsschiffen?"
,,Drei müssen repariert werden.", sagte ein Kaufmann.
,, Und ihr braucht neue?", Octavian begutachtete eines der kaputten Schiffe.
,,Genau. Wir versprechen, dass alle Waren dann weiterhin pünktlich ankommen werden.", der Kaufmann stellte sich neben Octavian.
,,Und warum könnt ihr nur mit drei mehr Schiffen pünktlich ankommen?"
Der Kaufmann suchte nach einer Antwort:,, Nun... wenn Sie uns keine Handelsschiffe zur Verfügung stellen wollen, handeln wir halt so, aber es wird dann weniger Ware kommen.", er schaute zu seinen Kollegen, die zustimmend nickten. Octavian drehte sich im Kreis bis er an der Küste Rauch aufsteigen sah.
,,Warum ist da Rauch?", er zeigte mit dem Finger auf die Stelle.
,,Habt Ihr das nicht mitbekommen? Der Vater des Neros verstarb kürzlich.", antwortete ein Begleiter von Octavian. Er schaute immer noch auf den aufsteigenden Rauch:,, Ich leihe euch eine Flotte, die ihr als Handelsschiff umfunktionieren könnt."
Erfreut nickten die Kaufmänner, ,,Aber bis eure Schiffe wieder repariert sind!"
,,Ja, natürlich. Vielen herzlichen Dank."
*
,,Nero!", Octavian ging auf ihn zu, ,,Mein herzliches Beileid."
Verwundert begrüßte Nero Octavian:,, Danke, aber was machst du hier?"
Octavia zeigte zum Hafen:,, Ich wurde hergerufen, da wir wenige Handelsschiffe haben. Aber ich möchte dich nicht weiter belasten."
,,Du belastest mich nicht, eher ist alles belastend für meine Schwester dort.", Nero nickte zu Evelina, die von Tonius getröstest wird.
Octavian fand die Begegnung mit Evelina als ein Schicksal, sie genau hier in Ostia wiederzufinden und sie ist auch die Schwester von Nero.
,,Evelina ist deine Schwester?",
,,Ihr kennt euch schon?", fragte Nero zurück.
,,Sie arbeitet noch bei mir.",
Tonius lief ins Wasser um Evelina etwas zu zeigen, sie schien erstaunt darüber zu sein.
,, Wer ist der Mann neben ihr?", wollte Octavian wissen.
,, Einer von den Bestattern, ein junger Knabe ohne Haus, betrügt die Leute damit mit den Göttern zu sprechen. Aber wenn es meine Schwester glücklich macht.", Die Männer gingen Zelt, denn Nero musste seine Sachen packen.
,, Kann ich sie mitnehmen?", kam es aus Octavian, ,, ich möchte sie nach Rom bringen, damit sie dort erstmal alles erledigen kann. Und du kannst nach Beneventum, ich bringe sie dir dann."
Nero schien zu überlegen:,, Ich könnte zu Feline. Es mit ihr abklären und alles vorbereiten.", Nero drehte sich zu Octavian, ,,Es ist eine gute Idee. Nimm sie mit."
*
,, Aber wie soll ich dann nach Beneventum kommen?", Evelina richtete sich schnell ihre Haare.
,, Es werden dich welcher dahin bringen, mach dir keine Sorgen.", antwortete Nero und wartete am Eingang, er streichelte die Schulter von seiner Schwester:,, Du weißt, was du zu sagen hast?", Evelina nickte, ,, Octavian ist ein sehr konservativer Mann und bis jetzt der mächtigste Mann Roms."
Evelina nahm Neros Hände von ihren Schultern:,, Ich habe es verstanden.", unterbrach sie Nero leise, er seufzte und schickte sie raus, Octavian wartete schon mit seinem Wagen, die Pferde schnaubten.
,,Wie wir alles besprochen haben?", fragte Nero Octavian, der daraufhin nickte und zu Evelina blickte.
Nero küsste seine Schwester auf die Stirn, bevor sie in den Wagen stieg:,, Komm heil an."
Die Pferde wieherten und galoppierten los.
Evelina sah noch mal zurück zu ihrem Bruder, der aber schon gegangen war.
,, Wir machen noch eine kleine Reise.", sagte Octavian.
,,Und wohin?"
,,Nach Velitrae.", er lächelte.
*
Die Sonne ging unter und die ersten Fackeln wurden an den Häusern angezündet.
,, Kannst du mir jetzt sagen was wir hier machen?", langsam genervt stieg Evelina aus dem Wagen.
,,Hier wurde ich geboren.", Octavian breitete seine Arme in Richtung des Sonnenuntergangs aus, ,,Hier wuchs ich auf."
,,Es sieht sehr schön aus.", Evelina bewunderte die Landschaft.
,,Komm mit, ich zeig dir mein Haus!"
Das Haus war eine alte kleine Villa, Marmorsäulen schmückten den Eingang und das Efeu, das an den Wänden  wuchs, ließ das Haus veraltet aussehen.
,, Am Sonnenaufgang wurde ich geboren und am Sonnenuntergang bin ich wieder hier."
,,Du blühst auf, wenn du hier bist.", bemerkte Evelina und blickte weiterhin auf das Haus.
,, Wo wurdest du geboren?", fragte daraufhin Octavian.
In Erinnerung schwelgend antwortete Evelina:,, In Rom, als die Blätter fielen, in einem Haus mit einem einzigartigen Garten, die Vögel liebten es dort. Mein Vater und ich haben sie immer mit Brot gefüttert. Erinnerungen an den Vater kehrten wieder hoch.
Octavian schien Evelinas Trauer aufgefallen zu sein:,, Warum ich hier bin ist, dass mein Vater auch starb, aber da war ich erst fünf.", beruhigend sprach er zu Evelina.
,,Mein Vater war aber 26 Jahre lang bei mir.", und es herrschte das Schweigen.
Und Octavian brach es mit seiner etwas lauteren Stimme:,, Aber ich habe viel mehr Menschen sterben sehen. Meine Großmutter starb in meinem zwölften Lebensjahr, Kameraden starben in Schlachten und zu guter Letzt mein Weggefährte, der mir so viel im Leben beigebracht hat.", Evelina ging den Weg vor, während Octavian stehen blieb, auch sie blieb stehen  und drehte sich zu ihm.
Sie rief:,, Danke, dass du mir vertraust!", es wurde kühler und Evelina schlang ihre Arme um den Körper.
,, Lass uns nicht mehr über den Tod unterhalten, lass uns über unser Leben reden.", schlug Octavian vor, ,, Erzähle Von deinem Leben. Ich wäre auch dankbar dafür sein, dass du mir vertraust."
Evelina sah nach oben in den Himmel, wo bereits die ersten Sterne auftraten:,, Ich wuchs auch wohl behütet auf, war als Kind nie arm. Wir lebten im Wohlstand.", Evelina ging hin und her, Octavian hingegen setzte sich auf eine Bank vor einem Haus hin, ,, Bis halt zum Bürgerkrieg. Mein Vater war natürlich auf Cäsars Seite, doch er wurde betrogen und wir verloren alles, das Haus mit dem Garten gehörte nicht mehr uns und wir hatten noch so viel Geld für ein kleines Häuschen übrig. Nero versprach uns zu helfen und ging in den Senat. Er hat sein Versprechen nicht gebrochen.", sie seufzte, ,, Das ist meine Geschichte vom reichen Mädchen, was wertlos wurde."
Octavian lachte auf: ,, Du bist nicht wertlos. Deine Geschichte hat auch gute Seiten, erzähle über deine Ehe."
Evelina wurde unsicher:,, Er...", sie stotterte, ,,Er verstarb im Krieg."
Octavian bemerkte ihre Nervosität und hackte nochmal nach:,, Wie war denn sein Name?"
,,Marcus Duilius.", antwortete sie fest.
,,Und wenn ich jetzt veranlasse in den Dokumenten nach Marcus Duilius zu suchen, werde ich ihn finden?"
Evelina schwieg.
,,Eine alte Jungfer also und eine schlechte Lügnerin.", er lachte, ,,ungewöhnlich für eine Frau ihres Aussehens.", er wechselte das Thema, ,,ich entsprach auch nicht den römischen Normen. Als Kind war ich zu aggressiv und unerzogen. Aber Julia, meine Großmutter wusste wie man mich zu bändigen hatte. Sie war eine großartige Frau. Sie hat mich sehr streng erzogen, aber dennoch mit viel Liebe."
,, Du hast ihr eine Lobrede gehalten, habe ich gehört.", flüsterte Evelina plötzlich.
Er flüsterte zurück:,, Sie hat es verdient, dass man sie lobt.", am Garten des Hauses, wo Octavian sich auf die Bank setzte, riss er eine weiße Rose ab,
,,Wir alle tragen Sünden mit uns rum. Wir alle sind nicht perfekt.", gab Evelina von sich.
,, Nein.", sagte er, ,,Wir alle sind Goldmünzen, die mal auf den Boden fallen und dreckig werden, aber das heißt nicht, dass die Goldmünze weniger wert ist."
,, Ein sehr gescheites Zitat.", antwortete Evelina.

,,Du hast mich inspiriert.", Octavian roch an der Rose ohne den Blick von Evelina abzuwenden.
*
Am Stadtrand von Rom, wechselte Evelina den Wagen und stieg in den, von Octavian veranlassten, Wagen, der sie nach Beneventum bringen wird.
,,Ich möchte, dass du dich an diesen Abend erinnerst.", bat Octavian.
Evelina lächelte:,, Natürlich werde ich mich daran erinnern, ich verbrachte den Abend mit dem mächtigsten Mann Roms."
,, Nimm dies als mein Geschenk an. Das wird dich erinnern.", er übergab ihr die weiße Rose.
,,Aber sie wird doch verblühen, wenn ich ankommen werde.", Evelina nahm die Rose.
,,Man sagt, dass Blumen aus Velitrae nie verblühen.", und so ritt Evelina los, Octavian schaute ihr nach wie sie Rom verließ, ungewiss, ob sie jemals wieder zurück kommen wird und sein Herz öffnen wird, wie sie es in Velitrae getan hat.
__________________________________
Wie findet ihr das Buch bis jetzt? Rückmeldungen sind erwünscht

Passio Romae #EtherealAward17 #InfinityAward17 #JupiterAward17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt