Bach und Fluss

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Es waren nur noch wenige Tage bevor Octavian zu Augustus wurde. Zum mächtigsten Mann Roms.

Octavian war mit Livia im Zimmer.
Während Octavians Frau nähte warf sie folgende Behauptung in den Raum:,, Es gibt Gerüchte, dass du dich mit Dirnen rumtreibst.", sie sagte es ruhig und hielt es nicht für wichtig Octavian anzusehen, sie nähte lieber konzentriert ihre Kleidung.
Auch Octavian fragte mit ruhiger Stimme, die aber doch etwas Wut enthielt:,, Wer verbreitet denn diese Gerüchte?"
,,Das spielt keine Rolle. Es ist mir nur wichtig, dass ich die einzige bin, die du liebst!", Livia legte den Stoff zur Seite und schaute Octavian erwartend an.
,,Unfassbar, dass du an mir zweifelst!", seufzte er und versuchte aus dieser Situation zu fliehen:,, Meine Leute erwarten mich und du, Livia, solltest dir darüber nicht den Kopf zerbrechen."
Er packte seine Sachen zusammen.
,,Wohin gehst du jetzt schon wieder?!", Livia stemmte vorwurfsvoll ihre Hüften, aber Octavia packte weiterhin seine Sachen und seine Leibgarde stand am Eingang:,, Anscheinend merkst du nicht, dass ich in Kürze Kaiser von Rom werde und du wirst an meiner Seite sein.", ruhig schaute er Livia an. Er wollte lächeln, aber er schaffte es nicht.
Er ging nur emotionslos aus dem Raum, Livia rief ihn nur noch hinterher:,, Ich möchte nur nicht verlassen werden!"

Die Blüten der Rose sind zerbröselt als Evelina die Steinplatte hinter ihrem Haus hob. Vorsichtig strich sie über die Blume, aber bei der zärtlichsten Berührung zerfiel sie komplett.
Als Evelina hörte, wie Nero angeritten kam, versteckte sie wieder Rose zwischen den Steinplatten.
,,Wo sind Feline und die Kinder?", fragte er.
Evelina ließ sich auf ihr Bett fallen:,, Die sind eben losgegangen. Du müsstest sie eigentlich gesehen haben, wie sie auf dem Markt gingen.", Nero gab nur ein Seufzer von sich:,, War anscheinend in Gedanken. Die Sitzung war schrecklich!", began Nero zu erzählen, ,,Sie fingen an über die Armen zu lästern. Die alten reichen Männer!", er wurde lauter, ,,Sie sagten sie wären selbst schuld, dass sie so arm geworden sind oder sie seien dumm fürs reich sein.", er schaute Evelina an, ,,Aber auch Octavian behauptete, sie entsprächen nicht der römischen Norm."
Seine Schwester richtete sich auf:,, So, so..."
,,Aber er verteidigte sie auch indem er sagte, dass sie versuchten ihr Leben zu leben. Sie würden sich mit Schauspiel ablenken. Und dann sagte er auch noch, dass sie durch das Schauspiel andere Menschen sein können.", Nero schmunzelte, ,,Das erinnerte mich an unseren Vater wie er sagte, dass man durchs Schauspiel die gütige Mutter..."
,,Bis hin zum reichsten König sein kann.", beendete Evelina den Satz.
,,Octavian ist ein Mann mit vielen Gesichtern.", Nero schaute besorgt zu Boden, ,,Ich weiß nicht, ob man ihm die alleinige Herrschaft zumuten soll."
*
Es war Nachmittag als Octavian mit seinen Kameraden angeritten kam. Sie gaben ihre Pferde ihren Sklaven und Perditus began zu grinsen:,, Sieh an, wer steht denn da? Die Tochter von Venus.",
Evelina verachtete Perditus und blieb weiterhin etwas abseits des Hauser stehen.
,,Geht ihr ohne mich rein. Ich komme gleich.", bat Octavian.
Perditus boxte theatralisch gegen Octavians Arm und lachte:,, Aber pass auf, dass deine Livia nicht eifersüchtig wird."
Octaviab ignorierte seine Bemerkung und wartete bis die anderen gegangen sind, bevor er zu Evelina ging, lächelnd fragte er:,, Was machst du hier?"
,,Ich habe Angst um deinen Ruf in meiner Familie.", antwortete sie ebenfalls lächelnd, Evelina schaute sich um:,, Wenn du jetzt kannst möchte ich dir was zeigen.", flüsterte sie.
Octavian schaute zu seinem Haus und wieder zu Evelina, die nochmals fragte:,, Hast du jetzt Zeit oder nicht? Wir können es auch..."
,,Ja, zeig es mir!", unterbrach Octavian Evelina.
Sie nahm seinen Arm und zog ihn mit sich:,, Als zukünftiger Kaiser solltest du alle Seiten von Rom kennen- auch die dunklen."

Sie gingen durch eine verdreckte Gasse, die Leute schauten sie skeptisch an, vor allem Octavian, der mit seiner gepflegten Kleidung auffiel, er sah wie die Leute an verschiedenen Ständen um ihr Essen kämpften oder wie Männer schon betrunken auf der Straße hockten.
Er war schockiert darüber was er sah.
,,Wir wären da!", Evelina schaute lächelnd zu Octavian.
,,Eine Metzgerei?", fragte Octavian und zeigte auf den Laden.
,,Nein, nein. Wir müssen ganz nach oben.", beide schauten hoch und gingen rein.
,,Hier lebt eine nette alte Dame mit ihrem Mann. Sie waren schon immer arm, aber ihnen machte das nichts aus.", Evelina stieg außer Atem die letzten Stufen hoch:,, Docila, hast du mich vermisst?", fragte Evelina und betrat den kleinen nebeligen Raum, Octavian folgte ihr, wurde aber gleich von einem Hustenanfall überfallen.
,,Das kann nicht sein!", eine piepsige Stimme erklang vor dem Kamin, ,,Die kleine Evelina mit ...", Docila erstarrte als sie Octavian sah, ,,Das kann nicht sein!", flüsterte sie, ,,Dequan! Du glaubst nicht wer hier ist!", sie lief zu einem alten Mann, der am Schlafen war und weckte ihn auf
,, Brennt das Haus?! Brennt das Haus?!", erschrocken fiel er fast vom Stuhl.
,,Der Octavian ist hier, du weißt schon der Friedensbringer!"
,,Der Friedensbringer also. Und will er uns etwa rausschmeißen?", Docila und Dequan schauten zu Evelina.
,,Nein, habt keine Angst, er ist nur hier um zu sehen wie ihr hier lebt.", antwortete sie und erntete einen fraglichen Blick von Octavian.
Dequan keuchte auf:,, Ha! Sowas habe ich noch nie erlebt!", er versuchte aufzustehen, ,,Docila, reich mir mal mein Stock!", die pummelige Frau holte hinter dem Stuhl Dequans Stock.
,,Na dann, lieber Octavian, setzten Sie sich und genießen Sie unsere Show, was sich Leben nennt.", er zeigte auf den Tisch, ,,Docila, lass uns Essen!"

Evelina setzte sich neben Octavian und dass gegenüber von Dequan.
,,Ich hoffe Sie können noch was sehen, Sie sind es ja nicht gewohnt vom Rauch umgeben zu sein."
,, Ist es jeden Tag so?", fragte Octavian.
,,Endlich redet er auch!", froh schaute er Evelina an, ,,Ja, ja wir müssen was essen und das Feuer hält uns warm.", Docila kam mit einem Tablett.
,,Schwarzbrot und Sardellen?", fragte sie.
,, Gerne!", antworteten die drei.
Während jeder ein Stück Brot nahm, fragte Octavian:,, Und haben Sie keine Angst, dass es brennt."
Dequan lachte:,, Er weiß ja gar nichts! Nein. Angst habe ich schon lange nicht mehr, ich bin eher vorbereitet, nachdem die Wohnung neben uns zweimal gebrannt hat und sogar ein Kind starb. Traurig, traurig das Leben.", Dequan wickelte seine Sardelle in das Brot ein.
,,Und niemand hat was unternommen?", fragte schließlich Evelina.
,,Wer interessiert sich denn für uns?", Dequan schaute Octavian an.
Docila lockerte die peinliche Stimmung:,, Es ist nicht das exotische, was Sie kennen, Octavian, aber ich hoffe, dass es Ihnen trotzdem schmeckt."
,,Vielen Dank, Docila. Ehrlich gesagt, finde ich die Hausmannskost wesentlich besser.", er blickte zu Docila, ,,Kuhkäse wäre noch gut."
,, Da sind wir einer Wellenlänge, Octavian.", Docila stand erfreut auf, ,,Heute morgen habe ich Hand gepressten Kuhkäse zubereitet!", sie stellte das Tablet mit dem Käse auf den Tisch.
,,Kindheitserinnerungen werden wahr.", lachend guckte er Evelina an, auch sie lächelte und erinnerte sich noch gut an den Ausflug nach Velitrae.

Nach dem köstlichen Essen fragte Dequan Evelina und Octavian:,, Woher kennt ihr euch eigentlich?"
Octavian versucht mit der Zunge noch die letzten Essensreste aus den Zähnen zu ziehen:,, Evelina hat bei mir die Kleider genäht und wir hatten halt die gleichen Interessen.", Evelina und Octavian schauten sich gegenseitig an, als wären sie schon lange zusammen.
,,Ich kann mich noch gut erinnern als Evelina noch so klein war.", Dequan demonstrierte mit seiner faltigen Hand wie klein Evelina war, ,,Sie kam immer zu uns und hat uns entweder Eier oder Milch gebracht.", Docila setzte sich dazu:,, Ihr Vater war immer voller Sorge, dass sie sich in den Gassen verirrt, wie geht es ihm eigentlich?"
Evelina schaute nach unten:,, Nun , er ist schon lange nicht mehr bei uns."
,,Hach, Seneca... ein Mann mit großem Herz.", seufzte Docila.
Dequan spielte auf ein fröhliches Thema an:,, Man hat genau gemerkt wie Evelina erwachsne wurde. Ihre Wortwahl hat sich um Laufe der stetig verbessert. Von Ich soll Eier bringen zu Ich wurde beauftragt Ihnen frische Eier von den Gänsen zu bringen.", alle lachten.
,,Octavian, die Frau ist ziemlich klug.", Dequan hob sein Zeigefinger.
,,Das weiß ich, das zeigte sie mir oft."

Evelina und Octavian gingen die Stufen runter als Docila warnte:,, Erkältet euch nicht, es ist kalt!"
Doch Dequan brüllte aus dem Raum:,, Ach, je kälter der Winter, desto wärmer der Sommer, das haben schon die Bauern vor tausend Jahren gepriesen!"
Octavian blieb noch stehen:,, Der Tag mit Ihnen hat mir wirklich gefallen. Ich werde alles tun, damit es Ihnen besser geht.", versprach Octavian.
Docila antwortete nur mit einem leichten Lächeln.

Die Gasse war nicht mehr überfüllt und die Sonne ging grade unter.
,,Deine Leute haben bestimmt auf dich gewartet.", sagte Evelina.
,,Ach, die sind jeden Tag da. Einmal können sie ohne mich sein.", aus Octavians kam warme Luft raus, ,,Danke, dass du mir diesen Einblick gewährt hast. Anscheinend hat Nero dir  von unserer Diskussion erzählt."
,,Ja, und er war auch verärgert darüber."
Ein kalter Windzug wehte über die beiden und Evelina klammerte sich an Octavians Arm.
Die Abendsonne war schon hinter dem Marcellustheater.
Evelina stellte sich auf die Zehen und flüsterte Octavian etwas ins Ohr.
,,Warum sagst du das?", fragte er.
,,Das sagt man doch so im Theater zum Publikum. Sage das, wenn irgendeine großartige Geschichte in deinem Leben war."
,,Wirst du das auch sagen?", fragte Octavian.
,,Ich hoffe, dass ich eine großartige Geschichte beginnen kann.", vor dem Fluss Tiber standen sie, ihr Atem kondensiert vom kalten Januar.
Und wieder dieser Blick. Wie in der Therme, in Velitrae, im Forum Romanum, nur, dass dieser Augenblick, eindeutig war. Beide wussten was der andere wollte, aber sie hatten Sorgen.
Du treibst dich mit Dirnen rum, klagte Livia in Octavians Kopf
Octavian hat viele Gesichter, warnte Nero Evelina.
Durch die Liebe verlieren wir jegliche Moral, lehrte Cordia
Und Evelinas Vater deutete,
Octavian wird nicht versagen!

Und wie auf Kommando trafen sich ihre Lippen zusammen, das Erdrückende verschwand als sie sich fanden.
Der Kuss war stürmisch, wie ein Ozean und der Kuss vereinte die beiden, wie zwei Gewässer, die zum Meer werden.
Zwischen den Küssen schienen noch die letzten Strahlen, der Abendsonne, wie sie sich auf den Kuss legten wie ein Horizont.
Octavian und Evelina haben sich gefunden, obwohl sie die unterschiedlichsten Wege hatten, flossen sie beide in den Ozean.
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Vielen lieben Dank für eure Geduld!
Als Belohnung ist das Kapitel etwas länger und es passiert endlich was :p

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