Mit zitternden Fingern kramte ich das Feuerzeug aus meiner Jackentasche. Mit der linken Hand schützte ich die schwache Flamme vor dem Wind, während ich mir meine Zigarette anzündete. Als sie endlich an war sog ich den Rauch tief ein und schloss die Augen. Sofort legte sich der Sturm, der in meinem Kopf herrschte und ich konnte wieder einigermaßen normal denken.
Ich setzte mich auf den Bürgersteig, streckte meine Beine von mir und stütze mich mit meiner linken Hand auf dem Bürgersteig ab, während ich in meiner rechten die Zigarette hielt.
Als er sich neben mich setzte kriegte ich fast einen Herzinfarkt. Ich hatte ihn nicht kommen hören. Am liebsten hätte ich ihm gesagt er solle verschwinden. Aber ich wollte nicht verletzend sein. Wir saßen einfach da und schwiegen, und ich fragte mich irgendwann was mit ihm los war, da er sonst sehr viel redete.
"Was machst du hier?", fragte er mich, als ob er sich das gleiche gerade auch über mich gefragt hätte. Ich antwortete erst nicht.
Was sollte ich ihm sagen? Dass ich es zuhause nicht mehr ausgehalten habe, weil schon wieder alle Erinnerungen an den Tag auf mich eingestürzt sind, wie eine Jahre alte, brüchige Mauer?"Ich wüsste nicht was dich das angeht", sagte ich und blies ihm Rauch ins Gesicht. "Außerdem könnte ich dich das selbe fragen."
"Ich hab dich durch's Fenster gesehen", sagte er, als wäre das die Antwort auf meine Frage.
"Und dann denkst du, oh ja setz ich mich mal zu ihr?", fragte ich ihn und fuhr mir genervt durch meine kinnlangen, braunen Haare.
"Wenn du es so haben willst, ja", meinte er und sah mich an. Ich hielt ihm die Packung Lucky Strike hin. Er lächelte, nur für eine Millisekunde, und zog eine heraus. Ich reichte ihm Feuer und während er sich die Zigarette anzündete, beobachtete ich ihn.
Calum ging in meine Klasse. Er wohnte direkt neben mir. Wir waren nicht sehr eng befreundet, aber das war ich eigentlich mit niemanden, seid ich einen meiner Ausbrüche ausgerechnet in der Schule hatte. Die Erinnerungen sind gekommen, als wir am letzten Tag vor den Ferien einen Film gesehen haben. Ich habe auf einmal einen Heulkrampf bekommen. Seither nannten sie mich alle nur noch "Psycho".Natürlich konnten sie nicht wissen, dass ich Posttraumatische Belastungsstörung hatte. Wahrscheinlich wüssten sie nicht einmal was das ist. Seit ich die Tabletten nehme die Dr. White mir verschrieben hatte, ging es mir besser. Nur war ich noch nicht richtig davon überzeugt. Ich wollte nicht mein Leben lang Tabletten nehmen müssen.
"Hast du mal überlegt einfach abzuhauen?", fragte er so unerwartet dass ich zusammen zuckte.
Ich schwieg und starrte auf meine schwarzen Converse. Ich nahm einen tiefen Zug aus meiner Zigarette bevor ich antwortete."So gut wie jeden Tag. Wieso fragst du?"
"Wieso tust du es nicht?"
"Ich hab kein Auto", antwortete ich simpel. Er lachte kurz. Es hörte sich schön an. Rau.
"Meine Freunde und ich fahren morgen weg. Wenn du mir erzählst warum du jeden Tag hier draußen vor deinem Haus sitzt und entweder rauchst oder trinkst nehmen wir dich mit."
Ich zog meine Augen zusammen und setzte mich gerade hin. Warum wollte er das so dringend wissen?
"Calum, wir kennen uns nicht wirklich. Warum sollte ich dir das sagen und vorallen; warum sollte ich dir vertrauen?"
Er sah mich an. "Weil ich merke wie sehr du hier weg willst."