1 ;; namjin - piece of art

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╰──➤ 1 ;; namjin - piece of art

┊❥ seokjin x namjoon
┊❥ pov seokjin
┊❥ 942 words

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Der Himmel war eine Leinwand, bemalt mit sanften Orangetönen, die am Horizont in ein starkes Purpurrot übergingen. Die Hochhäuser davor waren in schwarze Schatten getaucht, bildeten einen starken Kontrast, genau wie das dunkle Blau, welches oben im Gewölbe zu sehen war und die anstehende Nacht ankündigte. Die Wolkenfetzen dort sahen aus wie violette Farbspritzer, völlig fehl am Platz, gleichzeitig vollendeten sie die mir dargebotene Ästhetik.

Ruhig betrachtete ich das Farbspektakel, ließ es auf mich wirken, all meine Sinne benebeln; der Pinsel in einer Hand, die Staffelei mit dem noch leeren Gemälde neben mir. Meine Augen fuhren langsam über die Landschaft, anschließend durch mein Atelier, das einzig durch das schwindende Sonnenlicht beleuchtet wurde. Im Hintergrund lief Irene von Jimmy Brown, doch ich war tief in Gedanken, dass ich den Text kaum noch wahrnahm.

Paradox, da mein Kopf gleichzeitig so leer war, dass ich einfach nicht wusste, wohin mit mir.

Mit einem leisen Seufzen wandte ich mich von draußen ab, sah auf meine leuchtend weiße Leinwand.

"Was soll ich bloß malen?", hauchte ich. Tausende Ideen wuselten durch mein Inneres, doch keine einzige konnte ich fassen, keine schien es wert, von mir ins Leben gerufen zu werden.

"Wieso malst du nicht einfach mich?"

Mein Körper erstarrte für einen Moment, ehe ich die Hand, in der ich den Pinsel hielt, schlaff neben mich fallenließ und mich in die Richtung, aus der die tiefe, warme Stimme erklungen war, drehte. Ich würde sie immer und immer wieder erkennen, egal, unter welchen Umständen, egal, wann ich sie zuletzt gehört hatte, weil sie in mir all die Gefühle aufblühen ließ, die ich nicht in Worte, nur in Bilder packen konnte.

Ich spannte meinen Kiefer an, musterte Namjoon, der plötzlich in meinem Atelier aufgetaucht war, still. Er sah so wunderschön aus, wie eh und je, noch faszinierender als das bunte Spiel der Farben auf der anderen Seite.

"Was machst du hier, Namjoon?", fragte ich in einem Flüsterton, weshalb ich mich auch sogleich räusperte, um wieder etwas Festigkeit in meine Stimme zu bekommen. Der Größere blieb nur wenige Zentimeter von mir entfernt stehen, überflog mein Äußeres mit seinen dunklen Augen, dass ich mir nervös auf die Unterlippe biss.

"Das weißt du doch", wisperte er. "Ich bin wegen dir hier, Seokjin."

Ein Kribbeln fuhr durch meine Adern, elektrisierte mich. Ich hatte gehofft, dass er nicht mehr solch eine Wirkung auf mich haben würde, nachdem wir uns vor einigen Wochen so heftig zerstritten hatten, dass unsere Beziehung in Scherben auseinandergegangen war.

Aber, verdammt, was für eine Wirkung er auf mich hatte.

"Ich habe dich vermisst", raunte er. Sein Blick war intensiv, stechend, ich schmolz unter ihm dahin, wie flüssiges Gold. "Und ich weiß", fügte er, nachdem er mir noch einen Schritt nähergekommen war, hinzu, "dass du mich auch vermisst hast."

Kein Widerspruch meinerseits, denn natürlich hatte er recht. Ich hatte Namjoon die letzten Wochen so sehr vermisst, dass jedes meiner Bilder nichts als Kälte und Leere ausgedrückt, absolut verloren und verirrt gewirkt hatte. Es war grausam ohne ihn gewesen, Tag für Tag eine Qual.

Ich liebte diesen Mann so sehr, und daran änderte auch unser Streit nichts.

Schweigend starrten wir uns an, das Einzige, was man hörte, das Lied, das im Hintergrund unbeirrt weiterspielte, als Namjoon seine Hand auf meine Wange legte, so zärtlich, als wäre ich Ostrakon. Vorsichtig strich er mit seinem Daumen über meine weiche Haut, woraufhin ich entspannt aufseufzte, nicht umhin kam, mich seiner Berührung gar entgegenzulehnen.

"Sag es mir", wisperte Namjoon. Sein heißer Atem berührte meine leicht bebenden Lippen.

"Sag mir, dass du mich auch vermisst hast."

Er machte mich schwach. Er hatte mich schon immer schwach gemacht, zerbrechlich.

"Ich habe dich auch vermisst, Namjoon", gab ich von mir, meine Stimme nicht mehr als ein Hauch. Direkt schlich sich ein Lächeln auf die Lippen meines Gegenübers, das nur noch breiter wurde, als ich meine Hand auf seine drückte, während ich ihn zögerlich und entschlossen zugleich anschaute.

Das Atelier wurde dunkler, die Schatten länger, derweil wir nichts anderes taten, außer uns anzustarren, die Nähe des anderen, die uns so lange fern geblieben war, zu genießen.

"Zwischen uns ist so einiges schiefgelaufen, Seokjin", meinte Namjoon nach einer Weile ernst. "Aber ich habe nie nur eine Sekunde damit aufgehört, dich zu lieben. Deswegen, lass es uns bitte noch einmal versuchen."

Ohne zu zögern, nickte ich, als hätte ich nur darauf gewartet, dass der Größere wieder hier auftauchen und genau das sagen würde, was er gesagt hatte. Vielleicht hatte ich in Wahrheit aber auch nur darauf gewartet, dass das passieren würde.

"Ich liebe dich, Seokjin", sprach er.

Ich lächelte sanft.

"Ich liebe dich auch, Namjoon."

Dieser platzierte nun auch seine andere Hand auf meiner Wange, umrahmte mit beiden mein Gesicht, zeigte mir damit, dass ich nur zu ihm gehörte, sonst niemanden. Voller Gier und Verlangen verschlangen mich seine Augen, ließen mich in seine Welt eintauchen, dass ich alles um mich herum vergaß, für einen rasenden Herzschlag sogar, wie man atmete.

"Mal mich", äußerte er dann fordernd.

Er schmunzelte leicht.

"Oder nein, noch besser."

Namjoon beugte sich herunter, seine Lippen streiften meine, dass heiße Blitze von dort aus durch meinen ganzen Körper gejagt wurden.

"Mach' ein Kunstwerk aus mir."

Nicht einen Augenblick später lagen seine Lippen schon auf meinen, küssten mich hingebungsvoll, leidenschaftlich. Hungrig lehnte ich mich ihm entgegen, erwiderte seine hemmungslosen Berührungen, ließ meine Zunge mit seiner tanzen.

Der Pinsel fiel auf den Boden.

Unsere Körper verschmolzen miteinander wie Farbe, wurden eins, während wir weitermachten, die ganze Zeit, uns nicht den Bruchteil einer Sekunde voneinander lösten.

Und genau in dieser Nacht erschuf ich das schönste Kunstwerk, das die Welt je gesehen hatte.

𝐎𝐍𝐄𝐒𝐇𝐎𝐓𝐒 | BTS/NAMJIN ONESHOTSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt