eight

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Draußen war es inzwischen dunkel geworden, doch ich wollte noch nicht nach Hause und Kate schien es ähnlich zu gehen.

"Wollen wir noch eine Runde spazieren gehen? Ich weiß, es ist schon spät, aber da vorne ist gleich das Meer." Sie zeigte hinter das Haus, aus welchem wir gerade kamen.

"Sehr gerne." antwortete ich mit einem Lächeln auf den Lippen.

Zusammen gingen wir also in Richtung Meer. Die Nacht war friedlich, hier und da hörte man ein paar Gäste, die in ihre Autos stiegen, um nach Hause zu fahren. In weiter Ferne konnte man auch das Meer ausmachen. Der schmale Weg wurde von mehreren Laternen beleuchtet. Wir gingen eine Weile nebeneinander her - bis Kate das Wort ergriff.

"Hat es dir gefallen?"

"Ja, ganz schön beeindruckend, was er alles erlebt hat. Und irgendwie hatte ich ihn falsch eingeschätzt."

"Wie meinst du das?" Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung.

"Naja der ganze Glanz und Glamour - sowie sein Outfit - haben mich denken lassen, er sei total eingebildet und abgehoben. Aber als er dann so von sich und seinen Reisen erzählte, hat sich mein Bild gewandelt. Die Dinge sind eben doch immer anders, als sie vielleicht auf den ersten Blick scheinen.", sagte ich nachdenklich.

Kate stimmte mir zu, denn sie las zwischen den Zeilen und verstand, dass mehr hinter meiner Aussage steckte, und wir liefen zum Strand. Dort empfing uns ein kühler Wind. In der Ferne konnte man die Lichter von einzelnen Booten erkennen.

Irgendwie beschäftigte mich dieser Felix und seine komische Art mehr als mir lieb war. 

"Kate, dieser Felix - eh woher genau kennst du ihn?"

Wir saßen inzwischen auf einer kleinen Bank, die auf der Promenade stand und blickten auf das Wasser.

"Wir haben zusammen studiert, er ging in ein paar meiner Kurse. Wieso?"

"Ah okay, naja er war ganz schön von dir eh - begeistert."

Sie musste lachen. "Meinst du?"

"Ja, er hat dich förmlich mit seinen Augen ausgezogen. Abgesehen davon, kam er dir ganz schön nahe." Versuchte ich so beiläufig, wie möglich zu sagen und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

Wieder lachte sie. "Ist da etwa jemand eifersüchtig?"

Geschockt richtet ich meinen Blick auf das Wasser. Gott sei Dank war es dunkel, sonst hätte Kate gesehen, wie rot ich wurde.

Sie stieß mir spielerisch gegen den Arm. "Das war ein Scherz - Olivia!"

Nun lachte auch ich, wobei das eine Tonlage zu hoch und ich auf einmal super nervös war.

"Außerdem ist er nicht so mein Beuteschema." Sie zwinkerte mir zu.

Nun hörte auch ich auf zu lachen und wurde wieder ernst. Ich verstand, worauf sie hinaus wollte und meine innere Aufregung stieg an: "Meins auch nicht."

Kate schaute mir in die Augen, es war als könne sie tiefer blicken als sonst jemand, als würde sie direkt in meine Seele schauen und ich, ich ließ sie einfach gewähren.

Eine Strähne hatte sich aus ihrem Dutt gelockert und flog ihr ins Gesicht. Ich konnte mich nicht zurückhalten und strich sie ihr sanft hinters Ohr. Meine Hand blieb behutsam an ihrer Wange liegen, wie waren uns so nah wie noch nie. Von hier aus erkannte ich vereinzelte Sommersprossen, die auf ihrer Nasen lagen wie Konfetti. Ich hielt die Luft an, so stark war die Spannung zwischen uns. Es würde nicht mehr viel fehlen und unsere Lippen würden sich berühren. Dann würden wir diese unsichtbare Grenze, die zwischen uns Stand - die uns zu Dozentin und Studentin machte, überschreiten. Klar waren wir beide alt genug, aber eine Beziehung zwischen Student und Dozent wurde nicht gern gesehen. Es könnte sowohl ihrem Ruf als auch meinem schaden. Als hätte irgendeine Kraft im Himmel meine Gedanken gehört und mir zugestimmt, begann es auf einmal zu regnen.

Olivia & KateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt