nineteen

2.2K 120 4
                                    

"Und du hast ihn wirklich einfach so stehen lassen?" Kate hielt sich vor lachen den Bauch und griff nach einer weiteren Weintraube vom Teller.

"Was hätte ich denn machen sollen?" Auch ich musste lachen. Nachdem Kuss gestern sind wir schlafen gegangen, allerdings war meine Nacht kurz und ich konnte irgendwann nicht mehr sinnlos rumliegen, daher hatte ich mich dazu entschlossen, Frühstück für uns zu machen. 

Gerade hatte ich Kate von einem Interview erzählt, bei dem ich einen Typen von einem jungen Start-Up einige Frage über seine Firma stellte, dieser war allerdings anderweitig beschäftigt und hatte mir während unseres Gesprächs dauerhaft in den Ausschnitt gestarrt. Das hat mir irgendwann gereicht und ich hatte ihn darauf angesprochen. Er fand das super lustig und lud mich schließlich auf sein Hotelzimmer ein, da bin ich gegangen und habe dem Verlag einen Artikel über Sexismus gemailt, der sogar richtig gut ankam. 

"Ich weiß nicht, aber einfach so gehen, ist schon hart." Sie beruhigte sich langsam von ihrem Lachkrampf und trank einen Schluck von ihrem Tee. 

Auch ich wurde langsam wieder ernster, "Manchmal kann man nicht anders." Antwortete ich und biss von meinem Brötchen ab. Mit einmal war mir der Appetit vergangen und die ausgelassene Stimmung von vorhin verflogen.

Kate nickte und starrte an die Stelle, an der sie gestern noch ihren Verlobungsring trug.

"Würdest du manchmal gerne die Zeit zurück drehen können?", fragte sie schließlich.

Ich zuckte mit den Schultern, "Was sollte das ändern? Ich wäre trotzdem gegangen. Vielleicht zu dem Tag im Café als ich dich mit David gesehen habe, aber wer weiß wie die Dinge dann wären.", gab ich nachdenklich von mir.

"Stimmt, wir sollten nicht so viel Zeit in der Vergangenheit verbringen und uns stattdessen auf die Zukunft konzentrieren.", sagte sie und schaute dabei zu mir.

Beim Gedanken an die Zukunft fühlte ich mich allerdings auch nicht besser.

"Gestern hast du gesagt, du warst insgeheim froh, zu wissen, dass das, was wir hatten, keine Zukunft hatte damals. Was - eh was denkst du, wäre passiert wenn ich geblieben wäre?" Das ganze Thema machte mich nervös, weswegen ich begann mit dem Saumen von meinem Pullover zu spielen.

Für einen kurzen Moment sagte sie nichts. 

"Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht."

Ich musste schlucken, lange hatte ich diese Nacht überlegt sie folgendes zu fragen,

"Und haben wir sie jetzt? Also eine Zukunft?"

Kate schaute nun endlich zu mir auf. Sie sah etwas sprachlos aus, hatte nicht mit dieser Frage meinerseits gerechnet. Seitdem Kuss gestern hatte sich etwas in mir verändert, ich wollte sie - ganz oder gar nicht. Ich hatte keine Lust mehr auf Spielchen, auf diese verdammte Ungewissheit und auf diesen Schwebezustand, dieses hin und her. Ich dachte immer, das schlimmste sei es eine Abfuhr zu kassieren, doch nun glaube ich, nicht zu wissen woran man überhaupt war, war fast noch schlimmer.

"Das weiß ich auch nicht."

Ihre Worte taten mir mehr weh als mir lieb war. Langsam wurde ich wütend. Ich versuchte, ihr Zeit zu geben, log sogar ihren Verlobten für sie an und Kate konnte mir nicht mal sagen, ob sich das alles überhaupt lohnte. Gestern sagte sie mir, dass sich mich brauchte und nicht ohne Grund hier war und jetzt, jetzt wo es ernster geworden war zwischen uns, zog sie sich mal wieder zurück. Typisch.

Mit einem tiefen Seufzer stand ich auf und begann die Teller und das Besteck aufeinander zu stapeln, um sie in die Küche zu bringen. Auch Kate sprang von ihrem Stuhl auf.

Olivia & KateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt