Summertime Sadness |Vkook

XX: Sonntag

Es war ein bewölkter, lauwarmer Sonntag und trotzdem war er der wahrscheinlich wunderschönste Tag in meinen Leben. Es war mittlerweile schon später Nachmittag, da ich mit Jungkook erst so spät aufgestanden bin. Er wollte mich die ganze Zeit im Bett halten, um mich zu schonen, aber das ließ ich mir nicht gefallen und jetzt waren wir mit dem weißen Malteser auf einem Rundweg, um den See im Park.
Cloudy lief einigen Enten am Teich hinterher, schreckte allerdings wieder zurück, nachdem diese ganz wild schnatterten. Eine kühle Windbriese kitzelte mich und ich ließ mich tief über in den Hoodie sinken. Der schwarze Hoodie auf dem ganz groß IU stand, war unfassbar kuschelig und roch verboten gut - nach Jungkook. Dieser ging neben mir her und spielte mit seinen Fingern herum.
Ich zögert kurz, griff dann aber nach seiner Hand und verschränkte meine mit seiner. Er schaute mich mit glitzernden Augen an und seine Wangen erröteten leicht. Es war mir gerade einfach egal, was andere um uns herum dachten. Ich wollte einfach nur seine Nähe und Wärme in mir aufnehmen.
„Du hast ja ganz kalt", sagte er geschockt, nachdem er meine kalte Hand berührte. Er hatte recht im Vergleich zu seinen Händen waren meine tatsächlich eiskalt. „Du musst dich in Zukunft echt wärmer anziehen, sonst wirst du noch krank. Zuhause trinkst du erstmal einen heißen Tee."
Innere Wärme strömte aus meiner rechten Brust in meinen ganzen Körper. Er sorgte sich um mich? Er kümmerte sich um mich? Er interessierte sich für mich? Sowas habe ich bisher nur einmal gespürt. Doch dieses Mal durfte es nicht so enden.
Wir setzten uns gemeinsam auf eine Bank am See. Vor uns waren ein paar Gänse, die noch die letzten von den Rentnern zugeschmissenen Brotstücke fraßen. Die rote Abendsonne spiegelte sich im Wasser. In der Entfernung konnte man einige Heißluftballons erkennen. Cloudy legte sich vor meine Füße und fing an auf einem Stock Holz zu kauen.
Eine ganze Zeit lang saßen wir einfach mit ineinander verschränkten Händen nebeneinander und genossen die angenehme Stille.
„Wir sehen jetzt mit den Haaren fast aus wie Brüder", sagte Jungkook und wies auf meine und dann auf seine frisch gefärbten Haare. Jungkook hatte sich heute morgen für eine Weile im Bad eingeschlossen und kam schließlich mir roten Haaren raus. Ob er das extra für mich gemacht hatte? Bei den Gedanken daran musste ich schmunzeln.
„Du hast recht, aber deine sind schöner. Ich habe schon einen fetten Ansatz", erklärte ich ihm.
Er schaute mich verdutzt an und wuschelte durch meine Haare. „Du siehst damit verboten süß aus", sagte er und ließ mich rot anlaufen.
Unser Gespräch wurde durch einen Freudenschrei auf der anderen Seite unterbrochen. Dort ließ ein Sohn und scheinbar dessen Vater Drachen steigen. Trotz dessen, dass der Junge bereit älter war, freute er sich so dermaßen, darüber dass der Drache in die Lüfte hob. Es erinnerte mich an mich und meinen Vater...

„Vater - Schau mal!", krisch ich zu meinem Vater.
Es war ein windiger Herbsttag und wir waren im Park am See und ließen gemeinsam unsere selbst gebauten Drachen steigen. Das Wetter war perfekt, um an meinen Geburtstag gemeinsam Drachen steigen zu lassen.
„So gut sind sie noch nie geflogen. Aber lass bloß auf, dass sie sich nicht in einem Baum verheddern", warnte mich mein Vater, nachdem mein blauer Drache einem Baum gefährlich nahe kam.
Wir hatten die letzten 2 Monate fast täglich an diesen Drachen gearbeitet, um sie perfekt zu machen. Jedes kleinste Teil musste perfekt sitzen. Außerdem mussten wir den Drachen auch immer wieder umbauen, bis wir schließlich das perfekte Ergebnis hatten.
„Sag mal sollen wir später vielleicht noch ein Stück Kuchen essen gehen?", fragte mich mein Vater.
Ich starrte ihn kurz an und antwortete: „Kuchen? Ja klar!"
Normalerweise hatte mein Vater viel in seiner Praxis zu tun, und wir konnten nicht sonderlich viel zusammen unternehmen, aber heute nahm er sich diese Zeit und ich genoss jede einzelne Sekunde mit ihm.

Ich spürte wie eine warme Hand die Tränen aus meinen Gesicht wischte. Außerdem spürte ich einen warmen Atem gegen mein Gesicht stoßen. Ich sah in die warmen Augen und von Jungkook, der mich nun einfach in den Arm nahm und mir beruhigend über den Rücken strich.
Scheiße - Hatte ich jetzt wirklich wieder vor Jungkook geweint? Musste ich immer so eine Heulsuse sein? Konnte ich nicht ein bisschen mehr Kraft haben - Ein wenig mehr Stärke? Trotzdem wollte ich mich einfach nur in seiner warmen Umarmung verlieren.
„Woran dachtest du gerade?", fragte er mich zärtlich.
Ich wiegte meinen Kopf von links nach recht und überlegte eine ganze Weile lang.
„Letztes Jahr feierte ich meinen Geburtstag mit meinem Vater. Wir waren auch da drüben", sagte ich und zeigte auf die genüberliegende Seite des Sees, wo der Junge immer noch mit seinem Vater die Drachen steigen ließ, „und ließen auch Drachen stiegen. Früher war es wirklich etwas besonderes - Ich konnte einen ganzen Tag mit meinem Vater verbringen - ohne Sorgen. Einige Klassenkameraden hatten mich ausgelacht, aber es war mir egal, da ich Zeit ihm verbringen konnte. Und jetzt im Nachhinein - hätte ich gewusst -" Ich musste kurz Luft holen und die Tränen runterschlucken bevor ich fortfuhr: „Dass es mein letzter gemeinsamer Tag mit ihm gewesen wäre - hätte ich gewusst er würde niemals mehr mit mir zusammen Drachen steigen lassen können - dann hätte ich jeden einzelne Tag damit verbracht."
Bevor auch noch irgendwie weiter reagieren konnte blieb Kookie vor mir stehen und schaute mir tief in die Augen. Zwischen uns waren nur wenige Millimeter und ich spürte wie sein heißer Atem auf meine Lippen traf. Alles meine Sorgen waren - einfach - verschwunden. Alle meine Gedanken waren, wie in Luft aufgelöst. Ich spürte ein Kribbeln in meinem gesamten Körper, nachdem sich Jungkooks Lippen liebevoll auf meine legten.
Sekunden?
Minuten?
Stunden?
Egal!
Alles war gerade gut.
Die Summertime Sadness war verschwunden...

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