10. Die Gemeinschaft

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Als der Master seine Rede beendet und den Raum verlassen hat herrscht einiges Schweigen im Saal.
Gerade noch war die Atmosphäre hier geladen, doch jetzt fühlt es sich drückend an.
Genau wie die Luft kurz bevor es ein Unwetter gibt.

Nur langsam kommt Bewegung in die Menschen um mich herum. Auch Mike steht auf und zieht mich an meiner Hand nach oben. Meine Beine sind schwer und ich habe Mühe meine Gedanken zu ordnen.
Dieses kurze aufeinandertreffen hat mich mitgenommen, in mehr als nur einer Weise. Meine Gefühle spielen absolut verrückt.

Ich ertappe mich des öfteren bei dem Gedanken, es hier überhaupt nicht mehr so schrecklich zu finden. Ein Teil der Elite zu sein ist ja auch etwas wertvolles.
Wütend verziehe ich mein Gesicht. Was für ein Mensch bin ich eigentlich?
Das hier ist keine Ehre und auch kein Privileg.
Brainwashing schießt es mir unverhofft durch den Kopf. So wird es sein. Man hört oft von Sekten und deren Mitgliedern die so kaputt manipuliert wurden, dass sie alles daran toll finden.

"Der Kerl ist ein absoluter Psychopath!", murmelt Mike leise neben mir.
Ich beschließe meine Gedanken geheim zu halten und nicht zu sagen, welche Wirkung dieser Kerl auf mich hatte und nicke nur zustimmend.

Als mein Blick auf den Boden fällt erkenne ich die Farbe der Linien. Diese sind bis heute immer grün gewesen, doch jetzt leuchten sie in einem matten rot.
Obwohl ich am liebsten wieder in mein Zimmer gehen würde und mich in das Bett verkriechen will, ist die Botschaft klar. Wir sollen den Linien folgen.

"Rot?" Fragend wende ich mich an Mike, der nur desinteressiert mit den Schultern zuckt.

Je näher wir kommen, desto lauter wird das Stimmengewirr. Die Linie endet vor einem großen, quadratisch gehaltenem Raum in dem einige Tischgruppen aufgestellt wurden.
Vereinzelte Menschen sitzen dort und unterhalten sich lachend.
Andere stehen an Fenstern. Ja - es sind natürlich keine echten Fenster. Trotzdem befinden sich hinter den Glasscheiben Bildern von Bäumen und Flüssen. Ganz so als wolle man uns zeigen was wir haben können wenn wir brav machen was sie wollen.

Der Master hat erzählt das die besten der besten nach ihrer Ausbildung hier wieder nach oben geschickt werden um dort neue Rekruten zu finden. Seitdem überlege ich fieberhaft wer es war der Mike und mich 'auserwählt' hat, leider fällt mir beim besten Willen niemand ein.

Während ich noch damit beschäftigt bin all die neuen eindrücke in diesem Raum zu visualisieren, nimmt Mike mich am Arm um mich nach hinten, in eine abgelegene Ecke des Raumes zu führen. Hier befinden sich weder Sitzmöglichkeiten noch Dekorationen, dennoch hat man von hier aus einen perfekten Überblick.

Gerade will ich mich neben Mike auf den Boden setzen, als eine wildgewordene Furie auf mich zugeschossen kommt und mich anfaucht.
"Das ist unser Platz!", zischt sie und funkelt mich dabei böse an. Ihr Partner der neben ihr aufgetaucht ist, nickt nur grimmig.

"Hier ist genug Platz für uns alle!", mischt sich nun auch Mike ein und wirkt dabei um einiges Bedrohlicher als die zierliche Frau mit gegenüber.

Doch diese lässt sich von seiner massiven Gestalt keineswegs aus der Ruhe bringen und stemmt nur ihre Hände in die Hüften.
"Wir sitzen immer hier und nein, hier ist nicht genug Platz für uns alle!"
In ihrer Stimme schwingt ein seltsamer Unterton mit. Kurz frage ich mich wieso es klingt als ob sie Angst hätte, doch Mike ist nicht bereit es einfach auf sich beruhen zu lassen.

"Wieso nicht?" Provokant lächelt er die Frau an und verschränkt dabei seine Arme, so dass die Muskeln unter seinem Shirt gut zur Geltung kommen.

Bevor die Frau etwas erwidern kann, antwortet ihr Partner leise: "keine Wanzen und Kameras."

Verwundert ziehe ich meine Stirn in falten. Mir ist klar das jedes Wort hier irgendwie abgehört wird und Kameras sind auch mehr als naheliegend, trotzdem ist es seltsam das diese beiden Wert darauf legen ungestört reden zu können.
Vielleicht sind doch nicht alle Bewohner so begeistert von ihrer Ankunft hier.

"Ein Grund mehr um diesen Platz nicht freiwillig aufzugeben", erwidert Mike emotionslos.
Ob er es wusste? Seine Tätigkeit als Fbi Agent hat sicherlich etwas damit zu tun. Vielleicht hat er einfach den Blick für diese Art von Räumen.
Unauffällig sehe ich mich um, kann aber beim besten Willen keine Kameras oder Wanzen erkennen.

"Wenn das so ist... ", sagt die Frau und sieht kurz ihren Freund an. "Dann setzen wir uns doch zusammen hier hin."


Underground Domination   ( Slow Updates )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt