4. Das Treffen

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Sofort als sich seine Lippen von meinen lösen und ich noch mit der neuen Empfindung zu kämpfen habe, ertönt ein lautes knackendes Geräusch. Vor meinen Augen verschiebt sich die robust aussehende Betonwand und legt eine Tür frei.
Was war das für ein krankes Spiel?
Fragend sehe ich Mike an, der mit eiserner Mine aufgestanden ist und in Richtung der Tür geht.
„Komm mit.. ", sagt er ohne mich auch nur anzusehen.
Ich lecke mir über die Lippe. Für meinen ersten Kuss war es nicht schlecht gewesen, wenn man von der Tatsache absieht, dass Mike mich überhaupt nicht küssen wollte.

Ich habe Angst und will nicht nach draußen gehen. Der Flur wirkt kalt und bedrohlich. Trotzdem laufe ich langsam hinter Mike her.
Die Wände um uns herum wirken alle gleich, links und recht zweigt sich der Weg und die spärliche Beleuchtung, sorgt für eine unheimliche Atmosphäre.
Als ich meinen Blick auf den Boden schenke, erkenne ich kleine Linien, die in grüner Farbe aufleuchten. Es sieht aus als würden sie mit Strom betrieben werden.

Mike läuft voraus und ich folge ihm mit einem Meter Abstand. Vielleicht geht es nur mir so, aber er wirkt nicht verängstigt, eher verärgert über die ganze Situation.
Vor einer schweren Eisentür endet das leuchten. Als wir beide davor stehen, leuchtet ein gelbes grelle Licht direkt in meine Augen.
Autorisiert!" sagt eine Roboterartige Stimme kalt.
Wie durch Zauberhand öffnet sich die Tür und gewährt uns Einblick in das Innere.

Der Raum war gigantisch groß, das einzige was mich hier an das Zimmer in dem ich aufgewacht bin, erinnert sind die dicken Wände.
Der Raum besteht eigentlich ausschließlich aus Tischen die in vierer Gruppen zusammen gestellt sind.
Jeweils zwei Frauen und zwei Männer sitzen dort.
Das seltsame an dieser ganzen Situation waren die Mensch an sich. Sie scheinen sich hier total wohl zu fühlen. Sie scherzen und lachen miteinander. Manche Paare halten Händchen oder küssen sich und sehen sich liebevoll an.
Sofort schießt mir das Wort : Stockholmsyndrom! In den Kopf und ich verziehe angewidert mein Gesicht.
Waren diese Leute hier schon so konditioniert, dass sie das alles hier für real halten?

„Bitte setzen sie sich auf ihre Plätze!" erklingt eine durchsage durch die Lautsprecher. Wie in der Schule..
Wie ein Amaisenschwarm eilen alle auf ihre Sitzplätze. Nur ich bleibe neben Mike stehen und beobachte das ganze.
Es war einfach so Unwirklich.

„Komm", flüstert er mir zu und drückt mit der Hand gegen meinen Rücken um mich zum gehen aufzufordern. Wie ferngesteuert lasse ich mich von ihm durch den Raum führen.
An einem Tisch, am hinteren Ende lassen wir uns nieder. Noch ein weiteres Paar sitzt hier und sie unterhalten sich lachend, verstummen aber sofort als wir ankommen.

„Hey! Ihr müsst neu sein", stellt die kleine blonde Frau neben mir fest und lacht mich an. „Ich bin Sarah! Das ist mein Partner Phil"
Phil ist ein groß gebauter Mann mit einem freundlichem runden Gesicht der uns liebevoll begrüßt und uns die Hand reicht.
Mike stellt uns beide ebenfalls vor.

Dann kommt ein komplett in weiß gekleideter Mann und stellt vor jeden ein Tablett mit Essen. Er sagt kein Wort und läuft sofort weiter.
Sarah und Phil scheinen das gewohnt zu sein, denn sie ignorieren den Mann einfach und fangen sofort an ihre Lasagne zu essen.

„Wie lange seit ihr schon hier drin?", frage ich leise und stochere in meinem eigenen Essen.
„Oh! Erst zwei Jahre. Ich weiß wie schwer es am Anfang ist, aber es wird leichter und wenn du dich an die Regeln hältst, so wie wir, dann wird es euch hier gut gehen."
Sarah lächelt mich an und will mir damit wohl Mut machen, doch ich finde es eher unheimlich.
Schon wieder dieses.. Wenn ihr euch an die Regeln haltet.. Was passiert denn wenn nicht?

„Wieso haut ihr nicht ab?" Mike ist direkter als ich und fragt ganz direkt nach.
„Wieso sollten wir?" Phil sieht Mike argwöhnisch an. „Wir bekommen hier alles. Essen, Kleidung, Liebe. Wozu sollen wir hier raus?"

„Wenn wir gehen würden, könnten wir unsere Kinder nicht mehr einmal im Monat besuchen. Das wäre sehr schade" Sarah lächelt dabei und ich glaube ihr haben sie hier eine ordentliche Gehirnwäsche verpasst.

„Du siehst deine Kinder nur einmal im Monat?" perplex über ihre seltsame Art schüttel ich den Kopf. „Das ist doch krank!"

„Ihr werdet es schon noch verstehen!" Phil ist weniger freundlich als seine Partnerin und signalisiert mit seiner Ablehnung, dass das Gespräch für ihn beendet ist.

Mir ist der Appetit vergangen und ich trinke nur noch mein Wasser. Als endlich die Durchsage kommt und die Türen sich wieder öffnen, laufe ich schweigend mit Mike zurück in unser Zimmer.
Sofort nachdem wir es betreten, schließt sich die Tür hinter und und nur noch die dicke Beton Wand ist zu sehen.

„Das ist krank..", sage ich leise zu Mike.
Dieser sitzt mittlerweile wieder auf dem Bett und mustert mich.
„Wir werden dieses Spiel mitspielen, Mia", sagt er Emotionslos und mir läuft es kalt den Rücken hinunter.

„W.. was??", stottere ich verwirrt.
„Wir spielen es mit und sobald wir die Möglichkeit haben, verschwinden wir"

Dieser Plan war schrecklich und trotzdem nicke ich ergeben und lasse mich neben ihn fallen.

Underground Domination   ( Slow Updates )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt