3. Gefangenschaft ohne Fesseln

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Der Blick des Auktionators war auf Dabi gerichtet.
»Und verkauft, für fünf Millionen Yen, an den Mann im schwarzen Mantel!«, ertönte ein letztes Mal die nervtötende Stimme des dicken Auktionators. Dabi seufzte und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.

Die Halle leerte sich langsam. Nur diejenigen, die ihre Ware noch bezahlen und abholen mussten, blieben. Er ließ sich damit noch etwas Zeit, musste ohnehin überlegen, wie er den blonden Mann bis nach Hause bringen sollte. Es war dumm von ihm gewesen, zu Fuß her zu kommen. Ein Taxi konnte er schlecht rufen. Wie sollte er auch erklären, was er mit den gefesselten und zugedröhnten Vogel vor hatte?

Wohl oder übel musste er jemanden anrufen, dem er vertraute. Die Entscheidung fiel ihm dadurch nicht schwer, es gab nur einen einzigen, der dafür geeignet war. Twice, der blonde, anfang der Dreißiger stehende Mann mit den vielen Gesichtern. Zwar würde Toga ihm die Hölle heiß machen, wenn er plötzlich und dazu mitten in der Nacht dort anruft und den Twice zum Fahren nötigen würde – doch das war in dem Moment zweitrangig. Um den Giftzwerg würde er sich dann später noch kümmern.

Einen nervenaufreibenden Anruf später, einer langen Predigt und weiteren dreißig Minuten später, stand Dabi in einem kleinen Raum und wartete auf jemand bestimmten. Alle anderen Gäste waren bereits davongezogen, haben ihre Ware bezahlt, nur um in der Dunkelheit der Nacht zu verschwinden. Nur er stand noch dort und wartete.

Twice hatte ihm bereits eine Nachricht geschrieben, dass er in der Nähe geparkt hatte und nun auf dem Weg zu dem alten Gebäude war. Soweit lief alles, wie es sollte. Er war erleichtert, dass er den Kerl nicht bis nach Hause tragen musste, denn das wäre eine sehr lange und anstrengende Nacht geworden. Etwas in Gedanken versunken, bekam er gar nicht mit wie die Tür aufschwang und drei Gestalten den Raum betragen.

»Schön Sie wieder zu sehen, mein Herr«, ertönte die tiefe Stimme eines der Männer, wodurch Dabi sich umdrehte und den kleinen, dicken Mann ins Gesicht schaute. Zur Begrüßung nickte der Schwarzhaarige nur. Seine Augen wanderten zu den zwei anderen. Einer davon war Keigo, der von einem recht stämmigen und grimmig schauenden Mann gestützt wurde.

»Tut uns leid, dass wir Sie so lange warten ließen. Doch wir mussten vorher noch die Hand- und Fußfesseln entfernen. Ich glaube nicht, dass der Gute aus eigener Kraft noch irgendwohin fliehen kann, also sind sie nicht mehr von Nöten«, scherzte der Dicke und setzte ein ekliges, falsches Lächeln auf. Verärgert wandte Dabi seinen Blick von Keigo ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Subjekt vor sich. Bezahlt hatte er bereits und am liebsten würde er sich den anderen schnappen und diesen schäbigen Ort verlassen.

»Ist Ihr Boss denn mit den anderen beiden zufrieden?«, stellte der Mann seine Frage. Allen Anschein wollte man ihn noch nicht gehen lassen und sein Unmut stieg weiter an.
»Ja, kann man so sagen. Der hier ist aber nicht für den Boss.« Dabei zeigte er auf Keigo und seufzte kaum hörbar.
»Ah, also für den privaten Gebrauch?« Verwundert wurde der Schwarzhaarige gemustern.

»Nennen wir es so«, kam dann prompt zurück, Smalltalk war noch nie eine seiner Stärken und wenn der Typ ihm weiter auf die Nerven gegangen wäre, hätte er sich vermutlich vergessen und die ganze Bude in Brand gesetzt.
»Ich verstehe, dann halte ich Sie nicht weiter auf.«

Der Dicke zwinkerte und verließ gleich darauf den Raum. Dabi fackelte nicht lange, ging auf den Großen zu und betrachtete ihn mit seinem mörderischen Blick. Nicht dass es sein Gegenüber irgendwie interessiert hätte, vermutlich sah er sich ohnehin im Vorteil. Auch wenn Dabi eher von schmächtiger Statur war, sollte man ihn nicht unterschätzen, schon gar nicht wenn er schlecht gelaunt war, denn dann war er zu allem fähig.

Unsanft griff der Große nach Keigo, der nur ein erschöpftes Stöhnen von sich gab, und schubste ihn in Dabis Richtung. Mit einem Grummeln verließ er gleich darauf ebenfall den Raum und ließ die beiden allein. Da hatte sich der Schwarzhaarige etwas aufgehalst.

𝖲𝗈𝗅𝖽 || 𝖵𝖾𝗋𝗄𝖺𝗎𝖿𝗍Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt