𝐃𝐈𝐌𝐄

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𝐃𝐢𝐦𝐞
𝐒𝐥𝐚𝐧𝐠 𝐟𝐨𝐫: »𝐭𝐞𝐧 𝐲𝐞𝐚𝐫 𝐬𝐞𝐧𝐭𝐞𝐧𝐜𝐞«

Menschen mit viel Geld faszinierten mich schon immer. Ich weiß bis heute nicht, was es mit meiner Obsession mit den grünen Scheinen auf sich hat. Vielleicht liegt es daran, dass meine Eltern meinen, es sei eine Sünde sich ab und zu etwas zu gönnen. Urlaub, ein schickes Auto, viele Spielsachen oder moderne Kleidungsstücke: all das war ein Fremdwort für mich in meiner Kindheit gewesen. Stattdessen wurde ich von klein auf dazu verdonnert mehrmals in der Woche die Kirche zu besuchen und Gemeindearbeit zu leisten, anstelle davon mit meinen Freunden ins Kino zu gehen. Meine Bedürfnisse hatten in keinem Fall Vorrang. Vielleicht erklärt also das meine Faszination mit Reichtum.

Neidisch beobachte ich die Gäste, welche es sich auf den roten Sitzgelegenheiten bequem gemacht haben. Die Männer tragen teure Anzüge oder zumindest einen Sakko, wohingegen die Frauen sich in glitzernde Cocktailkleider geschmissen haben und gelangweilt an ihren edlen Schmuckstücken spielen, während sie den Gesprächen ihrer Partner lauschen.

Ich vermeide es an mir herabzusehen, weil mich mein alles andere als glamouröses Arbeitsoutfit nur enttäuschen würde. Seufzend wische ich mir meine Hände an dem Geschirrtuch ab und stelle ein Martini-Glas, das ich soeben abgewaschen habe, zurück in das hell erleuchtete Regal hinter mir. Meine Finger sind von dem warmen Wasser aus dem Spülbecken ganz aufgequollen und beim genaueren Hinsehen bemerke ich, dass ein weiterer Fingernagel eingerissen ist. Ich brumme genervt und will gerade nach meiner Wasserflasche unter der Theke greifen, als ich meinen Chef erblicke, welcher schnurstracks auf mich zu geeilt kommt. Es ist allerdings nicht sein Anblick, der mich dazu veranlasst meine Brauen verärgert zusammenzuziehen. Nein, es ist das kleine Mädchen, welches er an seiner Hand hinter sich her schleift.

»Lola, kannst du auf sie aufpassen?«, fragt Ace mich hektisch. Mein Boss dreht sich mehrmals nach den Gästen um, denn sobald er den Raum betreten hat, sehen alle zu ihm. Sie erwarten, dass er sich zu ihnen setzt.

»Ist das der richtige Ort für ein kleines Mädchen?«, antworte ich spitz mit einer Gegenfrage.

»Ich habe dich nicht nach deiner Meinung gefragt, Kent, sondern danach, ob du auf sie aufpassen kannst!« Ich seufze lautstark, nicke aber wortlos. Kaum habe ich stumm meine Zustimmung gegeben, lässt Ace die Hand seiner Tochter los und hastet, ohne sich noch einmal nach dem Mädchen umzudrehen zu den Gästen, die ihm schon erwartungsvolle Blicke zu werfen. Für einen kurzen Moment sehe ich das fünfjährige Mädchen vor mir nur mitfühlend an. Dann gehe ich in die Hocke und ringe mich zu einem aufmunternden Lächeln durch.

»Wo ist denn deine Mama, Sofie?«, frage ich die Kleine.

»Daddy sagt, sie muss arbeiten«, erklärt sie mir, ehe sie freudestrahlend eine Barbiepuppe in mein Gesicht streckt. »Schau mal, die hat Daddy mir geschenkt!«

Ich begutachte die Puppe kurz, verkneife mir einen zynischen Kommentar wie ‚das ist auch das mindeste, wenn er dich in eines seiner Etablissements schleppt' und tue so, als wäre ich tief beeindruckt.

»Kannst du mir einen leckeren Cocktail machen, Lola?«, bittet Sofie mich. Sie reißt ihre braunen Kulleraugen dabei so weit auf, dass ich kaum ablehnen kann.

Lachend nicke ich und hebe das kleine Mädchen auf den Tresen. So sieht sie auf das große Regal mit den vielen Gläsern und nicht auf ihren Vater, der vermutlich gerade krumme Geschäfte dreht und mit den anderen Männern die Stripperinnen begutachtet, welche sich kunstvoll um die Stangen drehen. »Möchtest du lieber Erdbeer- oder Orangengeschmack, Sofie?« Das Mädchen schürzt die Lippen, während sie kurz überlegt, ehe sie breit lächelnd ‚Erdbeere' ruft und ich nach dem richtigen Sirup greife, um ihr einen leckeren alkoholfreien Drink zu servieren.

𝐀𝐋𝐋 𝐃𝐀𝐘 𝐀𝐍𝐃 𝐎𝐍𝐄 𝐍𝐈𝐆𝐇𝐓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt