𝐎.𝐆.

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𝐎.𝐆.
𝐒𝐥𝐚𝐧𝐠 𝐟𝐨𝐫: »𝐨𝐫𝐢𝐠𝐢𝐧𝐚𝐥 𝐠𝐚𝐧𝐠𝐬𝐭𝐞𝐫, 𝐛𝐞𝐞𝐧 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐩𝐫𝐢𝐬𝐨𝐧 𝐬𝐲𝐬𝐭𝐞𝐦 𝐟𝐨𝐫 𝐚 𝐥𝐨𝐧𝐠 𝐭𝐢𝐦𝐞«

»Die Mutter meiner Freundin geht mir auf den Sack!« Der dicke kleine Mann gegenüber von mir fährt sich genervt über seinen kahlrasierten Schädel, ehe er sein Telefon wieder in seiner Anzughose verschwinden lässt.

»Hast du immer Probleme mit den Müttern deiner Freundinnen, Kurtis?«, zieht Ace ihn auf. Mich langweilt dieses Gesprächsthema schon jetzt. In der Hand halte ich immer noch diesen bescheuerten alkoholfreien Cocktail, den ich nur bestellt habe, weil ich dachte, ich könnte mich so bei der hübschen Barkeeperin beliebt machen. Es hat jedoch nicht den gewünschten Effekt erzielt. Dass ich sie herausfordern wollte, ist ihr natürlich auch gehörig gegen den Strich gegangen. Deshalb hoffe ich Lola später mit einer etwas charmanteren Seite von mir, dennoch um den Finger wickeln zu können. Sobald sie in die Defensive gegangen ist, als ihr dämmerte, dass sie mich noch nie gesehen hat, wusste ich: Sie ist die Richtige. Als Barkeeperin kennt man jeden Stammgast, hört mehr von Gesprächen mit als einem vielleicht lieb ist und kennt daher sicherlich das ein oder andere Geheimnis.

»Liegt vielleicht daran, dass sie sechzehn ist...« Kurtis lacht laut auf. Die anderen stimmen mit ein und so verziehe ich mein Gesicht auch zu einem Grinsen. Am liebsten würde ich ihm den Schädel dafür einschlagen. Doch ich bleibe, wo ich bin und versuche mir nichts anmerken zu lassen.

»Bevor ich wegmuss, wollen wir doch schnell zum Punkt kommen«, richtet Kurtis sein Wort auf einmal an mich. Ich muss ein erleichtertes Seufzen unterdrücken. Schließlich bin ich nicht umsonst hierhergekommen und hatte schon die Befürchtung allein wegen Smalltalk einen Fuß ins Dime gesetzt zu haben.

»Ich habe gehört, du hast ein paar einflussreiche Kontakte an der Westküste, mein Freund. Bevor wir uns allerdings darüber unterhalten, würde ich viel lieber wissen, inwieweit ich dir vertrauen kann.« Ich ziehe gelangweilt eine Augenbraue hoch und erziele damit den gewünschten Effekt. Kurtis hebt abwehrend die Hände, ehe er sich verteidigt: »Ich kenne dich ja überhaupt nicht! Und, wenn das stimmt, was Ace mir erzählt hat, bist du lange genug im Business, um zu verstehen, dass ich nicht jedem blind meine Hand reichen kann, Hunter!«

»Ich weiß nicht ganz, ob das ein schlechter Scherz sein soll, aber, wenn ich mich recht entsinne, wurde ich von euch darum gebeten hier anzutanzen! Nicht andersherum. Vielmehr sollte ich mir also Gedanken machen, was du hinter meinem Rücken treiben könntest!«

Für einen Moment blicken sich die Männer in der Runde vielsagend an. Ein breites Lächeln schleicht sich auf Aces Gesicht. Ich weiß, ich habe ins Schwarze getroffen.

»Genau der Richtige für den Job!«, ruft der Besitzer des Dimes und schlägt mir dabei freundschaftlich auf die Schulter. Ich lächle zufrieden über seinen Enthusiasmus – freue mich, dass sich die Zeit im Gefängnis für mich ausgezahlt hat. Zwei  lange Jahre seines Lebens im Knast zu sitzen: ich hätte mir definitiv Besseres vorstellen können! Die Wochen, in denen ich durch provozierendes Verhalten eine Ausflucht im Hole gesucht habe, stellten eine angenehme Abwechslung zu dem sonst immer gleichen Alltag dar. Aufwachen, Essen, Arbeiten, Schlafen.  Das Wichtigste nicht zu vergessen: Kontakte knüpfen.

»Und du hast kein Problem damit dir erneut die Hände schmutzig zu machen, Junge?«

Ich bemühe mich mir wieder keinerlei Gefühlsregungen anmerken zu lassen. Das mittlerweile leere Cocktail-Glas stelle ich auf den Rand der kleinen Bühne neben mir. Der Stripperin, die sich wie wild um die Stange dreht und dabei auf ein sattes Trinkgeld hofft, schenke ich dabei keine Beachtung. Gelassen schiebe ich meine nun beiden freien Hände in die Hosentasche meiner Anzughose.

𝐀𝐋𝐋 𝐃𝐀𝐘 𝐀𝐍𝐃 𝐎𝐍𝐄 𝐍𝐈𝐆𝐇𝐓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt