Blutregen

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(Versteck der Ratten, Samstag 12:00 Uhr)

Etwas gelangweilt saß der Russe mit seiner weißen Ushanka auf seinem Drehstuhl und schaute auf den schwarzen Bildschirm seines Computers.
In Gedanken hatte er sich schon seinen Sieg ausgemalt und einen weiteren perfekten Plan geschmiedet, wie er an das sagenumwobene Buch kommen würde.
Die kleinen Niederlagen seiner Handlanger störten ihn dabei wenig. Er sah sie nur als unwichtige Experimente und als Zeitvertreib.
Grinsend zeichnete er mit seinem behandschuhten Finger auf einem staubigen, nahe stehenden Regal das Zeichen der Ratten.

Die Sache mit der Gilde um Francis Scott Key Fitzgerald, das Ding mit Tatsuhiko Shibusawa und die Finte mit "den Weisen" hatte er sogar bereits fast vergessen.
Doch vor seinem nächsten Schlag wollte er erst das Ende mit der "Weisen-Sache" abwarten.
Auch wenn sie ihn verraten hatten, könnten sie ja das eine oder andere Quäntchen erreichen.
Und vielleicht wäre es sogar für ihn nützlich!

Ein weiterer Mann mit Brille und grauen Haaren näherte sich dem Russen von hinten und gab ihm einen Zettel.
Neugierig entfaltete der Russe das Papier und konnte sich nicht mehr halten vor Lachen, als er den Inhalt erblickte.
Dann fasste sich der Osteuropäer wieder.
"Das wird spannender als ich dachte!"

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(Hauptquartier der Hafenmafia, Samstag 12:00 Uhr)

Ogai Mori saß an seinem Schreibtisch wie jeden Tag und strich nachdenklich mit seinen Fingern über den Zettel der "Weisen".
Die Vorteile waren groß, wenn die Hafenmafia alle geforderten Personen aushändigen konnte. Doch was jemand mit ausgerechnet diesen Drei'n wollte war selbst ihm ein Rätsel.

Chuuya war der einzige Punkt auf der Liste, der ihm missfiel. Natürlich plante Mori seinen Vorstand aus den Klauen der "Weisen" zu befreien, sobald er das Medikament in seinen Händen hielt.
Schließlich wusste er nicht was mit dem Jungen passieren würde.

Ihm waren die Bedenken seiner Mitglieder bekannt. Außerdem musste er auch damit rechnen, dass die Detektei ebenfalls eine Rückholaktion plante und damit ein Konkurrent darstellen würde.
Nur aus diesem Grund hatte er Chuuya erlaubt die MedienMafia um Unterstützung zu ersuchen. Diese Organisation war die Einzige, die der Sache neutral gegenüber stand, wenn erneut Mafia gegen Detektei konkurrierten.

Seufzend schob der schwarzhaarige Arzt seinen Stuhl nach hinten.
Er würde Chuuya auf alle Fälle zurück holen und die Bewaffneten Detektive ausstechen!

Die Tür zu seinem Raum öffnete sich schwerfällig, als drei Gestalten das rote Büro betraten.
Die Gestalt die vorne weg ging, war klein und hatte einen sorgenfreien, fast schon kindlichen Gang.
Der Junge rückte sich sein Täschchen, aus dem eine gruselige Puppe hervorlugte, zurecht.
"Hallo Onkel Mori!"
Seine ungleichen Augen starrten dem Boss der Hafenmafia förmlich in die Seele. Immer wenn das geschah, bereute er es den kleinen Kyûsaku aus der Haft entlassen zu haben.
Dieses Kind machte ihm Angst.
"Du siehst unglücklich aus, Onkelchen."

Unwillentlich zuckte der Arzt zusammen.
"Äh, ja. Nun es geht um wichtige Angelegenheiten der Hafenmafia.
Angelegenheiten, bei denen ich deine Hilfe brauche, Q."
Der Junge hüpfte fröhlich jubelnd auf und ab.
Das war der Zeitpunkt bei dem Mori dem Gespräch einen ernsthafteren Ton geben sollte.
"Und damit du nicht wieder gefangen und dazu gezwungen wirst ganz Yokohama mit deiner abscheulichen Fähigkeit auszulöschen, gebe ich dir diese zwei Mitglieder zur Seite!"

Q schmollte.
"Das war nicht meine Schuld! Wenn Dazai nicht…"
Der Schwarhaarige legte seine Hand auf den Tisch.
"Spare dir deine Ausreden! Wir hatten bereits darüber gesprochen.
Aber apropos Dazai. Eventuell wird dein Auftrag auf ein Zusammentreffen mit ihm hinauslaufen.
Umso wichtiger, dass deine Begleiter dabei sind! Oder zumindest Anna..."

Bungo Stray Dogs - New TimesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt