Vereintes Werk

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(Versteck der "Weisen", Samstag 18 Uhr)

Goethe schlich sich selbstsicher in das Zimmer des Gefangenen.
In seiner linken Hand trug der Mann einen Kerzenständer, um sich wenigstens etwas Licht machen zu können.
Osamu Dazais geschundenes Gesicht lag im Schatten.
"Haben meine Worte die "Weisen" etwa aufgeschreckt?"

Der Zopfkopf versicherte sich nochmal, ob die Tür hinter ihm auch wirklich zu war.
"Keines Weg's. Aber ich dachte mir, wir könnten ein kleines Spielchen aus der Sache machen, bevor ich den Ersten auf unserer Liste hole!"
Goethe hockte sich zu dem Bandagierten und Zusammengeschlagenen herunter. Der Gefangene verzog von dem plötzlichen Lichteinfall in seinem Gesicht die Mundwinkel.
"Wetten, dass deine Freunde unsere Täuschung nicht erkennen?"

Dazai lachte spöttisch auf.
"Dann hast du bereits verloren!"

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(Büro der Bewaffneten Detektive, Samstag 18:20 Uhr)

"Ich weiß was hier los ist!"
Ranpo drehte sich mit bösen Gesicht zu Kenji um, der gerade seinen geliebten Rettich bewässerte.
"DU HIRNLOSER DORFTROTTEL HAST ALLE MEINE SCHOKOTRÜFFEL AUFGEFRESSEN!"

Der blonde Junge stellte seine Gießkanne ab und wollte gerade auf den Vorwurf mit liebevoller Kenji-Art eingehen, als ein brauner Blitz durch die Detektei schoss und nur um wenige Zentimeter den Jungen verfehlte.
Ranpos Augen waren geöffnet, was er sonst nur bei spannenden Fällen oder in besonderen Situationen machte.
Er sagte immer, dass nur Idioten alle Sinnenseindrücke aufnahmen. Ein Meisterdetektiv, wie er, könne sich das nicht leisten und seine Augen nicht mit der Langweiligkeit der Welt verpesten.

Seit Atsushi den Bewaffneten Detektiven beigetreten war, hatte er noch nie einen rasenden Ranpo gesehen.
Kunikida und Tanizaki liefen an ihm vorbei auf den Tumult zu.
Der braungekleidete Detektiv schlug dem blonden Jungen seine Fäuste in den Bauch, während er jedes mal dabei Kampfschreie auspie.
Kenji juckten die Schläge aber keines Weges und so stand er lächelnd da und erklärte ruhig wofür er die Schokolade gebraucht hatte, während Kunikida und Tanizaki den Wilden von ihm wegzogen.

Lilithian und Naomi saßen auf der Couch und unterhielten sich angeregt über Männer. Die Schülerin kam dabei aber immer wieder auf ihren älteren Bruder Tanizaki zurück, was Lilithian langweilte.
In diesem Moment wurde die Tür zu Yosanos Operationszimmer geöffnet und ein blonder Mann humpelte heraus.
Der Körper sah aus wie neu und glänzte leicht im Licht der Deckenlampen. Nicht eine einzige Wunde war zu erkennen. Selbst die kleine Narbe über dem rechten Auge, die der Blonde sich im Kindergartenalter zugezogen hatte, war verschwunden.
Allerdings stand der körperlichen Verfassung, die geistige Verfassung gegenüber.
Getrocknete Tränen klebten auf seinem Gesicht, direkt neben den leuchtend roten Hinterlassenschaften von Yosanos Lippen.
Die Augen waren trüb und schauten ins Leere, während seine Kleidung in Fetzen von seinem Körper hing.

Auf einmal war es absolut ruhig im Saal.
Alle Augen waren auf den Blonden gerichtet.
Dann wurde Gentrificius von den männlichen Mitgliedern des Büros überrannt.
Lilithian schaute fragend zu Naomi neben sich.
"Sie hat fragwürdige Methoden. Mein Bruder wollte mir nicht erzählen was sie mit ihm da drin gemacht hat! Ich war zwar auch schon mal bei ihr, aber ich habe das Gefühl, dass die Jungs eine andere Behandlung bekommen." Das Gesicht der Oberschülerin schwoll rot an, während sie ihre Wut unterdrückte.

Die Jungs hatten nun damit begonnen auf den Geheilten einzureden.
Langsam kam Gentrificius Stimme wieder und schnarchte mühsam fünf trockene Wörter heraus.
"Ich... hatte... eine... spezielle... Sonderbehandlung..."
Die Jungs hielten geschockt den Atem an.
Dann fingen sie sich wieder und verbeugten sich wie vor einem Gott, vor dem Blonden aus Respekt vor seinem Leiden.

Bungo Stray Dogs - New TimesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt