Einschnitt in die Vergangenheit

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(Anwesen der Libertates, Montag 16:30 Uhr)

Die junge Frau stürmte durch ihr Zimmer wie ein Wirbelwind.
Schränke wurden aufgerissen, Kleidung und Accessoires herausgeholt und dann durch den Raum geworfen.
Hätte sie sich bereits gestern auf das Date vorbereitet, hätte sie heute nicht das Problem gehabt.

Sie öffnete einen Spiegelschrank und kramte darin nach einer schlichten, aber schönen Bluse herum.
Die vorläufige Entscheidung fiel auf eine weiße Bluse, die fein mit kleinen Mustern besetzt war und aus einem edlen Stoff bestand.
Grinsend lehnte sich die schwarzhaarige Chefin der MedienMafia an ihre rote Wand.
Gestern war der Tag nach dem nächtlichen Kampf vor dem Hauptgebäude der Hafenmafia gewesen und die beiden Libertate-Geschwister hatten diesen Tag bei sich zu Hause verbracht. Ihr Bruder hatte damit seinen Ausfalltag sicher überstanden.

"Gentri, hast du schon meine Röcke gewaschen?"
Eine gedämpfte Stimme aus einem anderen Zimmer antwortete.
"Hängen alle in deinem großen Wandschrank!"
Die Augen der Chefin landeten auf einem Möbelstück, dass sie bisher unbeachtet gelassen hatte.
Sie stürzte sich auf die Tür und sah dann, dass ihr Bruder tatsächlich alle Kleidungsstücke gebügelt und feinsäuberlich darin aufgereiht hatte.
Jetzt war nur die Frage der Stunde welchen sie anzog.
"Dunkelblau? Nein!
Grau? Ne lieber nicht.
Schwarz!"
Alle schwarzen Röcke landeten auf ihrem großen, weichen Bett.
"Kurz oder lang?"
Nachdenklich hob sie ein gefährlich kurzes Stück auf und legte es nach kurzem grübeln wieder in den Schrank.
"Oder nehme ich doch lieber eine Hose?"
Ihre Augen stielten zu einem gewaltigen Haufen auf dem Boden.
"Wohl eher nicht.
Dann erstmal was anderes!"

Lilithian beugte sich zu einer Schublade herunter und zog ein Paar Netzstrümpfe hervor, die sie dann zwischen ihren Fingern knetete.
"Das wäre wohl zu viel für das erste Date."
Sie ließ die Strümpfe wieder verschwinden, bevor sie sich vor der Schublade hinsetzte und ihren Kopf verzweifelt zwischen ihren Armen verschwinden ließ.
"GENTRI, ICH BRAUCHE HILFE!!!"

Ein blonder Mann erschien in ihrem Türrahmen und wurde vom Anblick des Zimmers fast erschlagen.
Normalerweise sah es ordentlicher aus. Der Blonde ging auf seine Schwester zu, tätigte einen Blick in die Schublade, auf die seine Schwester zeigte und entnahm eine schwarze, ungemusterte Strumpfhose, die etwas dünner war, als die die seine Schwester normalerweise trug, damit sie was besonderes fürs Date hatte.
"Hier.
Und am besten nimmst du ein Kleid."
Dann war er wieder ins Wohnzimmer verschwunden.

Erleichtert über die Hilfe und den guten Tipp, sprang die junge Frau wieder auf und durchwühlte einen weiteren Kleiderschrank, bevor sie im Badezimmer verschwand.

Gentrificius saß auf der Couch und checkte die Nachrichten der letzten beiden Tage ab.
Die Straße, die er zerstört hatte, war auf Kosten der Hafenmafia als Gasexplosion vertuscht worden.
Ansonsten hätte der Stellvertretende Chef der MedienMafia Ärger von der Sonderabteilung für Befähigte zu erwarten gehabt.
Er war zwar nirgendwo als Befähigter katalogisiert worden, doch unter genau diesen Umständen stellte dies eine Gefahr da.

Die Tür zum Badezimmer öffnete sich wieder und der Blonde hörte wie sich seine Schwester an dem Schuhschrank im Flur zu schaffen machte.
Dann schoss eine Gestalt zu ihm ins Wohnzimmer und baute sich vor ihm auf.
Es war seine Schwester, gekleidet in einem schwarz-roten Kleid mit ein wenig Spitze und ausgefransten Saum. Ihre Haare waren offen und betonten ihr Gesicht. Eine rote Handtasche hing lässig über ihrer Schulter und bildete einen Kontrast zu ihrem Kleid.
In den Händen hielt sie kurze, schwarze Stiefel mit Absatz und in ihrem Gesicht konnte Gentrificius etwas dezente Schminke erkennen.
Das gesamte Outfit war eine Mischung aus grazil, heiß, dezent, sowie süß und doch etwas unauffällig in einer Arbeitsstadt wie Yokohama.
Jeden Tag fanden dort vornehme Geschäftsessen und wichtige Meetings statt, in denen sich die Teilnehmer ordentlich herausputzten.
Sie würde dabei kaum auffallen und nur einer bestimmten, rothaarigen Person heute Abend den Schlaf rauben.
Außerdem trug Lilithian ihre Brille, wodurch sie noch einen mysteriösen Schein bekam und selbst für ihre Feinde nur schwer wieder zu erkennen war.

Bungo Stray Dogs - New TimesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt