8. "Einladung zum Afternoon Tea"

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8. "Einladung zum Afternoon Tea"

Der leerer Buchladen, war nur eine  kleine Verzögerung. Dann musste halt ein kleines Wunder her.

221B Bakerstreet.

Das konnte nur eins bedeuten. Crowley verfluchte sein Glück - oder Pech - bevor er wieder in den Bentley stieg. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt dieser Straße in den nächsten hundert Jahren nochmal einen Besuch abzustatten, doch schien es absofort unabdingbar zu werden.

Der folgende frustrierte, harte Schlag auf das Lenkrad, ließ Freddy Mercury kurz stottern. Crowleys könnte es nicht weniger kümmern. Seine Gedanken weilten immernoch in den  Erinnerungen an ein anderes Jahrhundert. Dass es sich nicht so wiederholen durfte, stand inzwischen fest.

Das Gaspedal wurde durchgedrückt, der Motor heulten passend zum Gitarrensolo auf. Die Tachonadel schnellte auf die neunzig Meilen pro Stunde zu. Der Dämon umgriff das Lenkrad fester. Er hatte sein Ziel klar vor Augen, kannte die Stadt gut genug, um zu wissen wie er am schnellsten dorthin gelangte. Fußgänger waren egal. Sie sahen ihn nicht kommen, allein der Ohrwurm und plötzliche Richtungswechsel waren der Beweis, dass sie die unbewusste Zeugen Crowleys Fahrstil wurden.

Für eine Straße in der Nähe des Zentrums, war die Bakerstreet erstaunlich leergefegt. Ein paar hastige Fußgänger waren unterwegs und in dem einzigen Café saßen auch nur vereinzelt ein paar Gäste.

Crowley parkte den Bentley charmant direkt vor der Haustür. Gerade als er den Motor abstellte, schwang die Tür auf und ein grübelnder Engel betrat die Straße. Das Timing hätte nicht besser sein können.

"Was ein Zufall, dass wir uns hier treffen, Engel." Überrascht schaute Aziraphale auf. Diese Stimme hier zu dieser Zeit, an diesem Ort zu hören, damit hatte er nicht gerechnet.

"Oh Crowley, welch Überraschung. Wie komme ich zu der Ehre?" Der Engel schaute sich nervös um, als erwarte er, dass jeden Moment mehr Dämonen kamen, um ihn... zu verschleppen? Crowley konnte es nicht sagen. Vielleicht hatte er auch gar nicht Angst vor der Seite der Dämonen, sondern eher Sorge um Beobachtung der höheren Etagen. Das konnte er ihm nun wirklich nicht verübeln.

"Ich war gerade in der Gegend. Begleitest du mich zu einem Afternoon Tea?" Das vorsichtige Lächeln gepaart mit den strahlenden blauen Augen, machte den miesen Anfang des Tages fast wieder wett. Galant hielt er dem Engel die Beifahrer-Tür offen, bevor er das Auto umrundete und selbst einstieg.

Er warf einen letzten Blick die Backstein-Fassade hinauf, sah wie der Vorhang in der ersten Etage gerade wieder vor das Fenster geschoben wurde. Aziraphales Abholung war also nicht unbeobachtet geblieben. Was der Consulting Detective wohl über den schwarzen Bentley denken würde? Crowley konnte sich vorstellen, dass dies das ungewöhnliche Erscheinungsbild des Engel vervollständigen würde.

Es wäre sicherlich amüsierend zu beobachten, wie Sherlock Holmes, der sicherlich nicht an übernatürlich oder biblische Wesen glaubte, versuchte aus Aziraphale schlau zu werden.

"Was verschlägt dich in diese Gegend?"

"Crowley, bitte. Konzentriere dich auf die Straße.", antworte der Engel, nicht auf die Frage eingehend. Die Vorfreude hatte der leichten Panik in den blauen Augen Platz gemacht und auch wenn Crowley nichts lieber tun würde, als eine unüberlegte, durch Panik hevorgerufene Reaktion aus ihm herauszukitzeln, riss er sich zusammen und versuchte sich zumindest an ein paar Regeln, der britischen Verkehrsordnung zu halten. Trotzdem schnellte die Tachonadel immer noch in Richtung der 80 Meilen, wie Aziraphale mit einem schnellen Blick zur Seite feststellte.

Er wusste es besser, als den Dämonen darauf anzusprechen. Da würde es vielleicht sogar noch mehr bringen zu Gott zu beten und zu hoffen, dass sie den Oldtimer sicher an ihr Ziel kommen lassen würde. Oder müsste man dafür zu Satan beten, da Crowley ein Dämon war?

Zu welchen Mächte er auch gebetet haben mag, sie schienen ihn erhört zu haben, denn wenig später bremsten sie sanfter als erwartet, vor dem pompösen Eingang des Restaurants. Keine Passanten mussten ins Krankenhaus gebracht werden und auch befanden sich Aziraphale und Crowley immer noch sicher innerhalb ihrer gewählten menschlichen Hülle.

Sie betraten das Restaurant.

Written by Federsturm

Between Heaven and Hell (Abgebrochen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt