Gähnend öffnete ich meine Augen, richtete mich auf und streckte mich. Ich seufzte, als ich auf die cremefarbige Wand meines Zimmers starrte. Eine weitere schlaflose Nacht hatte ich hinter mir und rappelte mich seufzend aus meinem Bett. Müde trottete ich an den Eimer und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, trocknete mich ab und schaute in den kaputten und dreckigen Spiegel. Mein braunes, gewelltes Haar stand mir leicht ab und meine Augen verrieten wie müde ich eigentlich war. Ich starrte mir tief in die grünen Augen, als ich mir meine Haare in einem lockeren Pferdeschwanz zusammenband und, wie immer, zwei dicke Strähnen vorne heraushängen ließ. Als ich mich fertig angezogen und meinen blauen Mantel mit dem braunen Pelz mir übergeschwungen hatte, schnappte ich mir meinen Köcher und lief die knarrende Treppe des Hauses hinab. Es war still als ich unten ankam und auf den Holztisch starrte. Die Sonne schien durch die kleinen Fenster über der Küche und erhellten die eine Seite des Raumes, während ich in der Dunkelheit stand und traurig in Erinnerungen schwelgte. Seitdem Dracula's Kreaturen der Nacht durch das Land zogen und immer wieder Städte und Dörfer überfielen, waren wir auch nicht verschont geblieben. Ich verstärkte zischend den Griff an meinem Bogen und starrte wütend zu Boden, als ich mich an die eine Nacht erinnerte. An die Nacht, an der meine Mutter durch diese Kreaturen gestorben war. Das war gerade mal um die drei Monate her und es steckte mir immer noch tief in den Knochen. Sie hatten uns überrascht. Überhaupt wussten wir nicht mal, dass diese Monster existierten, den niemand hatte uns gewarnt. Zwar hatte man mir eine Geschichte erzählt, dass Satan in Targowischte den Untergang angedroht hatte, aber hatte ich das immer für ein Märchen gehalten. Wir waren ein kleines Dorf, etwas weiter oben im Norden, und hier lebte man friedlich. Fröhlich. Ruhig. Die Kreaturen waren mitten in der Nacht aufgetaucht und hatten die meisten Häuser des Dorfes in Brand gesetzt. Ich hatte mein Bogen geschnappt und rannte aus unserem Haus, während vor mir ein riesiges Blutbad entstanden war. Die Kreaturen rissen meinen Nachbarn und Freunden die Köpfe ab, bissen in ihre Gliedmaßen oder zerquetschten sie. So etwas Schreckliches hatte ich noch nie zuvor gesehen gehabt. Manche konnten sich wehren, doch hielt das nicht lange an. Ich wollte helfen. Ich wollte es wirklich, doch ich stand nur wie angewurzelt da. All die Jahre meines harten Trainings waren umsonst gewesen. Und als der schmerzerfüllte Schrei meiner Mutter durch die anderen Geräusche zu mir durchdrang, rannte ich einfach los. Ich trampelte über die Leichen, in deren Gesichter man immer noch die Angst sehen konnte. Damals war ich auf eine Kreatur zu gerannt, die seine Klaue um den Kopf meiner Mutter gelegt hatte und diese zu seinem Mund führte. Ich nahm meinen Pfeil in die Hand, rannte brüllend auf ihn zu und sprang hinauf. Ich rammte ihm meinen Pfeil von hinten in den Kopf, doch war ich zu spät. Nachdem ich immer wieder auf die dunkle Kreatur einschlug und sie blutend zur Seite fiel, fiel auch meine Mutter. Ich hatte mit Tränen in den Augen nach Luft geschnappt, als ich ihr gehäutetes Gesicht sah. Wie ihre Augen vor Angst weit aufgerissen waren. Wie ihr der letzte Atemzug schwer gefallen sein musste. Es war die reinste Hölle für mich gewesen und war sie immer noch. Seit dem Tod meiner Mutter wollte ich einfach nur noch Gerechtigkeit. Diese Kreaturen und Dracula selbst mussten gestoppt werden! Warum tat er das überhaupt?
Seufzend öffnete ich meine Augen und schaute auf meine Hand hinab, da musterte ich den Ring an meinem Mittelfinger. "Mutter..." murmelte ich und seufzte ein letztes Mal, ehe ich mich wieder beruhigte und aus dem Haus lief. "Da bist du ja, Helena." erklang die raue Stimme meines Vaters, der sich kurz über den Bart strich. Ich lief zu ihm, während der Schnee unter meinen Lederstiefeln hängenblieb. Ich lächelte ihm flüchtig zu, ehe ich mein Bogen über die Schulter schwang und nach einer bestimmten Person Ausschau hielt. "Wo ist Kylain?" , "Ich bin hier!" erklang eine helle Stimme, worauf ich mich sofort zur Quelle umdrehte und meinen alten Freund sah. Lächelnd lief er auf mich zu und hatte seine Hand zur Begrüßung gehoben, während er hinter sich zwei Pferde herzog. Ich nahm ihm das graue Pferd ab und streichelte es berührend über die hellgraue Mähne. Es schnaubte und schüttelte manchmal sein juckenden Kopf, während ich ein paar Vorräte an den Sattel hängte. "Und du willst wirklich gehen? Du weißt welche Kreaturen dort draußen herumstreunen." , "Ja, Vater. Ich werde gehen. Unsere Vorräte sind knapp, unsere Medizin ist schon längst verbraucht und die Dorfbevölkerung ist mehr als um die Hälfte gesunken. Wir müssen das wieder geradebiegen." meinte ich, als ich mich zu meinem Vater rumgedreht hatte und ihn entschlossen anschaute. Er sah wirklich besorgt aus, das nahm ich ihm auch nicht übel. Immerhin war ich das Einzige was ihm noch geblieben war, wir beide waren unsere letzte Familie. Sein verbitterter Blick wurde weich, als er mich so von oben anschaute und seine Hand vom Bart nahm. Er kicherte und meinte: "Du ähnelst deiner Mutter sehr.". Ein trauriges Lächeln huschte über meine Lippen, als er mich an sie erinnerte. Doch kamen wieder für ein Bruchteil der Sekunde die schrecklichen Bilder hoch. Das viele Blut, die brennenden Häuser, das Geschrei der sterbenden Menschen. Ich ballte wütend meine Hand zur Faust und unterdrückte meine Gefühle. Ich schaute ein letztes Mal hoch zu meinem Vater, als ich mich umdrehte und auf den Sattel setzen wollte, doch zog mich mein Alter zurück und schloss mich in eine herzerwärmende Umarmung. Ich blinzelte zuerst verwirrt, da das nicht die übliche Art meines Vaters war, doch nahm ich es so hin und erwiderte die Umarmung. "Ich werde zurückkommen, Vater." murmelte ich gegen seine Schulter, da nickte er und ließ mich los. Mit einem entschlossenem Blick schwang ich mich auf's Pferd und schaute rüber zu Kylain, dem es deutlich schwerer erging auf sein Hengst zu kommen. Ich schaute auf mich hinab, richtete meine Kleidung und überprüfte ein letztes mal, ob ich meine Waffen bei mir hatte. "Bereit?" fragte mich mein Kumpel grinsend, der es endlich geschafft hatte auf sein braunes Pferd zu kommen und trap neben mich. Ich schaute ihn wortlos an, ehe ich kurz einen flüchtigen Blick zu meinem Vater und die Dorfbewohner, die über die schneebedeckte Straße liefen, warf und nickte. "Bereit.".
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castlevania
VampireDie qualvolle Verbrennung einer angeblich entlarvten Hexe, war der Auslöser der Vernichtung aller menschlichen Existenz. Denn wer damals eine Hexe gewesen sein sollte, war eigentlich eine Ärztin, die mithilfe der Wissenschaft die vielen Krankheiten...