15. Ein letzter Kuss

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Mit Ruck erhob ich mich keuchend und hielt röchelnd meinen Hals, als ich aus meinem Schlaf erwacht war. Hektisch atmend schaute ich mich um und zitterte am ganzen Körper. Was war passiert? Ich schaute auf mich herab und sah das blutverschmierte Oberteil, da fiel es mir wieder ein. Alucard hatte von mir getrunken, nachdem ich es ihm erlaubt hatte. Und ich hatte das Bewusstsein verloren - ich hätte sterben können! Aber irgendwie war ich nicht sauer, ich war eher erleichtert. Es war ziemlich früh am Morgen und ich lag im riesigen Doppelbett des Vampires. Wo war er überhaupt? Ich stellte begeistert fest, dass mein Arm nicht mehr schmerzte und ich ihn sogar bewegen konnte, wollte ich es aber noch nicht übertreiben. Das hieß also, dass ich nach Gresit musste und dann wieder zurück in mein Dorf. Ich hoffte, dass ihre Verteidigung nicht durch unseren Verlust eingebrochen war, ich musste mich also beeilen. Erst jetzt realisierte ich, dass ich hier schon viel zu lange verweilt war, obwohl es einer meiner schönsten Zeit im Leben war. Bei dem Gedanken Alucard zu verlassen, zog sich mein Herz schmerzvoll zusammen und ich hatte Angst. Ich mochte ihn viel zu sehr, viel, viel zu sehr. Ich wollte hier bleiben, aber das gesamte Dorf zählte auf mich, ich konnte sie nicht einfach so im Stich lassen. Schnell rappelte ich mich aus dem Bett und zog mir ein frisches Oberteil an, ehe ich gefühlt Stunden daran verbrachte mir meine Rüstung anzuziehen. Ich lief durch das halbe Schloss ohne auf den Vampir getroffen zu haben, wo steckte er? Etwas rangelnd verschwand ich in meinem Zimmer und lief nachdenklich im Kreis herum. Wie sollte ich ihm das sagen? Alucard wusste, dass ich gehen musste. Ich würde wieder kommen, ich... ich mochte ihn und ich wollte mit ihm mein restliches Leben verbringen. Und er tat mir verdammt leid. Seufzend blieb ich stehen und fasste die Stelle an meinem Hals an, die von zwei Bissstellen versehen waren. Es wurde ganz still, als ich verzweifelt die Augen schloss. Ich teilte es ihm einfach im Laufe des Tages mit. Gerade wollte ich mein Schwert aufheben und es an meinen Waffengürtel hängen, als ich plötzlich gegen die kalte Wand gedrückt wurde. "Huh?" hauchte ich verwundert aus, als ich über meine Schulter schaute und den Blonden erblickte, wie er verbittert sein Gesicht verzogen hatte und sein Kopf gesenkt hielt. Was war los? Und wie war er hier reingekommen, ohne dass ich es bemerkt hatte? Ich drehte mich vorsichtig um, damit ich ihm direkt in sein attraktives Gesicht schauen konnte. Er hatte beide seine Arme neben mir an die Wand abgestützt und traute sich nicht mir in die Augen zu schauen, was mich sichtlich verwunderte. "Alucard?" hauchte ich aus, bevor er kurz zischte, ehe er seinen Kopf hob und mich anstarrte. Man sah ihm an, dass ihn etwas bedrückte. Ich konnte erkennen, dass er geweint hatte, schon wieder und es brach mir mein Herz. "Helena, ich..." fing er mit einer bebenden Stimme an, ehe er wieder bedrückt zur Seite schaute und sich selbst unterbrach. Mitleidend beobachtete ich jeden seiner Gesichtszüge und verzog traurig den Mund. "Es tut mir leid..." flüsterte er, da atmete ich laut aus. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Wange und strich behutsam über diese. Er zuckte kurz unter meiner Berührung und schaute mich verwundert an. Er schien über meine Nähe überrascht zu sein. "Ich würde alles für dich machen..." hauchte ich lächelnd und schaute ihm in die schimmernden, goldenen Augen, die ich zum ersten mal wie ein offenes Buch lesen konnte. Sein Mund war leicht geöffnet, während seine Verwunderung fast schon witzig war. "Und du hast mir gezeigt, dass ich dir immer vertrauen kann." fügte ich hinzu, während mein Daumen gleichmäßig über seine zarte Haut strich. "Du bist wahrhaftig ein Mensch, Adrian." hauchte ich, da zuckten seine Augenlider und er schloss seinen Mund. Während wir uns tief in die Augen schauten, legte er seine Hände langsam auf meine Hüfte und beugte sich zu mir herab, da klopfte mein Herz wie wild und drohte aus meinem Brustkorb zu springen. Wollte... er mich etwa küssen? Dicht blieb sein Gesicht vor meinem stehen, schien zu zögern, weil er nicht wusste, ob ich es überhaupt wollte. Unser heißer Atem vermischte sich, als wir uns wortlos anschauten und versuchten den jeweils anderen wie ein Buch zu lesen. Sekunden, die wie die halbe Ewigkeit rüberkamen, waren vergangen, als Alucard seine Augen schloss und die letzten Zentimeter überbrückte. Sanft legte er seine weichen Lippen auf meine, da entspannte ich mich sofort und seufzte in den Kuss. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, doch konzentrierte ich mich voll und ganz auf den Blonden. In einem verdammt langsamen Rhythmus küssten wir uns, während sich der Halbmensch an mich schmiegte und mir einen Fluchtversuch unmöglich machte. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten wild umher, als ich mich tiefer in den Kuss lehnte und beinahe den Verstand verloren hatte. Was war das? War das wirklich Liebe? Konnte Alucard überhaupt so lieben wie ich es tat? Leise lösten wir uns voneinander, während ich meine Hand auf seinen Nacken legte und ihn aus halbgeschlossenen Lidern anschaute. Es dauerte nicht lange, da lagen erneut seine Lippen auf meine und ließen sie in einem leidenschaftlichen Kuss verschmelzen. Oh Gott, wie sehr ich seine Nähe genoss. Ich wollte mehr davon! Ich wollte seine Stimme und Atmung hören, genau wie sein Herzschlag. Ich wollte seine Wärme und Nähe spüren und für die Ewigkeit in seine goldenen Augen schauen, aus Angst es vielleicht nie wieder tun zu können. "Adrian..." hauchte ich, als wir uns schwer Atmen voneinander gelöst hatten. "Bleib..." flüsterte er gegen meine Lippe, ehe er sanfte Küsse über meine Mundwinkel und Wangen verteilte. Mein Herz brach. Ich konnte nicht. Obwohl ich es so sehr wollte. "Bleib bei mir..." wiederholte er sich und biss mir vorsichtig in mein Ohrläppchen, an welchem er leicht zog. Ich ließ meine Finger in seiner blonden Mähne verkrampfen, als Alucard mir so unglaublich gut tat, doch plagte mich dieses schlechte Gewissen. "Ich kann nicht..." flüsterte ich und schloss verzweifelt meine Augen. Alucard's Hand fuhr behutsam über meine Seiten, während er erneut dicht vor meinem Gesicht verweilte. Er küsste mich, worauf ich es sofort erwiderte und die volle Ladung an Gefühlen abbekam. Ich spürte seine Trauer, seine Wut, aber dort war auch noch etwas verletzliches - seine Liebe. All das steckte er in den Kuss, um mir zu verdeutlichen, wie ernst er es meinte. "Bitte bleib, verlass mich nicht..." hauchte er gegen meine Lippen, als er sich von mir gelöst hatte. Verdammt, es schmerzte. Ich öffnete meine Augen und schaute den Halbvampir traurig an, da verstand er. Er schluckte und lehnte sich etwas zurück, worauf ich bedrückt zur Seite schaute. Ich hatte den Moment kaputt gemacht. "Ich liebe dich, Helena." haute er plötzlich raus, worauf ich erschrocken meinen Kopf hob und in das traurig verzerrte Gesicht Alucards schaute. Mein Herz zersprang. Aus Trauer und Freude. Ich war zu einem verdammt erleichtert und glücklich, dass er anscheinend genauso fühlte wie ich, doch änderte das nichts an der Tatsache, dass ich fort musste. "Ich liebe dich auch, Adrian." , "Dann bleib hier. Bei mir. Wir können für immer zusammenbleiben und glücklich werden." versuchte er mich leicht verzweifelt umzustimmen, worauf ich bedrückt die Augen schloss und meinen Kopf senkte. Während er mich immer noch fest im Griff hatte, ließ ich meine Hand von seiner Schulter runterrutschen und brachte kein Wort mehr über die Lippen. Ich wusste einfach nicht mehr was ich sagen sollte. Mein Wunsch war es, hier bei ihm zu bleiben. Ich liebte ihn. Ja, ich tat das wirklich. Aber mein Dorf.... Vater.... Kylain.... Alle hatten auf mich gezählt und ich konnte sie doch nicht einfach sitzen lassen. Unwissend. "Und ich werde dich immer beschützen." fügte er leise hinzu, als er meinen bedrückten Blick sah, bevor er sich erneut zu mir herab beugte und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte. Seine Berührungen prickelten angenehm auf meiner Haut. Ich wusste jetzt schon, dass ich das vermissen würde. "Adrian, ich kann nicht. Ich muss zurück..." sprach ich mit bebender Stimme und schaute ihn aus glasigen Augen an. Sein Blick wurde von verzweifelt zu monoton, bis ich das Gefühl hatte in das Gesicht eines Toten zu schauen. Mit eisernem Blick starrte er auf mich herab, wie mir langsam aber sicher die Tränen hochkamen und ich immer verzweifelter wurde. Als er dann seine Hände von mir nahm und sich von mir entferne, schluckte ich die Tränen runter, während mich der enttäuschte Blick des Blonden durchlöcherte. "Gut." durchbrach seine kühle Stimme die erdrückende Stille, ehe er sich umdrehte und die Tür meines Zimmers öffnete. "Ich bereite ein Pferd für dich vor." meinte er, als er mich über seine Schulter anschaute, bevor er aus dem Zimmer lief. Stumm schaute ich ihm nach, ehe seine Schritte leiser wurden, bis sie ganz verschwunden waren. Ich rutschte an der kalten Wand zu Boden und versteckte mein Gesicht in meinen Händen. Es zerriss mich. Ich wollte Alucard nicht verletzen, ich wollte ihm das geben, was er mir vorgeschlagen hatte. Aber ich konnte nicht. Ich würde wegen dem schlechten Gewissen hier nicht glücklich werden, selbst wenn Adrian an meiner Seite war. Zischend verkrampfte ich mich und biss mir auf die Lippe.

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