Alucard's PoV
Keuchend kroch ich vor meinem Vater weg, der durch das Loch schwebte, durch welches er mich gerade geschleudert hatte. Wir waren irgendwo oben in einer der vielen Dachböden, welches durch das kleine Fenster das Licht des blutroten Mondes durchscheinen ließ. Ich schnappte mir ein abgebrochenes Stück Holz, bevor ich mich hektisch auf den Rücken legte und meinen Vater anschaute. "Du willst mich also abstechen?" lachte er bitter aus und blieb unmittelbar vor mir stehen. "Möchtest du das?" , "Was?" fragte er leicht verwirrt, doch verschwand sein gruseliges Grinsen nicht. Was war nur aus meinem Vater geworden? "Du hast mich zuvor nicht getötet und du wirst es auch jetzt nicht tun. Du willst genau wie ich, dass das hier endet." legte ich die Fakten da und verbarg meine Angst. "Will ich das?" fragte er ironisch, als er versuchte unbemerkt sein Bein zu heben. Ich wich gerade noch so aus, als er versucht hatte auf mich zu treten. "Du bist gestorben, als meine Mutter starb! Das weißt du!" rief ich verzweifelt aus, als ich mich aufrappelte und meinen verbitterten Vater anschaute. "Dieser Vernichtungskrieg ist nichts weiter, als der längste Abschiedsbrief der Geschichte!" schrie ich und rannte ihm entgegen, ehe ich das Stück Holz in den Bauch meines Vaters rammte. Abwartend schaute ich zu ihm auf, doch ließ mich sein Blick bleicher werden. "Das..." fing er leicht grinsend an, worauf ich geschockt die Augen aufriss. "... War nicht präzise genug." fügte er hinzu und schleuderte mich mit Wucht durch die Wand. Wir lieferten uns einen unschönen Kampf, während wir uns ständig durch die Flure und Räume des Schlosses schlugen. Dabei zerstörten wir die Wände und Gegenstände, die so viele Erinnerungen in mir hoch riefen. Mit Wucht warf er mich gegen eine Wand, die ich sofort durchbrach und in die Tiefe stürzte. Ich landete im Kontrollzentrum und hielt ächzend meinen Kopf, als auf einmal mein Vater vor mir landete. Er hob seine Hand und wollte gerade auf mich einschlagen, als auf einmal ein Pfeil in seiner Hand steckte. Entgeistert und verwirrt starrte ich auf den Silberpfeil und sah, wie seine Haut am schmelzen war, ehe er zischend den Pfeil aus seiner Hand zog. "Helena..." hauchte ich geschockt, als ich sie mehrere Meter hinter Dracula stehen sah. Sie lebte! Mir huschte kurz ein erleichtertes Lächeln über die Lippen, ehe wieder die Angst in mir hochkroch. Verdammt, war sie dumm! Dracula war an seinem Limit! Fauchend drehte sich mein Vater um und schaute die Bogenschützin an, die ein Pfeil auf ihn gezielt hatte. "Du lebst immer noch?" fragte er genervt, als ich merkte, dass das kein gutes Ende haben würde. Helena musste wegrennen! Sie sollte verschwinden, wenn sie das überleben wollte! Die Hälfte ihres Gesichtes war mit Blut überströmt und ich wusste, dass sie nicht nur eine Kopfwunde davon getragen hatte, aber stand sie da, als hätte sie nur einen Kratzer abbekommen. Aufrecht und verspannt zielte sie auf meinen Vater, der sie immer noch wütend anschaute. "Es ist vorbei, Dracula." rief sie ihm monoton zu und hatte eine kühle Fassade aufgezogen. "Ach ja? Mich wundert es, dass du noch lebst, Menschenweib." fauchte er, worauf ich taumelnd aufstand und zwischen den Beiden herschaute. Helena kniff ihre Augenbrauen fester zusammen, bevor sie meinte: "Mich wird man nicht so schnell los.". Ungewollt blinzelte ich. Irgendwie war ich von ihrem Mut und ihrer Stärke fasziniert. "Das kann man leicht ändern." waren die letzten Worte meines Vaters, der seine schnellste Geschwindigkeit annahm und an mir vorbei rauschte. Geschockt riss ich die Augen auf, als ich sah, wie die Braunhaarige ihren Pfeil abschoss, dieser meinen Vater wie erwartet verfehlte und Dracula plötzlich vor ihr stand. Verdammt! Ich wollte Helena nicht verlieren! Sie war so nett zu mir gewesen! Ich rannte auf die Beiden zu, als mein Vater sie packte und erneut vorhatte ihr das Herz rauszureißen. Als er mich im Augenwinkel sah, versuchte er meinen Angriff abzublocken, doch traf ich ihn mehrmals ihm Gesicht. Er schmiss Helena mit Wucht zur Seite, die mit ihrem Kopf auf die Stahltreppe aufkam und mit einem stumpfen Geräusch zu Boden fiel. Mir rutschte das Herz in die Hose, als sie sich nicht mehr regte, worauf ich an meinem Vater vorbei huschte und vor Helena kniete. Ich drehte sie um und schaute in ihr verblutetes Gesicht, welches so viele blaue Flecken und Kratzer zierte. Geschockt schaute ich auf sie herab und hielt sie zitternd in meinem Arm. War sie tot? Ängstlich hob ich sie etwas an, als ich mein Kopf auf ihre Brust legte, während sich die Schritte meines Vaters näherten. "Adrian, deine Kleine ist tot." lachte mein Vater, worauf ich verbittert die Augen zusammenkniff. Ich war kurz davor durchzudrehen und in Tränen auszubrechen, hätte ich nicht den kaum hörbaren Herzschlag Helena's vernommen. Etwas erleichtert schaute ich sie an, ließ mein Blick ein letztes mal über ihre Schönheit gleiten, ehe ich sie vorsichtig zurück auf den Boden legte und mich umdrehte. Ich nahm meine Hypergeschwindigkeit an und war schneller als Licht. Ich schlug meinen Vater immer wieder und griff ihn von allen Seiten an, während er mich nicht mal sehen konnte, so schnell war ich. Doch auf einmal packte er mich an meinem Gesicht und hielt mich auf, bis er mich mit Wucht auf den Boden haute. Immer wieder schlug er mein Kopf auf den Stahlboden, der durch den starken Aufprall Risse bekam. Ich regte mich nicht, als er mich hochhob und mir einen letzten Schlag verpasste. Ich flog durch eine Wand und knallte gegen ein Bett, worauf nicht eine Sekunde später mein Vater ebenfalls durch das Loch hereintrat und mit einem Abstand vor mir stehen blieb. Auf einmal war es verdammt still zwischen uns, worauf ich verwundert meinen Kopf hob und mich fragte, warum Dracula mich nicht einfach tötete. Als ich erkannte wo wir waren, verstand ich. "Dein altes Zimmer..." erklang die gebrochene Stimme meines Vaters, welche mit einem traurigen Blick seine Hände auf die Brust legte. Nachdem sich mein Vater etwas genauer in meinem alten Zimmer umgesehen hatte, verschwanden seine roten Augen und seine dunkelbraunen erschienen wieder. "Mein Junge..." er senkte bekümmert seinen Kopf, worauf mir regelrecht das Herz brach. Er war am Ende, genau wie ich. "Ich... ich... töte meinen Jungen..." murmelte er bedrückt und trat an die kleine Kommode, über welche ein Bild hing. Auf diesem war meine Mutter, mein Vater und ich, als ich kleiner war, zu sehen. Glücklich. Als Familie. "Lisa... ich töte unseren Jungen. Wir haben dieses Zimmer gestrichen... von uns hat er dieses Spielzeug. Er ist unser Junge, Lisa." flüsterte er weinerlich, als er weiter das Bild anschaute. Ich war kurz vor den Tränen, als ich meinen Vater so zerbrochen sah. Ich trauerte mit ihm. Ich vermisste meine Mutter, die von Ihresgleichen gefoltert und getötet wurde. Ich verstand seinen Groll gegenüber den Menschen, doch hatte er den falschen Weg eingeschlagen. Er hätte die ungebildeten Menschen Wissen aneignen können, damit solche Dinge nicht mehr passierten, aber stattdessen fiel er in ein tiefes Loch, in welches er sich selbst geschubst hatte. Ich erhob mich leise und brach dabei ein Stück meines alten Holzbettes ab, bevor ich mit schweren Schritten auf meinen Vater zuging. Dieser entfernte sich und blieb vor der Tür stehen, ehe er bekümmert zu Boden starrte. Mit einem verzerrten Gesicht blieb ich vor ihm stehen und hörte mein eigenes, hektisches Atmen. "Dein größtes Geschenk an mich. Und ich..." flüsterte er verzweifelt und versteckte sein Gesicht in seine Hände, ehe er fortfuhr: "... Töte ihn.". Ich ging einen letzten Schritt auf ihn zu, worauf er sein Kopf hob und mich mit einem flehenden Blick anschaute. Ich wusste was ich tun musste, doch hatte mich dieser Moment schon seit Anbeginn meiner Reise von Innen zerrissen. Ich wollte das nicht. Ich wollte meinen eigenen Vater nicht töten. Als es ganz still zwischen uns wurde, mein Vater erneut seinen Kopf gesenkt hatte, überbrückte ich die letzten Zentimeter und stach ihm langsam das abgebrochene Stück Holz in die Brust. Sofort würgte mein Vater, während aus seinem Mund Blut floss. Er hob seinen Kopf und schaute mich mit diesem einen Blick an, der mir den Rest gab und ich versuchte gegen meine Tränen zu kämpfen. Ich hatte meinen Mund leicht geöffnet, weshalb man meine Fangzähne sehen konnte, während ich versuchte den innerlichen Schmerz zu ignorieren. "Mein Junge..." flüsterte mein Vater und lächelte mich kaum erkennbar an. Mein Blick war verzweifelt, hilflos und gebrochen. Ich rang mit mir selbst. "Vater..." hauchte ich den Tränen nahe, ehe ich meine Augen zusammenkniff und den Pfahl ihm weiter in die Brust drückte. Keuchend legte er sein Kopf in den Nacken, als ich im Augenwinkel sah, dass ihm sogar schon das Blut die Finger hinab tropfte. Ich verzog gequält und traurig meinen Mund, ehe ich nicht stoppte und das Holzstück ihn ganz durchbohrte. Mit einmal mal zerbrach ein Spiegel im Zimmer, als mein Vater nach Luft schnappte. Ich hörte seinen Herzschlag. Wie es klopfte. Wie er lebte. Ich hörte seine Gefühle. Mit bebender Unterlippe lehnte ich mich zurück und beobachtete meinen Vater, wie sich seine Haut langsam grau verfärbte, ehe auch sein Herzschlag nicht mehr zu hören war. Ich schluckte meine Trauer hinunter und wartete ab. Plötzlich fing er langsam an, sich in Sand aufzulösen, worauf er sich normal aufrichtete, seine knochigen Finger nach mir ausstreckte und man in seine leeren, schwarzen Augen sehen konnte. Ängstlich kniff ich meine Augenbrauen zusammen, als ich nichts mehr verstand. Ich hatte soeben meinen Vater gespießt, warum starb er nicht? Nein, dies war nicht mehr mein Vater. Schon lange nicht. Er war ein Gefäß von all Bösem und Schlechten geworden, die Dunkelheit hatte ihn von Innen zerfressen. Er war schon vor einem Jahr gestorben. Mein Herz zerbrach erneut in tausend Teile, als ich das entstellte Gesicht meines toten Vaters sah, dessen Klauen nach mir greifen wollte, ehe mit einem mal sein Kopf ab fiel. Plötzlich standen meine zwei Freunde, Sypha und Trevor im Türrahmen und hatten mit einem Schwert den Kopf meines Vaters abgeschlagen. Verletzt und geschockt schaute ich auf den abgetrennten Kopf meines Vaters, von welchem Blut herausfloss. In meiner Brust schmerzte es und ich wusste, dass ich nicht weinen durfte und konnte. Ich schluckte alles runter und hielt es für später zurück. "Alucard, trete zur Seite. Ich beende es." forderte mich die Sprecherin auf, worauf ich ihrer Bitte sofort nachkam und zwei Schritte zurück machte. Ich schaute wie ein Zombie auf die Flammen, die die Leiche meines Vaters verschlungen, während ich den Gedanken unterdrückte, es bereut zu haben. Plötzlich schrie der Rauch der Leiche meines Vaters und löste ein tobenden Wirbel auf, ehe die grauen Rauchkreaturen die Fenster zerstörten und aus diesen flohen. Waren das die Depressionen meines Vaters gewesen? Nachdenklich schaute ich ihnen nach, ehe mein Blick auf den Teppich glitt, wo zuvor noch mein Vater stand. Alles was von ihm übrig geblieben war, war der Ehering, der er nach allem kein einziges mal abgenommen hatte. Ich spürte, wie mir die Tränen erneut hochkamen, doch schluckte ich sie einfach hinab. "War's... War's das?" fragte die helle Stimme der Magierin, die die erdrückende Stille zwischen uns gebrochen hatte. "Alucard, haben wir es geschafft?" fragte nun auch Trevor, an dessen raue und griesgrämige Stimme ich mich gewöhnt hatte. Ich war eigentlich nicht in der Stimmung zu Antworten, doch setze ich meine Fassade wieder auf und meinte: "Ja.... Das haben wir....". Ich schaute traurig auf den funkelnden Ehering meines Vaters, da bemerkte ich, dass sogar der blutrote Vollmond seine normale Farbe zurückerlangt hatte. "Ich habe meinen Vater getötet..." fügte ich flüsternd hinzu, als sich ein höllischer Schmerz durch meine Brust zog. "Du hast den Krieg gegen die Menschheit beendet. Werd' jetzt nicht sentimental." fing Trevor an, der, wie immer, nicht auf die Gefühle der Anderen achtete. Sypha hob ihre Hand um den Vampirjäger zum Schweigen zu bringen, was sogar überraschenderweise klappte. Ich war erstaunt. "Trevor hat recht. Ihr habt unzählige Menschenleben gerettet. Aber es ist okay nun um ihn zu trauern..." meinte die Magierin, worauf ich bedrückt zur Seite schaute. "Er ist schon vor langer Zeit gestorben..." seufzte ich und schloss meine Augen. "Wo ist Helena?" fragte Sypha und schaute mich angsterfüllt an. Oh, verdammt. Wie hatte ich sie nur vergessen können? Mein Herz fing wie wild an zu schlagen, als ich den Beiden erläutert hatte, in was für eine dumme Situation sie geraten war. "Dieses naive Mädchen..." schüttelte Trevor den Kopf, als wir zusammen die zerstörten Flure entlangliefen. "Sie hat mir drei mal das Leben gerettet. Sie ist atemberaubend..." murmelte ich gedankenverloren, als wir schnellen Schrittes durch das Schloss eilten. "Ich hoffe wir sind nicht zu spät." sprach die Blonde unsere Bedenken aus, als wir im Kontrollzentrum angekommen waren und den langen Weg bis zur Treppe entlangliefen. Dort lag sie immer noch und hatte sich keinen Zentimeter gerührt. Wenn sie jetzt auch noch von mir ging... Ich wusste nicht, was ich ohne sie machen sollte! "Oh, man..." seufzte Trevor, als er ihr zerschmetterten Körper sah. Sypha setzte sich auf den Boden und zog sie vorsichtig auf ihren Schoß, während ich mich neben ihr niederließ und bei ihr sein wollte. Bei Helena. "Sie hat eine leichte Gehirnerschütterung. Ihr Arm ist gebrochen und ihr Bein verstaucht, aber ich frage mich, wie sie diese Tour nur überlebt hat..." diagnostizierte Sypha und schaute nachdenklich auf meine Helena herab. Das klang gar nicht gut. Ich strich ihr besorgt eine blutverschmierte Haarsträhne aus dem Gesicht. "Kannst du sie heilen?" , "Natürlich kann ich das. Nur scheint sie sich irgendwie schon selbst zu heilen..." murmelte die Blonde und nahm die Hand der Braunhaarigen in ihre. Sie zeigte mir den Ring, den sie schon von Anbeginn getragen hatte. "Dieser Ring bereitet mir Sorge, Alucard. Er heilt ihre Wunden, doch fügt ihr selbst welche hinzu." , "Verstehe. Schwarze Magie?" hakte ich nach, als ich versuchte den Ring abzunehmen, doch löste ich damit nur eine kleine Explosion aus, die mich mehrere Meter zurückschleuderte. "Ich bin mir unsicher." rief sie mir zu, als ich mein pochenden Schädel hielt, ehe ich mich ächzend erhob und mich erneut neben den Beiden niederließ. "Wenn wir hier weiter herum diskutieren, stirbt sie uns noch weg." rollte Trevor mit den Augen und nahm Helena hoch. Verdammt, ich war ein einziges Wrack. Ich konnte nicht helfen, obwohl ich es wollte. Nun stand ich komplett aufgebracht außerhalb eines Zimmers, in welchem Sypha gerade Helena versuchte zu helfen, aber sie war keine Ärztin. Warum war ich so aufgewühlt? Vielleicht weil ich gerade den letzten Teil meiner Familie getötet hatte und nun eine wichtige Person verlieren würde? "Alucard." knurrte die tiefe Stimme des Vampirjägers, der meine aufgebrachte Seite noch nie zuvor gesehen hatte. "Beruhige dich. So wie wir Helena kennen, wird sie sowas schon meistern. Sie ist dickköpfig..." versuchte er mich ruhig zu stellen, was ein wenig klappte. Er hatte recht. Ich musste runterkommen. So war ich keine große Hilfe. Dankend schaute ich den Braunhaarigen an, ehe ich mich umdrehte und in den zerstörten Gängen des Schlosses verschwand.
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castlevania
VampireDie qualvolle Verbrennung einer angeblich entlarvten Hexe, war der Auslöser der Vernichtung aller menschlichen Existenz. Denn wer damals eine Hexe gewesen sein sollte, war eigentlich eine Ärztin, die mithilfe der Wissenschaft die vielen Krankheiten...