Timo Kastening

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And I can't get away from the burning pain, I lie awake

And the fallen hero haunts my thoughts
How could you leave me this way?
[If you say so - Lea Michele]

Timo POV

Nun war schon eine Woche vergangen, die sich anfühlte wie 100 Jahre. Heute wäre ihr Geburtstag. Sie wäre heute 25 geworden. Und ich? Ich bin ein emotionales Wrack. Beim Training und bei Testspielen habe ich mir nichts anmerken lassen, da ich wusste, dass sie mich sieht. Nun halt nicht mehr über eine Live-Übertragung oder in der Halle, sondern von einem Ort, an dem sie so richtig glücklich ist und an dem es ihr gut geht. Doch sobald ich zuhause durch die Tür kam, holte mich die Realität wieder ein. Die schreckliche Realität... Vor sieben Tagen war sie nach langem Kampf gegen den Krebs friedlich eingeschlafen und von uns gegangen. Es klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich wünschte, ich wäre nicht dabei gewesen und hätte ihren leblosen Körper nicht mehr gesehen. Dieser Anblick, wie sie dort lag, zerreißt mir mein Herz. Warum traf es genau sie? Sie hatte mir sogar einen Brief geschrieben, falls sie den Krebs nicht überlebt, doch ich wollte ihn noch nicht lesen, weil ich mir sonst gestehen müsste, dass alles vorbei ist. Ihre Familie hatte mir geraten ihn zu lesen, doch ich kann es nicht alleine, deswegen war heute mein bester Freund hier, um mir beizustehen.
》Timi, ich bin da. Bist du wirklich bereit für den Brief?《, fragte er mich. 》Ich muss wissen, was sie geschrieben hat. Das bin ich ihr schuldig《, 》Sicher, dass ihr 25.Geburtstag der richtige Tag dafür ist? Sie ist erst seit 7 Tagen tot《, ging er noch mal auf Nummer Sicher. 》Es gibt keinen richtigen Tag für so etwas. Ich will wissen, was sie geschrieben hat. Ich liebe sie und je länger ich warte, desto länger mache ich mir Vorwürfe, warum es nicht mich treffen konnte《, flehte ich ihn an.

》Also, sie schrieb:
Ich weiß echt nicht, wie ich das ganze beginnen soll, also bin ich mal ehrlich: Timi, ich habe Angst. Ich habe einfach Angst, aber ich hoffe, dass du das hier nie lesen musst und ich den Krebs besiege. Ich bin doch erst 23, ich will noch nicht ans Sterben denken. Aber, um mich(und jetzt auch dich) auf andere Gedanken zu bringen, will ich, dass du nur an eines denkst: Hab mich so in Erinnerung, wie du mich immer gesehen hast und nicht so, wie ich als letztes ausgesehen habe. Wie damals in der 5.Klasse, als wir uns kennenlernten und ich dich nicht leiden konnte (ich glaube, es beruhte auf Gegenseitigkeit ; aber ich weiß bis heute nicht warum). Ganz ehrlich, ich fand dich total dumm, was vielleicht auch an deinem besten Freund zu der Zeit lag. In der 6.Klasse, als wir im Schullandheim waren, habe ich langsam angefangen dich zu mögen, aber du hast mir so ein paar Lieder zerstört, weil ihr die quasi schon durch den Wald geschrien habt und dabei fast jedes Lebewesen im Umkreis von 2 Kilometern verjagt habt (fast sogar mich und du weißt, was für Musik ich höre). Jedenfalls war ich dann erst in der 7.Klasse so richtig überzeugt von dir, als uns dann der Handball verband, weil wir dann gute Freunde wurden (du schuldest mir übrigens mittlerweile viele Chips-Tüten, Cookies und Kaugummis :D ), aber manchmal wollte ich dir echt ein Wissensbuch schenken (die Nizza-Frankreich-Sache ; ich hoffe, du weißt es noch) und die Sache im Deutschunterricht(du hast den Referendar einfach nur gemocht, weil er Handball erwähnt hat). In der 8.Klasse hast du mich fast nur ignoriert(ich würde gerne wissen, warum), aber bitte glaub nicht, dass ich nicht gemerkt habe, wenn du mich angestarrt hast. Falls du dich noch an das Mädchen aus meinem Team erinnern kannst(ich hasse sie immer noch, weil sie auch wusste, dass ich dich sehr mag), ich wollte dich dafür hassen, aber ich konnte es nicht. Ich habe sogar deine Freunde immer 'unauffällig' über dich ausgefragt. Doch ich hatte Hoffnung, denn nachdem ich 3 (!) Jahre in dich verliebt war, hast du wieder ein paar Schritte auf mich zu gemacht und was soll ich sagen: Du weißt, was in den letzten 7 Jahren geschah. Es waren die schönsten meines Lebens und ich wusste endlich, warum ich das alles so wollte. Es war, weil ich meinen Seelenverwandten gefunden hatte. Vielleicht wusste ich das auch schon, als ich dich das erste Mal gesehen habe, als du noch ein 'Zwerg' warst(Ok, ich war schon immer größer, aber du warst höchstens 1,50m groß ; ich war fast 1,60m). Vielleicht wusste ich es aber auch erst am Wandertag Anfang 7.Klasse (weißt du noch? Beim Bowlen, wo wir dich und deine Freunde genervt haben). Du kennst(nun wohl kanntest) mich besser, als jeder andere es tut(auch wenn ich jetzt, wo du es liest wahrscheinlich schon tot bin) und ich will dir einfach danken für jede Umarmung, jedes Lächeln, jeden Tag, jede Träne, jeden noch so kleinen Streit, jedes Spiel von dir, jede Nachricht, jeden Urlaub und jeden Atemzug, den wir zusammen genießen konnten. Ich will, dass du weißt: Ich liebe dich, habe es immer getan und werde es auch bis in alle Ewigkeiten tun (bis wir uns wieder sehen), bleib so wie du bist und lass dich von niemandem platt machen. Wenn du dich allein fühlst, nimm etwas, was dich an mich erinnert und sobald du es in der Hand hast, bin ich bei dir. Falls ich es nicht schaffe, will ich, dass du glücklich bist und nicht für den Rest deines Lebens um mich trauerst. Bleib bitte der Mensch, den ich in dir sehe und in den ich mich verliebt habe. Ich liebe dich, S🤍

》Ich hätte ihr echt sagen müssen, als es an der Zeit war. Jetzt kann ich ihr nie mehr etwas sagen《, schluchzte ich los, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte,》Ich kann ihre Stimme nie mehr hören und nie mehr ihr Lächeln sehen. Wie soll ich es schaffen, weiterhin zu funktionieren und glücklich zu sein, wenn das allerschlimmste in meinem Leben passiert ist?《, 》Sie hat doch gesagt sie ist da, also nimm etwas von ihr und erkläre ihr alles. Sie wird dir zwar nicht antworten, aber dann musst du dich nicht mehr quälen. Und du wirst es schaffen, glücklich zu werden und zu sein. Du hast jeden hinter dir und ihre Familie wird auch hinter dir stehen《, meinte mein bester Freund, nachdem er mich in den Arm genommen hatte.

Am selben Abend nahm ich noch ihren Lieblingspulli, den sie sich von mir gemopst hatte, und begann alles zu erzählen. Von dem ersten Moment in dem ich sie sah bis hin zu unseren letzten Sekunden. Ich erzählte warum ich sie ignorierte und warum ich ihr dann auch wieder näherkommen wollte. Ich erzählte von den Blicken meiner Familie, als ich ihnen sagte, dass ich mit ihr zusammen bin und auch von meinen ehemaligen Mannschaftskollegen, als ich aus dem Strahlen nicht mehr herauskam und die Jungs mich zu einem Doktor schicken wollten. Entgegen meinen Erwartungen half es und in der Nacht merkte ich, dass sie da war...

Heute mal ein etwas anderer Os, aber ich musste ihn einfach schreiben, nachdem ich das Lied wieder rauf- und runtergehört habe

HandballoneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt