SHOULDER TO SHOULDER

39 || VALERIE LEWIS

Amanda

FÜNF MONATE SPÄTER

Das Leben geht weiter.

Irgendwie tut es das immer.

Auch wenn es zu Anfang nicht so scheint.
Auch wenn es zu Anfang verdreht und anders, viel zu schwierig scheint.

Ich bin Amanda Vine.

Mein bester Freund heißt Lili und wir sind so vernarrt in Geschichte, dass wir jeden Montag stundenlang zusammen skypen und lernen.

Meine beste Freundin Cleo wird eines Tages eine weltweit berühmte Spring- und Dressurreiterin sein.

Ich bin eine ganz normale Schülerin. Ich bin durchschnittlich und ich liebe das Fach Geschichte, aber mag meine Geschichtslehrerin Miss Merlin bis heute nicht.

Ich habe eine ganz normale Familie, mit total verliebten Eltern und einer überzeugten kleinen Schwester, die eines Tages eine Prinzessin werden wird.

Ich habe eine Katze, die mich hasst, öfter mal kratzt, nicht gerne mit mir kuschelt und auch sonst nur negativ drauf ist und ich liebe sie trotzdem.

Ich bin ein Morgenmuffel, hasse das frühe Aufstehen, und am Ende der Woche bin ich so erschöpft, dass ich nichts weiter schaffe, als auf dem Sofa zu hocken und eine Packung Stracciatellaeis zu verdrücken.

Ich liebe meine Nachbarin.
Wir treffen uns jeden Mittwoch und spielen so lange Mensch-Ärgere-Dich-Nicht bis wir es satt haben, immer zu schummeln.

Und es gibt noch jemanden, den ich liebe.

Da gibt es noch Carter.

Ein Junge, der vor einiger Zeit einmal hier war.
Ein Junge, den ich niemals vergessen werde.
Ein Junge, der wiederkommen wird.
Ein Junge auf den ich warten werde, weil ich ihn liebe und weil er mein Herz hat.

Er ist toll.
Carter ist toll.

Ein großer Junge, mit hübschen schwarzen Locken, tollen grünen Augen und einer charmanten Art, die jedes Mädchenherz irgendwie berührt.

Er wohnt weit entfernt.

Ich komme aus den Niederlanden.
Er ist Brite.

Uns trennt ein ganzes Becken voller Wasser.

Aber das macht nichts.

Weil wir täglich telefonieren.
Und weil ich weiß, dass das nur für den Moment ist.

Irgendwann sind wir wieder zusammen.

Irgendwann treffen wir uns wieder.

Und irgendwann, wenn die Zeit reif ist, dann bleiben wir für immer zusammen.

Ich weiß das.

»Motte, kommst du endlich?«, ruft meine Mutter und ich schaue ein letztes Mal in den Spiegel und lächle das Mädchen in dem weinroten Cocktailkleid zufrieden an.

»Bin schon da!«

Meine ganze Familie steht am Treppenansatz.
Mein Dad in einem schicken Anzug, meine Mutter in einem langen dunkelblauen Kleid und Leo ist heute ein rosa Engelchen im Tütü.