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Changbin PoV

Felix und ich verbrachten noch ein wenig Zeit im Bett, bevor Felix los wollte, um sich mit Chan zu treffen. Der Jüngere hatte sich an meinen Oberkörper gekuschelt und wir erzählten uns schon seit einer Weile einfach lustige Geschichten, die man irgendwann einmal erlebt hatte. Er hatte unzählige interessante Dinge erlebt, während bei mir die aufregendsten Erzählungen davon handelten, dass meine Eltern mich beim Abendessen exposten.

Gerade als Felix von einem seiner vielen schönen Erlebnisse mit Chan erzählte, um die ich ihn, um ehrlich zu sein, ein wenig beneidete, klingelte es an der Tür.

"Das ist bestimmt nur der Postbote, Babe. Bleib du ruhig liegen und ich mache ihm kurz auf.", meinte ich zu Felix und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe ich aufstand, um die Tür zu öffnen.

Als ich jedoch die Tür öffnete, stand vor mir nicht der Postbote sondern Felix' Mutter.

"Misses Lee?", fragte ich ungläubig.

"Hallo, Changbin. Ist Felix da? Ich will mit ihm reden und ich hab ein paar seiner Sachen mitgenommen, damit er immer etwas frisches zum Anziehen hat.", meinte sie und ihre Stimme klang dabei ziemlich brüchig.

"Ja, er ist da. Setzen Sie sich doch ruhig schon einmal ins Wohnzimmer. Ich hole Felix. Wollen Sie vielleicht noch etwas trinken?", fragte ich, da sie nicht so wirkte, als könnte sie ohne auch nur einen Schluck Wasser überhaupt eine längere Konversation führen.

"Das ist nett, danke. Du brauchst mich übrigens nicht zu siezen. Ich bin Lisa. Hast du ein Glas Wasser für mich?"

"Natürlich. Ich bringe dir gleich eins mit. Davor will ich nur Felix bescheid geben."

Sie nickte und ging ins Wohnzimmer, während ich in meinem Zimmer verschwand, um Felix zu holen.

"Lixie, du hast Besuch.", sagte ich sanft, als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete und den Australier mit seinem Handy auf dem Bett liegen sah.

"Besuch? Für mich? In deinem Haus?", fragte er verwirrt und packte sein Handy beiseite.

"Ja, Besuch für dich. Na komm, lass uns runter. Du solltest sie nicht zu lange warten lassen."

Er nickte und wir gingen gemeinsam runter. Während er jedoch ins Wohnzimmer ging, holte ich Wasser und ein paar Gläser aus der Küche, ehe ich nach kam und die Gläser abstellte.

Felix saß seiner Mutter gegenüber, doch niemand der beiden sagte etwas. Ich wollte gerade wieder gehen, um sie alleine zu lassen, doch Felix griff nach meinem Handgelenk, sodass ich nicht gehen konnte.

"Ich will, dass du bleibst, Binnie. Du wirst sowieso alles später von mir hören."

"Wenn du meinst...", sagte ich und setzte mich neben ihn. Er nahm meine Hand in seine und ich verschränkte unsere Finger miteinander.

"Felix, was passiert ist, tut mir unfassbar leid.", begann seine Mutter zu schluchzen, "Ich hätte dich beschützen und ihn rauswerfen sollen, aber ich hatte so Angst, verstehst du? Ich wusste, dass das passieren würde, sobald du dich outest, aber ich hab natürlich gehofft, dass es nicht passiert. Ich hätte für dich da sein sollen, aber ich konnte nicht. E-er hat mir wehgetan, Felix. Schon seit Jahren. Ich hab so sehr gehofft, dass du seinen Hass nie zu spüren bekommst, seine schlechte Seite nie zu Gesicht bekommst und einfach als fröhliches Kind aufwächst, einen hübschen Mann für dich findest und glücklich wirst..."

"Mom...", Felix stand auf und umarmte sie. Beide hatten Tränen in den Augen und auch mir fiel es schwer, nicht zu weinen. Auch wenn man es nicht immer merkte, war ich eigentlich wirklich mitfühlend und hasste es, andere verletzt zu sehen, besonders wenn sie mir nahe standen, so wie Felix.

"Es ist alles okay... Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du bist schließlich gekommen, um nach mir zu sehen, und alleine das zeigt, dass du eine gute Mutter bist. Bitte mach dir keine Vorwürfe. Und wegen Dad... Wir finden eine Lösung, okay? Er soll dir nicht mehr wehtun.", meinte Felix mit brüchiger Stimme, wobei sich mein Herz zusammen zog. Ich wollte Felix nicht weinen sehen. Ich wollte ihn lachen sehen.

"Ich werde schon einen Weg finden. Vielleicht sollte ich mich einfach von ihm trennen und mir eine neue Wohnung suchen. Dann könntest du wieder bei mir einziehen, wenn du das willst. Also falls dir deine Mutter nicht zu nervig wird."
Den letzten Satz lachte sie heiser. Eigentlich wollte ich nicht, dass Felix ging, aber vielleicht würde ich ihn wieder gehen lassen müssen, damit er bei seiner Mutter leben konnte.

"Das wäre schön..."

"Sag mir noch eine Sache, Lix. Bist du hier glücklich?"

"Ja, das bin ich. Changbin macht mich unfassbar glücklich. Ich liebe ihn und er liebt mich auch sehr. Er ist der beste feste Freund, den ich mir hätte wünschen können. Er kümmert sich sehr gut um mich, also mach dir nicht zu viele Sorgen und konzentrier dich erstmal auf dich selbst und auf dein Glück. Ich bin schon groß, Mom. Ich kann auf mich selbst aufpassen und ich bin nicht alleine, selbst wenn es schwierig wird. Ich hab Changbin und Chan. Aber du solltest auf dich selbst achten..."

Während Felix geredet hatte, war mir die Tränen gekommen. Es fiel mir nicht auf, doch wie in kleinen Flüssen suchte sich das Wasser seinen Weg mein Gesicht entlang.

"Das werde ich, Felix. Ich passe auf mich auf. Schließlich weiß ich jetzt, dass du hier in sehr guten Händen bist.", sagte sie und lächelte mich an. "Danke, dass du auf meinen Sohn aufpasst."

"Selbstverständlich.", antwortete ich und sie winkte mich zu ihren und zog mich in die Umarmung. Es machte mich glücklich, dass seine Mutter mich auch mochte, auch wenn ich nicht gehofft hatte, dass wir jemals in so eine Situation geraten würden.

Es klingelte an der Tür, weshalb ich mich aus der Umarmung löste und zur Tür ging. Vor mir stand Chan.

"Hey, ist Felix da? Wir waren schon vor einer Stunde verabredet, aber er ist nicht aufgetaucht und- Warum hast du geweint? Ist er verschwunden? Sollen wir zusammen nach ihm suchen? Er kann noch nicht so weit sein."

"Nein, nein. Er ist hier, keine Sorge. Seine Mutter ist da und hat mit ihm geredet."

"Oh, verstehe..."

"Du kannst trotzdem rein. Schließlich bist du sein bester Freund, also sollte er damit kein Problem haben. Vermutlich freut er sich, dich zu sehen."

"Okay, danke."

Er kam rein, zog sich die Schuhe aus und ich ging vor ins Wohnzimmer.

"Lix? Chan ist da. Er hat sich Sorgen gemacht, weil du nicht zu eurer Verabredung gekommen bist.", sagte ich sanft, woraufhin Felix ihn zur Begrüßung umarmte, was ich mit einem leicht genervten Blick kommentierte. Ich war einfach neidisch, weil die beiden sich so lange kannten und eine gute Beziehung zueinander hatten, während Felix und ich noch nicht besonders gefestigt waren in unserer Beziehung.

"Nicht eifersüchtig sein, Binnie. Steht dir nicht.", lachte Felix und gab mir einen Kuss. "Wenn ich mit Chan zusammen sein wollen würde, wäre ich das schon längst. Er ist nur mein bester Freund."

"Ich weiß. Das ist es auch nicht. Lass uns da heute Abend drüber reden, ja? Wir wissen beide, dass du es liebst, wenn wir kuscheln und einfach nur reden."

"Jap, das tue ich. Ist es okay, wenn Chan hier bleibt? Du hast gesagt, ich soll sowas nicht fragen, aber es ist immerhin dein Haus und du wolltest noch an deiner Musik arbeiten..."

"Chan kann von mir aus hier bleiben, wenn er will. Es stört mich nicht, wenn er da ist, während ich an den Songs arbeite."

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Be you, Be them || Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt