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Changbin PoV

Felix hatte den restlichen Tag nicht mehr wirklich mit mir geredet. Ich hatte allerdings auch nicht mehr versucht, ein Gespräch mit ihm anzufangen, da ich ihn nicht nerven wollte. Ansonsten würde er vermutlich gar nicht mehr mit mir reden wollen. Hoffentlich würde er sich bald bei mir melden, damit wir uns treffen konnten und ich mich bei ihm entschuldigen konnte. Auch wenn ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, was ich machen sollte, um ihm zu zeigen, dass ich es mit meiner Entschuldigung wirklich ernst meinte. Wie zeigt man jemanden, dass einem etwas wirklich Leid tut, ohne dass man es übertreibt oder unehrlich wirkt?

"Changbin, es gibt Essen!", riss mich meine Mutter aus meinen Gedanken und ich stand von meinem Bett auf, um zum Essen zu gehen. In meinen Gedanken war ich allerdings immer noch bei meiner Entschuldigung an Felix.

Ich stocherte ich in meiner Portion Spaghetti mit Käsesoße rum, rollte einige von ihnen auf und starrte sie an, bevor ich sie mir mit einem Seufzen in den Mund steckte und aß. Das machte ich immer, wenn mich beim Essen etwas beschäftigte. Irgendwie war es eine seltsame Angewohnheit geworden, die ich einfach nicht ablegen konnte. Allerdings half es mir irgendwie auch mich zu konzentrieren, also hatte ich damit aufgehört, sie loswerden zu wollen.

"Was ist denn los, Großer?", fragte mein Vater besorgt. Er war schon früher immer für mich da gewesen, wofür ich ihm wirklich dankbar war, da ich wusste, dass nicht jeder so eine gute Beziehung zu seinen Eltern hatte.

"Jungen sind einfach so unglaublich kompliziert.", antwortete ich einfach und starrte weiter auf mein Essen, als könnte es mir die Antworten auf alle Fragen der Welt geben, wenn ich es nur lange genug anstarrte.

"Geht es um deinen Freund, der gestern hier war wegen eures Schulprojekts?", fragte meine Mutter und hob dabei das "Schulprojekt" besonders hervor. Sie schien immer noch nicht glauben zu wollen, dass Felix und ich uns deshalb getroffen hatten und nichts zwischen uns lief.

"Ja, es geht um Felix. Ich hab irgendwie Scheiße gebaut und jetzt erwartet er eine Entschuldigung, die zeigt, dass es mir wirklich leid tut. Aber ich weiß nicht, was ich für ihn machen soll. Ich könnte ihm einen Kuchen machen, wo eine Entschuldigung drauf steht, aber vermutlich müsste ich davon noch einen backen, um mich für den hässlichen Kuchen zu entschuldigen, also hab ich die Idee wieder verworfen."

"Ich habe dich, glaube ich, noch nie etwas backen gesehen. Warum versuchst du das Backen nicht wann anders und machst du nicht etwas mehr Changbin-artig?", schlug mein Vater vor, allerdings fiel es mir schwer, mir etwas darunter vorzustellen. "Oder du backst mit diesem Jungen zusammen, falls er kochen und backen mag."

"Was wäre denn zum Beispiel etwas Changbin-artiges?"

"Warum schreibst du ihm nicht einen Song? Du bist doch wirklich talentiert, was Musik angeht.", meinte meine Mutter dazu und irgendwie gefiel mir die Idee. Felix würde es bestimmt auch gefallen. Es war persönlich, brauchte viel Aufwand, aber war durchaus machbar und definitiv nicht zu schnulzig, wenn man es richtig anstellte.

"Das klingt gar nicht so schlecht und würde ihm sicher gefallen. Er hatte auch ziemlich viel Spaß, als wir gestern gemeinsam an dem Song für die Schule gebastelt haben und ich bin mir sicher, dass Musik ihm wirklich etwas bedeutet."

"Dann gefällt es ihm sicher. Und ehe ihr euch verseht, seid ihr beiden wieder zusammen. Mach dir darum keine Sorgen."

"Ich denke auch, dass es ihm gefällt, aber Mama, wir sind nicht zusammen, waren es nicht und werden es auch nie sein, weil ich nichts für ihn empfinde."

"Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Vielleicht wird aus euch beiden ja etwas, wenn ihr mehr Zeit miteinander verbracht habt und euch besser kennenlernt."

"Wer weiß.", nuschelte ich und aß nun normal meine Nudeln weiter.

"Hast du denn in deiner Klasse sonst noch ein paar nette Leute kennengelernt, mit denen du dich vielleicht anfreunden kannst? Muss ja nicht unbedingt ein möglicher Partner für dich sein sondern vielleicht auch einen Kumpel oder besten Freund."

"Ja, hab ich. Jisung, mein Sitznachbar im Musikunterricht, und seinen festen Freund Minho, der aber nicht in meine Klasse geht, sondern in meine alte Parallelklasse. Irgendwie hat Jisung mich so lange zugetextet, bis ich aufgehört hab mich zu wehren und jetzt verstehen wir uns ganz gut."

"Das ist doch toll. Warum lädst du die beiden nicht mal zu uns ein?"

"Kann ich machen. Sie sind nur ein wenig chaotisch, also wundert euch nicht."

"Ach keine Sorge, damit kommen wir schon klar. Dein Vater war auch total chaotisch, als wir uns kennengelernt haben. Lad sie einfach ein und dann können wir uns selbst ein Bild von ihnen machen."

"Mach ich. Mal sehen, wann sie Zeit haben."

Daraufhin herrschte wieder Ruhe am Tisch und wir aßen alle stumm weiter, bis alle gesättigt waren. Dann räumten wir den Tisch ab und ich ging in mein Zimmer, um an dem Song für Felix zu arbeiten. Er sollte perfekt sein. Persönlich, aber nicht mit übertriebener Gefühlsduselei. Und er sollte eine angenehme Stimmung haben, die dazu passte.

Ich war so darauf konzentriert, den Song zu schreiben, dass ich kaum merkte, wie es draußen langsam dunkel wurde und die Sonne unterging. Erst als ich drohte einzuschlafen und meine Konzentrationsfähigkeit immer mehr Richtung 0 ging, merkte ich, wie spät es inzwischen eigentlich geworden war.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits zwei Uhr morgens war und ich vermutlich einfach schlafen gehen sollte, bevor ich noch am Schreibtisch einschlief. Ich packte alles wieder ordentlich weg, machte mich bettfertig und legte mich in mein Bett. Nach den Stunden auf meinem Schreibtischstuhl fühlte sich mein Bett himmlisch bequem an, weshalb ich recht schnell in einen tiefen Schlaf fiel.

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Be you, Be them || Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt