KAPITEL SECHS

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JEONGGUK ENTGING Hoseoks Gesichtsausdruck nicht, als sie mit einer Tüte voll Fastfood-Burgern in sein Apartment traten. Es war nicht so, als sei es Jeongguk peinlich, denn die meisten Studenten lebten in winzigen Ein-Zimmer-Apartments in Seoul und er war somit definitiv keine Ausnahme, aber zusätzlich war er ein ziemlich unordentlicher Mensch. Im Normalfall war das kein Problem, denn er hatte keine Freunde, die ihn Zuhause besuchten, also hatte er keinen Grund sich für seine Unordnung zu schämen—aber nun stand Hoseok im Eingang und sah das ganze Chaos dessen, was Jeongguk seine Wohnung schimpfte. 

Und nun wuchs Scham in Jeongguks Inneren heran und er verfluchte sich dafür, dass er Hoseoks Bitte nachgegeben hatte. Er hätte einfach Standhaft bleiben sollen—er hatte zunächst nein gesagt, wieso hatte er seine Meinung bloß geändert? Richtig, Hoseoks umwerfendes Lächeln—und das schenkte er ihm auch jetzt wieder, als er Jeongguk die Papiertüte in die Hand drückte und begann seine Jacke auszuziehen. 

Jeongguk hingegen blieb wie angewurzelt stehen. Hoseok machte nicht einfach auf dem Absatz kehrt? Seine Wohnung bestand nur aus einem Raum, plus eines winzigen Badezimmers, was bedeutete, dass Hoseok mit dem Schritt durch die Tür bereits einen Blick so ziemlich in die gesamte Wohnung geworfen hatte—oder eher in den Raum, der aus nicht viel mehr als seinem Bett, einem Schreibtisch mit kleinem Bücherregal, und einer lächerlichen Küchenzeile bestand. Er hatte ja nicht einmal einen richtigen Kleiderschrank—seine Kleider bewahrte er in einer Schublade unter seinem Bett auf und in dem unordentlichen Stapel Dreckwäsche an seinem Bettende. Und dennoch hatte Hoseok sich dazu entschieden, seine Jacke auszuziehen und zu bleiben. 

»Du kannst deine Jacke über den Stuhl legen«, murmelte Jeongguk und deutete auf den Stuhl an seinem Schreibtisch, welcher auch der Einzige in der ganzen Wohnung war. Wozu brauchte er auch mehr, wenn er normalerweise keinen Besuch bekam?

Hoseok kam dem nach und legte seine Jacke über den Schreibtischstuhl, während er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ und für einen Moment an den Fotografien hängen blieb, die über dem Schreibtisch an der Wand hingen—es waren jedoch nur Gebäude- und Landschaftsfotografien und er fragte nicht weiter danach, obwohl Jeongguk meinte, Interesse in Hoseoks Augen schimmern zu sehen. Jeongguk selber schlüpfte aus seinen Sneakers und warf seine Jeansjacke auf seinen Stapel Klamotten, um den er sich dringend kümmern musste, doch bisher hatte er noch keine Zeit dazu gefunden. 

»Kann ich mich auf dein Bett setzen?«, fragte Hoseok und Jeongguk wurde bewusst, dass Hoseok für einen Moment ein wenig verloren im Raum gestanden hatte, ehe Jeongguk nickte und er sich auf dem Bett nieder ließ. 

Mit der Papiertüte in der Hand, aus der ihm der Duft seiner Lieblingsburger entgegen kam, setzte sich Jeongguk mit genügend Abstand ebenfalls zu Hoseok auf sein Bett und reichte ihm die Tüte. »Darfst du die überhaupt essen?« 

Er bereute die Frage. Er bekam die meiste Zeit seinen Mund nicht auf und dann fragte er ausgerechnet so etwas? Das konnte doch nicht sein ernst sein! Doch bevor er zurückrudern konnte, lachte Hoseok zu seiner Überraschung. 

»Täglich sollte ich kein Fast-Food essen, ich sollte schon meine Maße behalten, aber ausnahmsweise ist kein Problem, außerdem wurde ich mit einem guten Stoffwechsel gesegnet. Und ich habe dir ja gesagt, dass wir das Essen bei deinem Lieblingsrestaurant kaufen können, auch wenn ich zugegeben nicht erwartet habe, dass es so ein billiger Burgerladen sein würde.« 

Hoseok lächelte—trotz Jeongguks unangebrachter Frage. Erleichterung machte sich in ihm breit, dennoch hielt er seinen Blick aus Scham gesenkt, um Hoseok nicht in die Augen schauen zu müssen. 

»Willst du sonst etwas von mir wissen?«, fragte Hoseok und reichte Jeongguk die beiden Burger, die er sich ausgesucht hatte. »Frag einfach.«

Wollte er Hoseok etwas fragen? Das Einzige was ihm auf der Seele brannte war, warum sich Hoseok die Mühe machte ihn kennenlernen zu wollen, aber er hatte ihn bereits nach seiner Absicht gefragt und direkter wollte er nicht fragen. Also schüttelte Jeongguk einfach nur seinen Kopf, wobei seine langen Haarsträhnen in seine Augen fielen—er musste sich dringend mal wieder die Haare schneiden lassen. Vielleicht konnte er Sunhwa fragen, dann konnte er sich den Besuch beim Friseur sparen. 

STARBOY | ʲᵘᶰᵍʰᵒᵖᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt