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Ich zog meine Koffer die Treppen unseres Hauses herunter in den Eingangsbereich. Unten, am Ende der Stufen, wartete Remus schon ungeduldig mit einem aufgeregten Lächeln auf mich. Er würde dieses Schuljahr unser Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste werden. Seine braunen Augen wurden von tiefen, dunklen Schatten umrandet, welche mir wieder einmal zeigten, wie wenig er geschlafen hatte. Es war nur einige Tage her, die letzte Vollmondnacht. Diese Linien auf seinem Gesicht und sein ergrautes Haar waren die Ergebnisse des großen Stresses, den sein Körper durchmachte mit jedem Vollmond.

Die letzten Wochen waren für uns beide sehr nervenaufreibend. Wir besuchten meinen Vater so oft es ging in Azkaban. Remus hatte dort einige Bekannte, weswegen wir überhaut an diesen schrecklichen Ort reisen durften. Es war grauenhaft dort. Es hieß, dass die meisten Gefangenen unter dem Einfluss der Dementoren wahnsinnig werden. Und ja, es wirkte als hätte jede Person, die dort in diesen grauen Ort war, ihren Lebenswillen verloren. Aber wir mussten dorthin. Allein um sicher zu gehen dass mein Vater unschuldig war. Man kann diesem Mann nicht in seine traurigen und verzweifelten Augen schauen und ihm nicht glauben dass er unschuldig war. In meinen Augen jedenfalls war er es. Er hatte niemals Lily und James verraten und dann auch noch Peter umbringen können. Dabei waren mein Pate und ich uns mittlerweile sicher.

Remus nahm mich auf als mein Vater nach Azkaban gebracht wurde. Seit gut 12 Jahren sitzt er nun dort fest. Unschuldig. Ich war damals gerade erst ein paar Monate alt. Leider hatte ich dadurch auch keine wirklichen Erinnerungen an ihn, nur jene, die ihm in einer Zelle in Azkaban zeigten. Das gute daran bei Remus aufgewachsen zu sein war, dass er mir vieles schon beigebracht hatte. Er zeigte mir wie ich mich verteidigen könne, falls es mal nötig war. Sein wir mal ehrlich, das war als Black schon manchmal sehr praktisch. In der Schule hatte ich zwar meine Freunde, wie Draco und Luna, aber viele hatten ein Problem mit mir. Entweder hatten sie Angst vor mir, oder verspotteten mich und meinen Vater.

,,Bereit?" Nickend ging ich weiter auf ihn zu.

Als ich vor ihm stand und ihm in die müden Augen sah, nahm ich seinen Arm und sofort apparierten wir nach London. Direkt in einen kleinen Abstellraum im King's Cross in London. Mir wurde übel als sich wieder fester Boden unter meinen Füßen bemerkbar machte. Wie ich es hasste, auch wenn ich es nur zu gut kannte. Ich denke man gewöhnt sich nicht richtig daran. Mir war immernoch schleierhaft wie Remus es schaffte so ruhig dabei auszusehen. Vorsichtig nahm ich meine Koffer als ich mich wieder gefangen hatte und blickte durch die leicht geöffnete Tür. Draußen liefen die Muggel hektisch von einem Bahnsteig zum anderen, oder raus auf die Straßen.

,,Ich denke wir können." ich sah ihn an, nickend nahm er seine Koffer und ging los. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, ging er schnellen Schrittes direkt durch die Wand, zwischen dem Gleis 9 und 10. Dicht gefolgt von mir. Der Zug stand bereits und wartete darauf dass ihn junge Hexen und Zauberer betraten. Hier am Gleis allerdings war noch nicht sonderlich viel los. Naja wir sind auch fast eine Stunde zu früh. Remus war schon immer eine überpünktliche Person. Jedes Jahr erstaunte mich dieser Zug. Er wirkte so klein, dafür dass er hunderte Schüler transportierte.

Gelangweilt saßen ich nun mit Remus in einem leeren Abteil. Remus hatte sich seine Jacke über den Kopf gezogen und schlief direkt ein. Solang noch niemand anderes da war, schnappte ich mir ein Buch über Zaubertränke und begann zu lesen. Zaubertränke war eins meiner liebsten Fächer, da Professor Snape bis jetzt auch mein liebster Lehrer war. Entgegen der populistischen Meinung war er nämlich ein sehr netter Mann, wenn man in seinem Unterricht aufpasst und sich darauf konzentriert was man zu tun hat. Der Zug füllte sich nach und nach. Als dann das Horn des Zuges erklang und er sich in Bewegung setzte, schrieb ich Remus einen kleines Zettel, auf dem ich ihn informierte dass ich Draco suchen ging, und klebte diesen dann an seine Flasche. Ich wollte ihn nicht wecken um es ihm zu sagen. Er war heute früh so fertig und man sah ihm an dass er nicht viel geschlafen hatte. Ich ließ ihm die Möglichkeit, wenigstens kurzzeitig seine Ruhe zu haben.

Ich schlenderte durch den Zug bis ans hintere Ende, wo sich die Slytherins meistens aufhielten. Man erkannte Draco schon von weiten, an seinem platinblondem Hinterkopf. Freudig schwang ich mich neben ihm auf den freien Sitz und umarmte ihn zur Begrüßen etwas zu stürmisch wie ich feststellen musste, als ich ihn fast vom sitz schubste. Draco und ich waren schon seit dem ersten Schuljahr Freunde.

,,Hey Black. Wie waren die Ferien?" Seine Stimme klang überrascht aber auch erfreut.

,,Na Malfoy. Ereignisreich und deine?" Er antwortete mir nur mit einem verschmitzten Lächeln auf meine Frage, woraufhin ich lachte.

"Black!" Kam es von dem Platz neben uns von Pansy Parkinson.

,, HEY BLACK!" Sprach sie auffordernt noch einmal. Ich schaute genervt zu ihr rüber. Sie hielt die Zeitung in ihrer Hand leicht hoch.

,, Hast du den Tagesprophet heute schon gelesen?" Ihre Stimme klang amüsiert.

,, Nein hab ich nicht." Antwortete ich kühl und genervt und schaute wieder zu Draco.

,,Sirius Black ist aus Azkaban geflohen!" Bei ihrer Aussage hielt sie die Titelseite hoch und winkte damit vom meiner Nase herum. Ein fieses Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Langsam drehte ich mich zu Pansy um, nahm meinen Zauberstab und tippte einmal die Zeitung in ihrer Hand an.

,,Ich weiß" Sofort fing der Tagesprophet Feuer und löste sich innerhalb von Sekunden auf. Es blieben nur ein paar herumfliegende Ascheflökchen übrig. Pansys Gesicht erstarrte. Mein Grinsen jedoch sah noch gefährlicher aus als vorher und ich blickte ihr dabei direkt in die Augen.

Draco und ich unterhielten uns hauptsächlich über unsere Ferien. Ich erwähnte nicht dass ich von dem Ausbruch meines Vaters schon wusste und auch nicht dass ich ihn mehrfach besucht hatte. Er erzählte mir von den Ausflügen mit seinen Eltern als plötzlich der Zug zum Stillstand kam und ausging. Verwundert sahen wir uns um. Draußen regnete es in strömen und dicke Nebelschwaden zeigten sich. Ein lautes Geräusch war von einer Tür einige Gänge weiter zu hören. Uns überkam ein ungutes Gefühl und wir bekamen Panik.
,, Was war das? " fragte Pansy panisch und drehte sich zum Ursprung des Geräuschs. Mir wurde schlagartig kalt und mich durchfuhr eine Gänsehaut. Aus meinem Mund sah man nun schon den kalten Atem, während sie Fenster anfingen zu frieren. Pansys Augen vergrößerten sich schlagartig als die Tür zu unserem Abteil aufging. Man sah eine dunkle, in einen Umhang gehüllte Kreatur, die am Anfang des langen Ganges flog. In mir machte sich ein dunkles Gefühl breit. Es fühlte sich bedrückend und traurig an. Als wäre in mir gerade nicht als Trauer und Dunkelheit. Ich schaute Draco verängstigt in die Augen. Doch dieser blickte ebenfalls nur panisch hinter sich zu der Kreatur.
Waren diese Wesen Dementoren? Remus hatte mir von ihnen erzählt. Auch, wie man sie vertreibt. Nur fiel es mir nicht mehr ein. Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen und mich daran zu erinnern was Remus mir damals über diese Wesen erzählte. Dann machte es Klick.
Ich sprang auf und wollte zu einem Zauberspruch ansetzen.
,, Expecto... " Doch der Dementor stand nun direkt vor mir. Ich konnte kein Wort mehr rausbringen. Alte, graue Erinnerungen schossen in meinem Kopf. Ich sah all die schlechten Dinge noch einmal. Jene die ich vergessen wollte. Dunkelheit machte sich in meiner Seele breit. Ich hatte das Gefühl nicht mehr glücklich zu werden. Nie mehr.
 Das letzte was ich hörte war, bevor mich die Dunkelheit komplett umhüllte,war die Stimme von Remus, wie sie etwas schrie. Ein helles Licht war zu sehen und plötzlich wurde alles schwarz um mich herum.





Sirius TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt