𝐟𝐨𝐮𝐫𝐭𝐞𝐞𝐧

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Natürlich hatte Seungmin dem Vorschlag zugestimmt. Schließlich war er auch nur bei der Beerdigung gewesen und hatte seitdem kaum Zeit gefunden, da er viel eher Dinge mit Jeongin mit unternommen hat, um seinen Gedanken entfliehen zu können. Ab dem Zeitpunkt, in dem Felix und Seungmin zusammengekommen waren, hatte sich die Blockade in seinem Kopf gelöst und er konnte allmählich auch wieder Zeit mit seinem besten Freund verbringen, den er bis dato immer versucht hatte abzuwimmeln. Es war nicht nett, das wusste er, aber anders wusste er sich eben auch nicht zu helfen, aber irgendwann konnte er wieder bei Jeongin sein. Ohne, dass er sich unwohl fühlte.

Die Nacht hatte Felix bei ihm geschlafen, da es doch ziemlich spät gewesen war, als Seungmin von der Bibliothek nach Hause kehrte. Dabei war es doch ungewohnt gewesen, jemanden neben sich liegen zu haben, der friedlich neben ihm schlummerte und den Anschein erweckte, dass wenigstens in dessen Träumen alles in Ordnung war. Aber wer wusste schon, was andere träumten, wenn sie nicht darüber sprachen?

Dennoch hatte Seungmin die Anwesenheit mehr als genossen, auch wenn er viel eher wach gelegen hatte und eher die Schatten und Umrisse seines Freundes musterte. Ganz egal, ob er nicht sonderlich viel erkennen konnte, denn er war nur mehr als froh gewesen, dass sich alles zum Guten gewendet und sich alles geklärt hatte.

"Unfassbar, dass es schon beinahe vier Monate sind.", murmelte Felix leise vor sich hin und hatte seine Jacke bereits angezogen, wartete dementsprechend geduldig auf den Jüngeren, der noch mit seinen Schuhen zu kämpfen hatte. So ganz hatte dieser die Worte nämlich nicht verstanden. Viel eher war es für Seungmin ein Nuscheln.

"Wenn es nicht mehr geht, sagst du mir bescheid, ja? Es bringt nichts, wenn du dich dazu zwingst. Dadurch würde es dir nur noch viel schlechter gehen." Mit einem halbherzigen Nicken nahm Felix die Aussage seines Freundes wahr und spürte nach wenigen Sekunden, wie der Jüngere seine Hand nahm und ihn aufmunternd anlächelte. Ihm somit ein stückweit an Kraft gab und er spürte, dass seine Angst ein wenig abgeklungen war. 

Vier Monate konnten eine lange Zeit sein. Besonders hätte man in dieser vieles richtig machen können. Jedenfalls dachte Felix, dass er alles bisher nur falsch gemacht hatte und er dementsprechend eine Enttäuschung für seinen besten Freund sein musste. Bestimmt würde er ihn hassen, wüsste dieser, was der Blonde in der vergangenen Zeit so angestellt hatte. Vielleicht hatte Chan ihn die ganze Zeit beobachtet, sich über ihn geärgert und doch mehrfach Felix den richtigen Weg gewiesen. So, wie er es immer gemacht hatte. 

Egal, wie sehr Felix ihn verletzt hatte, nie hatte er es ihm übelgenommen. Er konnte nichts dafür und dies hatte er ihm auch immer und immer auf die Nase gebunden. Chan hatte einfach viel zu viel von ihm einstecken müssen, während andere Menschen den jungen Australier schon längst in den Wind geschossen hätten. Und Felix war dankbar dafür.

Dankbar, dass gerade Chan sein bester Freund war und auch immer bleiben wird. Es war nicht wirklich wichtig, dass der Tod sie voneinander trennte. Irgendwann würden sie sich bestimmt wiedersehen. Auch wenn Felix viel eher von ihm träumte und der Schmerz, den er wohl für eine lange Zeit in sich tragen wird, ihn immer mit Chan verband. 

Auf dem Weg waren sie zu einem Blumengeschäft gegangen, hatten dabei eine kleine Diskussion geführt, welche Blume und vor allem welche Farbe zu dem Lockenkopf passen würde. Während Felix dafür war, dunkelrote Rosen, die beinahe schwarz aussahen, an sein Grab zu legen, hatte Seungmin den Vorschlag gemacht, dass man nicht verschiedene Farben und Blumen miteinander mischen konnte, um zu zeigen, was für ein lebensfroher, wundervoller und engelsgleicher Mensch Chan war. Natürlich konnte man dies, nicht nur durch Blumen ausdrücken. Für den Jüngeren war es allerdings wesentlich besser etwas farbenfrohes zu schenken, anstatt etwas tristes. Denn das Leben konnte schon trist genug sein. 

Schlussendlich hatten sie sich dazu entschieden, verschiedene Rosenfarben zu nehmen. Felix wusste, dass diese Blumen die Einzigen waren, für die man Chan begeistern konnte. Auch wenn sie nichts besonderes an sich hatten, aber er war immer jemand gewesen, dem einfache Dinge besser gefielen, als irgendetwas anderes, was er nicht mal einen Namen zu ordnen konnte. 

"Es ist lang her, Channie-Hyung" Mit Tränen in den Augen hatte Felix die Worte geflüstert, hatte den kleinen Strauß auf sein Grab gelegt und versuchte sich trotzdem ein Lächeln auf seinen Lippen zu behalten. "Es ist vieles passiert, schätze ich..."

𝗥𝗼𝘀𝗲𝘀 ✧ SEUNGLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt