Kapitel 1

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„Guten Morgen, Eure Hoheit!", rief meine Zofe und zog den Vorhang zurück. Ich spürte, wie die warmen Sonnenstrahlen auf meine Wangen fielen und stöhnte auf. „Oh, nur noch ein paar Minuten .... „ Gähnend legte ich mich auf den Bauch und vergrub meinen Kopf in das weiche Kissen.

Wenige Augenblicke später beschloss ich jedoch, die Bettdecke zurückzuwerfen und aus dem Bett zu steigen, denn schließlich musste ich bald auch meinem Alltag und die damit verbundenen Pflichten nachgehen. „Guten Morgen, Félicité! Ich hoffe Sie haben gut geschlafen – anders als ich von mir behaupten kann!" Sie lachte. Félicité stand schon seit ungefähr zweieinhalb Jahren in meinen Diensten und von allen drei meiner Zofen, stand sie mir besonders nah. Wahrscheinlich lag das nicht zuletzt daran, dass ich sie auch schon länger kannte.

Ich rieb mir die Augen, gähnte noch einmal, schnappte mir meinen Morgenmantel und stapfte ins Badezimmer, wo mir meine andere Zofe Grace bereits ein Bad eingelassen hatte. Anschließend cremte ich mich mit meiner Lieblingslotion ein -ich hatte schon immer darauf bestanden, mich selbst einzucremen, dafür brauchte ich wohl keine Zofe, die mir dabei half, denn zweifellos konnte ich das auch selbst. „Félicité, wissen Sie, wo mein hellblaues Kleid geblieben ist? Das mit der Spitze?"

Fertig angezogen und geschminkt, betrachtete ich mein Spiegelbild. Ich hatte mich für ein eher schlichtes Make-Up entschieden; etwas rosa Lipgloss, ein wenig Blush für einen frischeren Teint, Mascara und einen leichten Lidschatten in hellen Blaugraustufen. Farblich passte das hervorragend zu meiner heutigen Kleiderauswahl

Das Tüllkleid, das ich anhatte, war bodenlang, lag am Oberkörper eng an und war mit hellblauer Spitze überzogen, ab der Taille fächerte es sich in einer A-Linie zum Boden. Auch die gesamte Schulterpartie war mit Spitze überzogen und die dursichtigen Ärmel reichten bis zu meinen Ellenbogen. Dazu hatte mir Félicité die dunkelbraunen Haare geflochten, hochgesteckt und ein paar lockige Strähnen herausgezupft. Anschließend hatte sie mir mein schlichtes, silbernes Diadem auf den Kopf platziert und ... et voila! Ich bewunderte sie sehr, sie hatte eine wunderbare Begabung für das Frisieren. Ich persönlich hatte nicht allzu viel Geduld dazu; ich hatte es öfters selbst probiert und dabei nur riskiert, dass mir vor lauter Krämpfen meine Arme abfielen.

Ich bedankte mich herzlich bei ihr und steuerte auf den Speisesaal zu.  

„GutenMorgen, Mutter! Guten Morgen, Vater!", begrüßte ich meine Eltern und drücktejedem einen Kuss auf die Wange. „Morgen, Leigh-Anne!" erwiderte meine Mutter. Noch bevor ich den nächsten Satz aussprechenkonnte, stieg mir der köstliche Geruch von süßen Pancakes mit Erdbeersoße in die Nase und ich vergaß sofort was ich überhaupt sagen wollte. Pancakes gehörten einfach zu meinen Lieblingsspeisen. Ich wartete auch nicht lange, sondern schnitt mir ein großes Stück ab, tunkte es in die heiße Erdbeersoße und biss sofort davon ab.

„Leigh-Anne, du verbrennst dir noch die Zunge!", rief meine Mutter.

„Außerdem" fügte mein Vater hinzu und funkelte mich an, „ist das ganz bestimmt nicht ein Benehmen einer Kronprinzessin."

Ah, nicht das schon wieder. Als ob ich nicht genau wüsste, was zum Benehmen einer Prinzessin gehörte und was nicht. Schließlich wurde ich mein ganzes Leben, in den letzten zwanzig Jahren, darauf vorbereitet das zukünftige Gesicht dieser Monarchie zu werden, mir wurden von klein auf nur die besten Manieren beigebracht. Jedoch verstand ich nicht, wieso mich diese Regeln, dieser öde Witz von Etikette, überallhin begleiten musste. Ich kam ja ziemlich gut damit klar, mich bei allen möglichen Besuchen, Veranstaltungen, Live-Übertragungen, Hochzeiten, ja sogar in Anwesenheit meiner Tanten, Cousinen und allen anderen Verwandten möglichst vornehm zu benehmen, aber war es denn zu viel verlangt selbst in Gegenwart meiner Eltern kurz auf diese Regeln zu vergessen?

Ich starrte auf meinen Teller. Doch darum würde ich mir jetzt keine Gedanken machen, das kann ich später noch; die Pancakes wurden nämlich langsam kalt. Deshalb sah ich meine Eltern an und zuckte nur mit den Achseln. So ersparte ich mir dieselbe, nervenauftreibende Diskussion.

THE ROYAL DUTY OF A PRINCESSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt