Kapitel 6

6 1 0
                                    

Ich ließ mich seufzend auf mein Bett fallen. Als mir meine Zofen ihre Hilfe anboten, schlug ich möglichst freundlich ab -sie waren ja nicht schuld an meinem Ärger. Ich musste mit mir selbst im Klaren darüber sein, über das, was gerade eben geschehen war. Sie knicksten und zogen sie sich zurück und ließen mich weiterhin ungestört.

Das konnte er doch nicht ernst meinen, oder? Ich weiß, dass er nur das Wohl des Volkes, als auch das unseres im Sinne hatte, von einem Mangel an Menschlichkeit war hier absolut nicht die Rede. Ich kannte meinen Vater. Aber ... So konnte man nicht vorgehen. Nein, sein Denken in dieser Angelegenheit war einfach zu rational. Ich sagte ja nicht, dass diese Angriffe gerechtfertigt waren, aber es musste doch einen Grund für ihr Verhalten geben. Ich starrte die Decke an. Im Geiste ging ich noch einmal das Gespräch von vorhin durch. Er wusste, dass ich so reagieren würde. In seinem Blick hatte etwas wie ... Enttäuschung gelegen. Enttäuschung? Ach Quatsch! Er hatte kein recht darauf, enttäuscht zu sein! Das glaubte er doch selbst nicht!

Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Die Rebellen gehörten ausschließlich den niederen Kasten an, sie waren Sechser, Siebener und Achter und sie griffen Dreier und Zweier an -die reiche Schicht der Gesellschaft- , meistens aus demselben Motiv heraus: das Gefühl von Unterlegenheit. Dieses Gefühl verfolgte sie überall. Sie hatten nicht viel, sie hatten nichts. Und irgendwen mussten sie ja für ihre Not und ihr Leid verantwortlich machen, denn sie konnten selbst nichts dafür. Nicht sie hatten sich diesen niedrigen Stand zugeteilt, hatten es sich nicht selbst ausgesucht. Siebener waren Siebener, weil sie zufällig in diese Kasten geboren wurden. Genauso wie ich zufällig als Königstochter geboren wurde, ohne wirklich etwas dafür zu können. Und wenn es andere gab, denen es deutlich besser erging -auch aus reinem Zufall heraus- dann war es kein Wunder, wenn man eine gewisse Abscheu gegenüber diesen empfand. Zumal ein Großteil der Zweier und Dreier buchstäblich mit ihrer Zugehörigkeit prahlte. Dagegen halfen auch keine Auflockerungen.

Ja, ihr Handeln war zwar nicht richtig, aber es war in gewisser Weise berechtigt. Ihre Taten mussten gesteuert von Wut, Abscheu und ... Angst gewesen sein. Ihnen standen keine anderen Mittel zur Verfügung, denn wenn sie sich nicht selbst halfen, würde es keiner. Der Palast würde nichts für sie tun. Es ging ihnen um ihre Existenzsicherung sowie die, ihrer Familien. Wäre es da in irgendeiner Weise klug, diese Menschen auszulöschen, anstatt ihnen zu helfen!? Die Unruhe wäre für eine Zeit lang eingestellt, aber wäre das Problem damit gelöst? Nein, ich denke nicht.

DieVorgehensweise meines Vaters ist nicht das beste Mittel und ich durfte nichtzulassen, dass das passiert. Das Das durfte ich einfach nicht. 

THE ROYAL DUTY OF A PRINCESSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt