Kapitel 10

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Coleen sitzt gelangweilt da während der Lehrer irgendwelche Matheformel aufschreibt. Womöglich würde sie die Klausur sowieso verkacken. Eigentlich wäre alles so schön, wenn es da nur nicht dieses eine Geheimnis gebe, welches sie in große Gefahr begibt und das keiner wissen darf. Warum muss es auch so kompliziert sein. Alles kommt ihr nur noch wie ein endlos langer Traum vor. Der einzige Lichtblick im Traum ist dieser eine Junge. Der der sie gerettet hat, welcher sie so freudestrahlend ansieht und ihr so ein warmes Gefühl in ihrem Inneren gibt. Er ist der Einzige der dieser dunklen Aura der Schule solch eine Ausstrahlung verpasst. Doch sie weiß nichts über ihn. Sie blickt zu Lucy, die drei Reihen weiter Weg neben Lukas sitzt. Vor ihr sitzt Oliver, der Coleen sofort bemerkt und zu ihr rüber sieht. Auch Coleen erwidert den Blick und ignoriert ihn kurz darauf. Ein paar Sekunden später landet ein Papierflieger auf ihren Tisch. Als sie ihn auseinanderhaltet, steht drauf:

Heute Abend gibt es ein Treffen in der Schule. Du weißt sicher wo.
Kommst du und Lucy?
Oliver

Coleen überlegt was sie ihm antworten soll. Sie wollte doch erstmal Ruhe von dem ganzem Getue hier haben. Doch was nun? Wenn sie Nein sagt wird er sicher fragen wieso. Sollte sie vielleicht einfach mitspielen. Mitspielen bis sie weiß wer diese Gestalten wirklich sind. Der Lehrer wirkt genervt und schreibt Aufgaben an die Tafel. Die Klasse bleibt laut und der Lehrer ermahnt ein paar Schüler, sie sollen leise an ihren Aufgaben arbeiten. Alle Lehrer sind ja sowieso damit beschäftigt, die Schüler ruhig zu stellen und ihnen einen geeigneten Lehrraum zur Verfügung zu stellen. Es fallen vermehrt Stunden aus und die Schlange vor dem Raum der Vertrauenslehrerin wird immer länger. Mittlerweile würde eine Liste vor ihrem Büro angeklebt, auf dem sich in den Pausen die Schüler eintragen können. Oftmals wird eine neue Liste angeklebt oder Listen für die nächsten Tage. Es ist alles nicht mehr so wie es mal war. Nun geht es vor allem darum, eine Lösung für das Problem zu finden. Das Problem welches sich selber 'Sekt' nennt. Wie wollen die das überhaupt anstellen? Das ewige Leben. Wie das wohl ist.

Das Leben. Eine endlose Abfolge von Ereignissen. Der Mensch. Er zerstört sich selbst, nur sich selbst. Der Feind des Menschen ist der Tod. Nichts sonst. Laut der Bibel, wird der Mensch als Herrscher über Tiere und der Welt dargestellt. Er wird ohne Feind geboren. Der einzige Feind, der Feind der jedes Lebewesen fürchtet, ist der Tod. Das Erschreckende am Tod, oder besser das, was ihn so unglaublich angsteinflössend und mächtig macht, ist, dass er kein Gesicht hat. Er ist unsichtbar. Niemand weiß wer sein nächstes Opfer ist. Er schlägt wahllos zu. Etwa nicht wie ein Serienmörder, sondern jedes Lebewesen. Egal ob dieses etwas Böses getan hat oder nicht. Er ist überall und nirgendwo. Das, was Gott die Menschen raubt. Würde es tatsächlich etwas geben, etwas was einen Menschen ewig Leben lässt, dann wäre es die Silent Violet. Das ist bisher die einzige Möglichkeit. Erst dann, wenn der Abschlussball endet, ist diese magische Schütz aufgehoben. Ab da kann man sterben. Die Silent Violet schützt einen nur vorrüvergehend. Diese Vereinigung, Sekt, versucht das ewige Leben zu bekommen. Doch gibt es das wirklich? Das ewige Leben.

Coleen streicht etwas aus ihrem Heft und klappt es zu. Dann nimmt sie den Papierflieger und kritzelt rasch eine Antwort drauf. Da ihr ja gerade noch der Termin einfiel, den sie doch eigentlich verdrängen wollte:

Kann nicht. Hab Hausaufgaben und muss noch zum Psychodoktor. Lucy soll mich informieren.
Coleen

Es hört sich an wie eine Ausrede für ein Date oder eine normale Verabredung. Aber was ist hier schon normal?
Drei Stunden Unterricht vergingen. Der Tag verstrich nach der Schule noch viel schneller. Coleen saß an ihrem Schreibtisch, überlegte, starrte die Wand an und holte ihren Ordner raus. Alles was sie über Geister erfahren hatte passte nicht zu dem was sie zuvor im Internet oder durch ihre Recherchen hervorbrachte. Geister werden eigentlich als Seelen gesehen, die ihren Frieden nicht gefunden haben. Sie versuchen durch Geräusche, bewegende Dinge oder anderes, Aufmerksamkeit zu bekommen, damit ihnen jemand hilft. Sie müssen eigentlich nur etwas zu Ende führen, was sie zu Lebzeiten nicht schafften. Genau das machen ja auch die Ghostkids. Sie führen etwas zu Ende, was sie zu Lebzeiten nicht schafften. Sie machen ihren Abschluss. Der Abschlussball ist der Abend, wo sich die Jungen und Mädchen der Casey Hills Community Schule herausputzen, sich ihr Date schnappen und den schönsten Abend ihres Jugenddaseins in einer Turnhalle verbringen, diese ist natürlich wunderbar geschmückt und sieht dann auch schon gar nicht mehr aus wie der Raum, den doch viele überhaupt nicht mögen. Für die gestorbenen Schüler ist es der letzte Tag. Der letzte den sie hier auf der Schule und auf der Erde verbringen dürfen. Dann ist es nämlich vorbei. Das zweite Leben geht nämlich nur bis zum Abschlussball, länger nicht. Dann ist es vorbei. Coleen muss daran denken, dass sie diejenige ist, die vermutlich kein Date bekommt. An diesem einen bezaubernden Abend, werden alle mit ihrem Date auftauchen. Nur Coleen nicht. Es würde keinen besonderen Spaß machen, alleine hinzugehen. Aber es ist ihr Abschlussball und danach ist alles vorbei. Zwar dauert es noch ein Jahr, aber sie überlegt sich jetzt schon, ob sie es nicht doch wagen sollte ein Kleid zu kaufen. Es ist ja schließlich auch eine Art Abschiedsfeier für die Ghostkids. Wäre da ja nur nicht diese Organisation. Sekt. Irgendeine Regierungstruppe vermutlich. Wenn sie doch nur nicht wären, dann wäre es viel leichter. Aber von denen will Coleen erst einmal nichts mehr wissen. Stattdessen gibt es Wichtigeres. Wie zum Beispiel ihren Vater zufrieden stellen, indem sie zur Psychologin geht. Ob die was von Geistern versteht oder so, ist nicht fragwürdig. Es wäre aber trotzdem lustig, bei ihr zu sitzen und ihr zu sagen:" Ich sehe tote Menschen". Also so wie in diesem Film mit dem Jungen. Ihr Vater hat die Psychodoktorin Judy Foster ausgewählt. Er hat sich ihre Referenzen und Zeugnisse angesehen, als wäre es Coleen's Tagesmutter. Eine Babysitterin wäre ja mal effektiver als eine Psychologin. Die würde einem aber den ganzen Tag im Auge behalten. Vielleicht ist es wieder so eine Schreckschraube wie die Alte zuvor. Oder es ist wieder so eine, die nur Brettspiele oder sowas mit einem spielt, nachdem sie einem erstmal das Ohr abkaute. Coleen erzählte ihr alles aus ihrem Schulalltag und von zu Hause und von ihrer nichtsnutzigen Mutter. Normalerweise verhalten sich die typisch amerikanischen Eltern in den TV- Serien und Hollywood Filmen, immer peinlich und jugendlich oder aber auch streng. Jedoch nicht so wie ihre Mutter. Diese hatte nämlich nichts auf der Pfanne. Sie ist einfach mit irgendsoeinen Kerl aus New Jersey durchgebrannt, gleich nachdem es rauskam. Coleen sah es sich eine Weile an, wie ihre Mutter mit diesem Kerl ihr Ding durchzog. Er hat ihr Geschenke und Komplimente bei ihren Verabredungen gemacht. Sie geküsst und sich bei ihr eingeschleust. Das alles hat irgendwann einmal dazu geführt, dass Coleen es nicht mehr aushielt es für sich zu behalten. Nach drei Monaten ging sie endlich zu ihrer Mutter und erzählte ihr, was sie gesehen hatte. Der geschockte Blick ihrer Mutter und der Mahnende von Coleen, sorgten für ein Durcheinander als Coleen's Vater hereinkam. Er hatte es gehört und blickte Mutter an. Ungläubig fragte er, ob es war sei was Coleen eben erzählte. Ihr Kopf war gesenkt und sie antwortete mit "Ja". Ihr Atem stockte, doch dann brachte sie die Wahrheit raus, nämlich dass sie Ehebruch beging und mit einem anderen Mann was hatte. Coleen machte sich Vorwürfe, dass sie für die zerbrochene Ehe ihrer Eltern verantwortlich war. Doch diese Ehe musste wohl schon seit längerer Zeit kaputt gewesen sein. Sonst würden sie noch zusammensein. Dann würden sie noch heute gemeinsam am Esstisch sitzen und reden. Wenn das alles doch nur ein Traum gewesen wäre. Ein schrecklicher Albtraum, der nie und nimmer war ist.

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