Kapitel 12

11 1 0
                                    

"Coleen! Lucy!"
"Irgendwer ruft euch" meint Denisé, die neben Lucy hergeht.
Beide fallen in der Gruppe von Ghostkids nicht sonderlich auf. Sie nehmen sie nicht als Freunde in der Schule wahr, sie kennen sich kaum, sie haben bloß das gleiche Ziel.
"Coleen! Lucy! Denisé! Oliver!"
"Was ist denn?" meint Oliver und dreht sich um.
Es war Rune. Sie läuft panisch zu ihnen. Und weint. Oje, das kann nichts Gutes bedeuten.
" Ich... Ich..."stottert sie und kriegt sich kaum noch ein.
" Los raus damit!" drängt Denisé sie und schüttelt sie wach.
" M... Ma...Ma... Mein Nagel ist eingerissen!" und schon heult sie rum.
Und deswegen hetzt sie nicht nur die Ghostkids und auch Coleen auf. Rune hat leider die lächerliche Angewohnheit, andere Yao sehr aufzuschrecken, dass man glauben könnte, die Welt würde untergehen. Tatsächlich tut es das auch. Denn wen seine erst einmal richtig loslegt kann sie so hysterisch werden, dass man sich am liebsten die Kugel geben würde oder zumindest weit wegrennen würde. Aber dann würde die andere kirre machen.
" Ich fass es nicht." seufzt Denisé.
Auch Coleen war sichtlich davon geschockt, es wäre wieder etwas passiert, beispielsweise ein neuer Ghost würde hinzukommen oder 'Sekt' hätte nun jemanden entführt. Denn dieser Organisation von vermutlich geisteskranken Schurken, könnte man alles zutrauen. Obwohl Schurken jetzt nach nem Marvel-Comic klingt, oder Kim Possible. Zwei Sachen die Coleen nie getan hat; Kinderfernsehen gucken und Comics lesen. Sie sah höchstens diese Krimisendungen oder früher diese Serie bei ihrer Oma mit dem leicht kitschigen Namen und der bösen Hexe, die die Liebe zwischen den beiden Hauptcharakteren zerstören will.
In der Pause sucht Coleen Lucy, die einzige Freundin und Mit-Ghostianerin, so nannte Coleen das, wenn man kein Ghostkid ist aber dazugehört. Und sie darf das sagen, weil es erstens Lucy nichts ausmachte und zweitens sie und Lucy die Einzigen sind. Obwohl Coleen den Name auch doof findet, irgendetwas Besseres würde ihr jetzt auch nicht einfallen. Zumindest kann Coleen auch nur mit ihr reden, wie Freundinnen das eben tun. Denn Denisé, Oliver und Co hängen mit ihren Leuten ab.

"Coleen, hast du dir denn schon Gedanken gemacht?"

Coleen schreckt hoch. Beide sitzen auf der Bank und essen ihr Pausenbrot. Vom Nordosten erreicht sie ein frischer Luftzug und man hört wie die allmählich trockenen Blätter der Laubbäume im Kreis schlittern. Darunter aber auch Müll.

"Was meinst du? Worüber denn?"

"Na über den Tod. Glaubst du es ist ein langsamer qualvoller Schlag der ein aus dem Leben scheiden lässt. Ein langsames Treiben wie im Meer, bis du am Ende am Ufer zum Paradies landest. Oder glaubst du tatsächlich an einen Himmel? Vielleicht enden wir auch wie die Silent Vio..."

"Shh! Davon soll doch keiner etwas erfahren. Das bleibt ein Geheimnis."

"Aber was denkst du, was nach dem Tod passiert?"

"Ich weiß es nicht. Ich habe mir sicher schon Gedanken darüber gemacht. Vor allem da ich schon viel zu oft mitansehen musste wie Menschen starben. Sogar welche die mir am Herzen lagen. Naja sie werden immer in meinem Herzen bleiben, oder wie man das sagt."

"Wen hast du denn verloren der dir wichtig ist?"

"Ich will jetzt nicht darüber reden..."

Die Schulglocke schrillt und die Schülermassen strömen durch die Gänge der Casey Hills Community Highschool. Eine Schule der etwas anderen Art. Auch so hat die Schule lange Traditionen und Auszeichnungen und bald soll der jährliche Herbstball anstehen. Die Zeit vergeht rasend schnell. Vor Hausaufgaben und Klausuren können sich die Schüler kaum noch retten. Da ist solch ein Ball für die meisten jedenfalls eine Abwechslung. Alle donnern sich auf und auch jetzt kümmern sich alle nur noch um ihre Abendkleider und ihre Dates. Da will man gar nicht erst erfahren, wie sich alle aufregen wenn erst Homecoming oder der Abschlussball vor der Tür steht. Coleen hat sich schon oft vorgestellt, wie das so ist, erwachsen zu werden, aufs College zu gehen, auf einmal nicht mehr zur Schule zu gehen. Davor haben wohl viele Angst, aber erst wenn sie aus der Schule raus sind. Also merkt man davon gar nichts.

" Also! Das Buch lehrt uns: Die Dinge sind nicht immer so wie sie scheinen. Man könnte meinen, der Autor wolle uns sagen, die Welt sei nicht nur schwarz und weiß, so wie in der Zeile fünfundzwanzig auf Seite achtunddreißig; Die Schwarz-Weiß-Malerei in der Propaganda der Nazis war ein Mittel zur Volksverdummung. Sie wollten die Menschen zu zum gleichgesinnten Volk machen, das zu allem ja sagt, was auch immer sie befehlten, die Leute glaubten an ihren Führer, unterstützen ihn und kämpften für ihr Vaterland. Unwissend dass sie in ihr eigenes Grab liefen."

Mister Harman nimmt die Lektüre, eines unbekannten Autors namens Gregor Scheiz durch, der zur Zeit des Nationalismus in der deutschen Reichsarmee tätig war. Das Buch nahmen sie letztes Jahr durch, allerdings wurde das Werk nicht literarisch betrachtet, es wurde nur die Handlung durchgenommen und nicht die tiefere Thematik dahinter. Lucy hört dem Lehrer als eine der wenigen zu. Den meisten interessiert es nicht. Doch Lucy hatte ihr Heft aufgeschlagen und machte sich Notizen. Das Geräusch ihres Bleistift könnte man hören und einige drehen ihre Köpfe leicht zu ihr hin und sie glauben sicher, Lucy wäre eine Streberin oder wollte sich nur einschleimen. Vielleicht interessierte es sie aber auch wirklich. Das konnte Coleen nicht einschätzen, allerdings war Lucy letztes Jahr noch gar nicht auf dieser Schule. Sie konnte das Buch nicht kennen, dennoch hat der Lehrer noch mal für alle das Buch zusammengefasst und wichtige stellen vorgelesen, die meisten vergaßen es über die Ferien. Lucy sollte nun eigentlich wissen worum es geht. Coleen bemerkt wieder diese komische Aura von ihr. Das ist etwas an ihr, das sie von den anderen unterscheidet, und es ist nicht die Aura der Ghostkids. Es war eine ganz andere und eine die sich nicht legte. Coleen besitzt die Fähigkeit Menschen zu lesen, als könne sie wissen was in anderen vor sich geht oder zumindest ob ihnen ein schlimmes Schicksal wiederfuhr.

Nach der Stunde folgte Coleen Lucy bis zur Cafeteria, denn beide wollten in der Mittagspause zusammen essen. Sie stehen bei der Essensausgabe und unterhalten sich über das worüber sie am redeten, nämlich das Okkulte. Schließlich forschen Sie schon seit langem darüber. Lucy beließ ihre Informationsquellen nur immer für sich. Was Coleen etwas störte aber sie will auch darauf nicht tiefer eingehen. Auch nicht jetzt, wo Lucy über Haley redet, einem Ghostkid welches dieses Jahr den Abschluss macht. Eigentlich mag sie nichts darüber zu wissen zu können, da sie hier doch nicht lebte oder zur Schule ging.

"Sag mal..." redet Coleen ihr dazwischen.

"Hm. Was denn?" gab Lucy zurück.

"Wo hast du eigentlich vorher gelebt? Oder gingst du auf die andere Schule im Norden von Casey Hills?"

"Diese Privatschule? Als ob mein Vater sich sowas leisten kann"

"Manchmal vergeben Sie doch sowas doch kostenlos an schlaue Schüler"

" Du meinst ein Stipendium. Ich bin zwar gut in der Schule aber ein Stipendium krieg ich bestimmt nicht dort. Dafür wollen sie auch Kultivierte und Begabte."

" Und wo gingst du dann zur Schule?"

"  Ich ging an die Princeton. Ein reguläres Internat in Rhode Island. Mein Vater hat dafür schon eine Menge Geld auftreiben müssen. Dann kam deine Mutter und wir zogen nach Casey Hills. Mein Vater meinte wir würden als glückliche Patchwork Familie hier leben."

Sie schieben die Tablettes weiter und Coleen hebt ihre Schüssel der Küchenfrau deutend sie zu füllen. Heute gibt es Nudeln mit Tomatensoße und dazu Vanillepudding oder Grießbrei. Salat stand auch noch breit, dabei hatte man die Wahl zwischen Fruchtsalat und Gurkensalat. Coleen sah zu Lucy rüber und sah wie sie die Nudeln nur ansah und nicht ihren Teller rüberreichte.

" Kleines, wenn du was haben willst musst du mir auch deinen Teller rüberreichen." sprach sie schließlich Olga an, bevor Lucy noch den Betrieb aufhalten würde.

" Ähm...Nein! Tut mir leid. Ich war gerade mit meinen Gedanken woanders."

" Die Jugend von heute; mit allem sind die beschäftigt nur nicht mit dem was sie gerade vor ihrer Nase haben. Nicht tagträumen - Essen!"

Die Mädchen nehmen ihre Tablettes und setzen sich an einen freien Platz. Normalerweise war das für Lucy immer schlimm, da sie keine Freunde hatte und es ihr vorkam, als gäbe es keinen Platz für Sie und alle wünschten sie wäre endlich weg.

Highschool of GhostsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt