>> Unangenehm <<

53 14 13
                                    

Wieder saß Donna im Zug. Wieder rasten ihre Nerven und sie lauschte der Musik, um Ruhe zu finden. Doch abermals wollte es ihr nicht recht gelingen.

Nach einer Weile des Versuchens holte Donna ihr Handy hervor, um die 5 ungelesenen Nachrichten zu lesen - allesamt waren sie von Derek. Himmel, dachte die junge Frau, ich hatte in den letzten Stunden nicht an ihn gedacht, doch nun meldete sich ihr schlechtes Gewissen wieder. Sie haderte mit sich selbst, ob sie sie öffnen oder es lieber sein lassen sollte. Da Donna ohnehin schon aufgeregt war, entschied sie sich, die Nachrichten heute Abend zu lesen, damit sie sich davon jetzt nicht ablenken ließ. Ihr planungssüchtiges Ich wollte den Umstand verhindern, dass Donna nachher völlig neben der Spur wäre, wenn sie sich jetzt der Derek-Sache widmete. Die junge Frau schloss daher die Augen, lehnte sich nach hinten in den Sitz und lauschte nun den Anschlägen der E-Gitarren.

Nach einer Weile hielt der Zug. Müde öffnete Donna die Augen und seufzte. Sie stieg mit dem Pulk aus und drängelte sich zügig durch die zähfließende Masse von Menschen, die sich aus der ganzen Welt genau hier in dieser Sekunde über den Weg liefen. Einer unter vielen - das war Donna gerade. Sie schmunzelte bei dem Gedanken. Als sie sah, dass die U-Bahn bereits eingefahren ist, rannte Donna, um noch mitfahren zu können. Wie eine Sardine in der Dose, quetschte sich sich noch in die Bahn hinein. Es war ein stickiges und feuchtes Klima. Donna drehte sich zu den schließenden Türen, um niemanden direkt ansehen zu müssen. Noch immer machte sie die Musik taub. Gerade jetzt war sie auch wirklich dankbar dafür.

Die junge Frau merkte, wie Schweißperlen den Rücken runterrannen und fluchte innerlich, da sie eine weiße Bluse trug. Ein Glück hatte sie sich dazu entschieden eine Strickjacke für den Notfall mit einzupacken. Als die U-Bahn an ihrer zukünftig alltäglichen Haltestelle hielt, sprang Donna heraus und ging eiligen Schrittes zur Kanzlei - dem zukünftigen Arbeitsplatz. Währenddessen zog sie sich den Mantel aus, die Strickjacke über und danach wieder den Mantel an. Sie klatschte in die Hände und hüpfte vor Freude ein wenig. Schnell sah sie sich um, ob sie jemand dabei gesehen hatte und zu ihrem Glück standen ihr gegenüber einige Menschen, die darauf warteten, dass die Ampel grün wurde. Donna ignorierte die in ihr aufsteigende Scham und überquerte ohne jemanden direkt anzusehen die Straße. Himmel, könnte sie nicht gerade im Erdboden versinken?

Wieder drückte Donna den Klingelschalter der Kanzlei - diesmal mit einem erfreuten Grinsen auf dem Gesicht. Sie ging zum Fahrstuhl und wartete darauf, dass dieser im 4. Stock des Gebäudes hielt. Erneut drückte Donna auf die letzte Klingel und hörte den Summer. Freudig zog die junge Frau die Tür auf und trat ein. Diesmal blickte sie sich ruhig um und blieb bei dem freundlichen Lächeln von Mrs. Ludewig hängen. Das Inventar des Empfangsbereich war sehr modern und stilvoll ausgesucht. Zwei mahaghonifarbende Massivschreibtische standen einander gegenüber. Auf beiden Schreibtische standen riesige Monitore und unter den Tischen standen die dazugehörigen Tower in silber. Auf ihnen lagen stapelweise Akten, die auf ihre Bearbeitung warteten. Vor den Schreibtischen stand jeweils ein beiger ledernder Schreibtischstuhl. Donna stand an einem Empfangstisch, der in der selben Farbe gehalten war, wie die anderen beiden Schreibtische. Der Boden war schwarz und es war ein Teppichboden. Es war wirklich schick. Das war ihr beim ersten Mal gar nicht aufgefallen, wie stilvoll alles eingerichtet war. Sie schob es auf meine Aufregung.

"Guten Tag Ms. Wood, Mr. Dietrich erwartet Sie schon im Konferenzzimmer. Folgen Sie mir bitte!", sagte sie freundlich. Dies tat Donna und knetete die Hände. Nun machte sich die Aufregung wieder bemerkbar, doch sie versuchte sich zu beruhigen. Dass Mr. Dietrich die Vertragsgespräche führen wird, beruhigte sie keineswegs.

Mrs Ludewig klopfte einmal an die Tür und öffnete sie. Donna sah, wie Mr. Dietrich von seinem MacBook aufsah und dann aufstand, als er sie sah. Er kam zu ihr herüber und reichte ihr die Hand. "Guten Tag Ms. Wood", sagte er und Donna griff nach der nun ausgestreckten Hand. Sein Griff war fest und sanft zugleich. Seine Berührung löste etwas in ihr aus, was sie nicht beschreiben konnte. Er blickte Donna geradewegs in die Augen. Ihre Beine wurden weich und ihr wurde heiß und kalt zugleich, weshalb sie ihm ihre Hand wieder entzog und auf den Boden sah. Er hob eine Augenbraue und sah Donna eindringlich an. "Immerhin ein angemessenes Outfit", bemerkte er belustigt und setzte sich wieder an seinen vorherigen Platz zurück. "Darf ich Ihnen einen Kaffee bringen, Ms Wood?", fragte Mrs. Ludewig direkt nach dem Kommentar von Mr. Dietrich. Donna sah sie dankbar lächelnd an und nickte: "Gern einen Latte Macchiato!", sagte sie.

"...zum anderen über den Schoß kippen?", fragte Mr. Dietrich ironisch. Donna sah ihn an und errötete. Er aber blickte inzwischen wieder auf seinen Mac. Sie setzte sich ihm gegenüber an das andere Tischende, um bloß so viel Abstand zwischen ihnen zu bringen, wie der Raum es hier zuließ. Sie war etwas überfordert mit der ganzen Situation. Außerdem strahlte Mr Dietrich absolute Männlichkeit und eine Art Arroganz aus, die einschüchternd wirkte. Er hatte hier definitiv das Sagen.

"Gut, also bevor wir zu den vertraglichen Angelegenheiten kommen, möchte ich gern wissen, wie viel Zeit sie hier verbringen werden?", fragte er. Eine ungewöhnliche Frage, dachte Donna. "Ich dachte an einen normalen 8-Stunden Tag an fünf Tagen in der Woche", sagte sie vorsichtig. "Sind Sie bereit hart zu arbeiten und ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, wenn es mal nötig sein sollte?", noch immer heftete er sein Blick auf seinen Mac anstatt sie während des Gespräches anzusehen. "Ja, ich bin bereit meine Bedürfnisse zurückzustellen, wenn ich mit dem nötigen Respekt und mit der nötigen Höflichkeit behandelt werde", rutschte es aus ihr heraus und Donna bereute es im selben Moment. Mr. Dietrich hob mit hochgezogener Augenbraue seinen Blick und sah ihr geradewegs in die Augen. Wäre Lexy jetzt hier, würde sie ihr auf die Schulter klopfen und in lautes Gelächter ausbrechen. Doch er sah Donna mit ausdrucksloser Miene an. Es herrschte kaltes Schweigen im Raum und sie merkte, wie sie errötete. Dennoch entschied die junge Frau sich, seinem Blick Stand zu halten.

Die Stille wurde durch ein einmaliges Klopfen unterbrochen und Mrs. Ludewig kam mit einem Latte Macchiato herein. Diese Unterbrechung ließ Donna dazu anhalten, den Blick zu senken. Mr. Dietrichs Präsenz war wirklich sehr einschüchternd. Donna bedankte sich bei ihr, als sie mir den Kaffee hinstellte. Sie lächelte und ging schnell wieder.

„Gut", stellte Mr. Dietrich fest, "Dann noch kurz zu den Regeln hier..." Er erklärte Donna, was sie machen dürfte und was nicht. Wie bei ihnen ein Arbeitstag aussehen würde und wie sie sich zu verhalten hätte. Während er ihr dies alles erklärte, haftete sein Blick diesmal auf ihr. Er sah nicht einmal auf seinen Mac. Donna musterte ihn, während er mit ihr sprach. Er hatte einen durchtrainierten Körper, den er mit einem hellblauen eng anliegendem Hemd betonte. Sein Gesicht war markant geschnitten. Seine dunkelbraunen, längeren Haare trug er nach hinten gekämmt. Seine hellblauen Augen wurden von einem dichten Wimpernkranz umschlossen. Seine Nase war gerade geschnitten und seine Lippen waren schmal, attraktiv geschwungen. Insgesamt wirkte er wie ein amerikanisches Model und Donna biss sich verstohlen auf die Unterlippe. Er war der erste Mann, der seit ihrem Exfreund diese Gefühle in ihr auslöste. "...zu guter Letzt ist es hier verboten, etwas mit den Chefs beziehungstechnisch zu beginnen. Dieses ist nur gestattet, sofern Sie nachher als Partnerin in dieser Kanzlei arbeiten sollten", schloss er seine Erklärung und sah sie mit einem süffisanten Grinsen an.

"Nachdem Sie mich also einer Musterung unterzogen haben, Ms Wood, haben Sie noch fragen?" Schnell sah Donna zu Boden, errötete und hauchte ein "Nein".

Cursed Tenderness | ForbiddenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt