5. Februar

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Meine liebe Lily,

die Neuigkeiten, von denen du mir erzählt hast, haben mich ein wenig aus dem Konzept gebracht. Auch wenn ich es mir anders vorgestellt habe, akzeptiere ich deine Entscheidung voll und ganz.

Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass es für mich vollkommen in Ordnung ist und ich mir keine Gedanken darüber mache. Aber das wäre falsch und trotz der ganzen Schwierigkeiten möchte ich ehrlich zu dir sein – auch weil du es verdient hast.

Deine Entscheidung nächstes Jahr nicht nach Los Angeles zu kommen, sondern an die Universität nach Seattle zu gehen, kam für mich sicherlich ein wenig überraschend. Ich weiß, dass du mir davon erzählt hattest, dass du dich auch dort beworben hattest, aber ich hatte es nicht für ernst zu nehmende Konkurrenz gehalten.

Als du mir gestern am Telefon erzählt hast, dass du nach Seattle gehst, bin ich fast aus den Wolken gefallen. In meinem Kopf war Achterbahn und ich wusste gar nicht wohin mit mir. Vor allem als du mir sagtest, dass ich gar nicht erst auf die Idee kommen sollte, mein Studium hier in Los Angeles abzubrechen, saß ich in Gedanken schon auf gepackten Koffern.

Ich weiß natürlich, dass das hier meine Chance ist Football zu meinem Beruf zu machen. Aber wenn ich mich zwischen dir und Football entscheiden müsste, würde ich mich innerhalb eines Augenschlags für dich entscheiden. Du würdest sagen, dass ich es vielleicht irgendwann einmal bereuen könnte, aber ich bin mir zu einhundert Prozent sicher, dass ich es niemals bereuen würde.

Selbst wenn ich für die nächsten fünfzig Jahre den langweiligsten Beruf überhaupt ausüben müsste, alleine nach Hause zu kommen, wo du auf mich wartest, würde jede Strapaze wettmachen. Weil ich mir auch sicher bin, dass wir füreinander bestimmt sind.

Wie sollte ich auch nicht? Du bist die Erste, an die ich denke, wenn ich aufwache. Aber ich kann es kaum erwarten jeden Tag für den Rest meines Lebens neben dir aufzuwachen. Ich bin jetzt schon der glücklichste Mann dieser Welt, zu wissen, dass du zu mir gehörst. Aber neben dir aufzuwachen, würde mich um ein vielfaches glücklicher machen.

Für die nächsten hundert Jahre werde ich dafür sorgen, dass du dich geliebt und geschätzt fühlst – genauso wie du es verdient hast.

Aber Lily, ich freue mich unglaublich, dass du dich für die University of Washington entschieden hast und ich werde dich natürlich trotzdem unterstützen und dich so häufig, wie nur möglich besuchen.

Es hat dir bestimmt auch viel Kraft abverlangt, mir von deinen Plänen zu erzählen. Ich bin froh, dass du so ehrlich bist und mir trotz der momentanen Situation deine Gedanken mitteilst.

Das wichtigste ist, dass du weißt, dass ich dich liebe und immer für dich da bin. Nächste Woche fliege ich zu dir. Ich kann es kaum erwarten dich nach einem Monat endlich wieder zu sehen.

Apropos fällt mir gerade der Moment ein, in dem ich wusste, dass ich dich liebe. Und ich glaube, dass ich dir das nie erzählt habe. Ich glaube wir waren gerade einmal einen Monat zusammen. Wir waren shoppen, besser gesagt du warst shoppen und ich trug deine Taschen.

Während wir einen Laden nach dem anderen abklapperten und du dich durch Kleiderstangen und Schuhregale gesucht hast, war ich keine einzige Sekunde gelangweilt. Weil wir rumgealbert haben und du mich dauernd zum Lachen gebracht hast. Es war der beste Shopping-Trip meines Lebens und das obwohl ich es hasse, shoppen zu gehen.

Dieser Moment als deine funkelnden Augen über eine Kleiderstange hinweg meine Augen fanden und sich auf deinem Gesicht ein riesiges Lächeln bildete, war es um mich geschehen. Mir wurde klar, dass du mich zu dem besten Menschen machst, der ich sein kann. Wenn ich kurz vor dem Durchdrehen bin, bringst du mich in kürzester Zeit durch deine ruhige Art auf den Boden zurück, damit ich mich beruhige und wenn ich traurig bin, findest du die richtigen Worte und munterst du mich immer direkt auf.

In diesem Moment hatte ich bereits die Zusage von der University of South California bekommen, aber ich war mir so sicher, wie noch nie zuvor in meinem Leben, dass wir diese Distanz überbrücken könnten.

Wieso erzähle ich dir das also? Erstens weil du wissen sollst, dass ich dich liebe, dass ich dich mehr als alles in dieser Welt liebe und für immer an dieser Liebe festhalten will. Zweitens weil ich davon überzeugt sind, dass wir es zusammen schaffen können, dass uns diese Distanz nichts ausmacht.

Ich verspreche, ich komme so oft wie möglich zu dir oder du kommst zu mir. Es sind nur noch drei Jahre und dann steht uns ein Leben bevor, bei dem wir nie wieder getrennt sein müssen.

Jetzt aber freue ich mich erst einmal dich nächste Woche wieder sehen zu können und zähle bereits die Stunden bis ich endlich aus dem Flugzeug in Seattle steige.

Ich liebe dich!

Dein Jay

Briefe von dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt