Failure

3. Chinese Might Be A Good Idea

Willow's POV:

„Er sieht gut aus, oder?"

Zähneknirschend schüttle ich den Kopf, obwohl ich genau weiß, dass Kennedy, die am anderen Ende der Leitung auf meine Antwort wartet, mich nicht sehen kann. Wesleys Gesicht taucht ständig ungebeten vor meinem geistigen Auge auf, seit unserer Begegnung gestern.

„Ich weiß, er sieht wirklich gut aus. Die kürzeren Haare stehen ihm richtig gut.", seufzt sie schließlich, als nach einer Zeit immer noch keine Antwort von mir kommt. Kennedy weiß, dass ich ihr zustimme, die Blöße, es einzugestehen, gebe ich mir trotzdem nicht.

Stattdessen fange ich an über ihn zu wettern, während ich mit dem Holzlöffel das brutzelnde Hackfleisch in der heißen Pfanne etwas umherschiebe: „Ein Idiot, das ist er! Er hätte mich eiskalt auf der Straße stehen lassen. Nach all den Jahren hält er sich immer noch für was Besseres."

„Du weißt genau, dass das alles nicht so ganz stimmt. So wie ich euch kenne, habt ihr euch erstmal gehörig gestritten. Und verstehen kann ich ihn auch ein bisschen.", erklärt Kennedy versöhnlich und ich bemerke, wie sie zu zögern scheint. Scharf ziehe ich die Luft zwischen meinen Zähnen ein, weil ich bereits ahne, was sie als Nächstes sagen wird.

„Nach der Sache damals, bist du einfach mal ohne ein Wort für fünf Jahre abgehauen. An seiner Stelle wäre wohl jeder aufgewühlt. Fühlst du dich nicht auch komisch?", fragt sie vorsichtig und ich halte den Telefonhörer noch fester an mein Ohr. Unglücklicherweise befand sich das Haus meine Grandma in einem Funkloch und so war es mir unmöglich mit meinem Handy zu telefonieren.

„Klar ist es komisch wieder hier zu sein, aber das hat nichts mit Wesley zu tun. Mehr damit, dass Mum das Haus verkauft hat oder Blythe plötzlich BHs trägt. Warum sollte ich mich sonst komisch fühlen? ", meine ich nur und gebe noch etwas schwarzen Pfeffer in die Pfanne.

Meine Geschwister, Felix und Blythe scheinen aktuell noch nicht besonders angetan von meiner Anwesenheit zu sein und so habe ich beschlossen, als Art Friedensangebot Chilli con Carne zum Abendessen kochen.

„Vielleicht, weil du nach fünf Jahren, in denen wir nicht mal seinen Namen erwähnen durften, auf einmal wieder vor deiner ersten Liebe stehst?", entgegnet Kennedy etwas entrüstet und ich bin ihr dankbar, dass sie die Tatsache, dass meine Mum gestorben ist, außen vor lässt.

„Du sagst es. Es ist wirklich lange her. Ich bin nicht mehr die selbe und glücklich mit Evan verlobt. Ich werde heiraten, Kennedy. Wesley Dawson spielt höchstens noch eine Rolle in den Tagebüchern meines fünfzehnjährigen Ichs.", stelle ich entnervt klar und werfe durch die mit Spitze versetzten Gardinen einen Blick aus dem Fenster, über der Spüle.

Im Laufe des Nachmittag hörte es auf zu schneien, aber es ist immer noch arschkalt und die dicke Schneedecke scheint auch keine Anstalten zu machen, in naher Zukunft zu schmelzen. Die umliegenden Häuser der Nachbarschaft sind bereits mit bunten Lichterketten geschmückt und aus dem Schornsteinen steigen kleine Wölkchen empor.

„Wenn du meinst, Willow.", gibt meine beste Freundin schließlich kapitulierend von sich und ich würde sie am Liebsten, auf der Stelle für diesen Schachzug erwürgen. Sie war schon immer die vernünftigere, besonnenere von uns beiden und das weiß sie auch. Während ich immer das letzte Wort haben muss und selbst dann nicht aufgebe, wenn ich weiß, dass ich falsch liege, glaubt Kennedy, dass der Klügere stets nachgibt. Also tut sie so, als würde sie mir Recht geben, damit ich still bin und sie ihr Gewissen beruhigen kann.

Gerade, als ich meinem Ärger Luft machen will, kriecht mir ein unangenehmer Duft in die Nase, so beißend, dass ich sofort niesen muss. Verwirrt wende ich meinen Blick von den verschneiten Häusern ab und sehe mich in der Küche um. Meine Grandma stand schon immer, ähnlich wie Mum, auf kitschige Weihnachtsdekoration, die sie gerne bereits einen Tag nach Thanksgiving auspackt. Selbst die Küche ist so üppig geschmückt, dass ich mich einen Moment lang ablenken lasse, zumindest bis mir der schwarze Rauch, über dem Herd auffällt.