4. The Lunch Club

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Willow's POV:

„Sebastian Webber, Jenna Louis, Willow Edwards, Wesley Dawson...", wie üblich murmelte der alte Sheffield kaum hörbar die Namen der Anwesenden in seinen zotteligen Bart und fuhr mit seinem zittrigen Daumen langsam die Anwesenheitsliste entlang.

Dann nickte er vor sich hin und kramte geräuschvoll die Tageszeitung aus seiner bauchigen, braunen Ledertasche. Mich kostete es einiges an Überwindung, nicht zu Wesley Dawson rüberzusehen, einfach weil ich gerne wissen wollte, ob er mich anschaute. Das tat er seit unserer Begegnung neulich auf der Party nämlich ständig. Und dabei sah er meistens verwirrend gut aus.

„Warum sitzen wir nochmal nach?", flüsterte ich nach kurzem Schweigen grübelnd und blickte Sebastian neben mir an, der mich ähnlich ahnungslos ansah. Einen Moment lang gingen wir beide gedanklich die letzte Woche durch und überlegten, was wir wohl dieses Mal falsch gemacht hatten.

Dann kam mir schließlich ein Geistesblitz und mir fiel wieder ein, weshalb wir diese Woche, unsere Zeit hier absitzen mussten: „Ich weiß wieder! Letzten Mittwoch, Miss Springfield."

Sebastian fuhr sich grinsend durch sein blondes Haar und ich hörte wie Liza Fields einige Reihen hinter uns seufzte. Während sie Seb mit Blicken anhimmelte, sah ich aus dem Fester des stickigen Klassenzimmers. Er war Spätsommer und immer noch recht warm. Draußen schien die Sonne und tauchte die umliegenden Bäume in angenehm goldenes Licht.

„Was hast du zu essen dabei?", fragte Seb mich nach einer Weile, ohne sich groß Mühe zu geben, leise zu sprechen, weil er wusste, dass es den steinalten Lehrer sowieso nicht interessierte, und verpasste mir mit seinen Ellenbogen einen leichten Stoß in die Seite. Er war mit dem Stuhl, der für seine Körperproportionen lächerlich winzig schien, etwas näher zu mir gerückt.

„Einen Twinkie und ein Truthahnsandwich.", antwortete ich augenrollend und packte das Zeug auf meinen Tisch, „Kannst du nicht auch mal an was anderes, als Essen denken?"

Breit grinsend spannte Seb seine Oberarme an, sodass seine ausgeprägten Muskeln noch mehr zur Geltung kamen: „Ohne Essen, wachsen die nicht. Und dann hätte Zach Western ein gewaltiges Problem."

Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf. Wären Kennedy und ich nicht bereits seit der Vorschule mit Seb befreundet, hätten wir ihn spätestens an dem Tag abgesägt, an dem sein Dad ihn überredet hatte, dem Footballteam beizutreten. Aber er konnte ja schließlich nichts dafür, dass seine Schultern breiter waren als jeder Kühlschrank und er damit der erfolgreichste Tackle in der Geschichte unserer Schule war. Bloß damit, dass wir im Gegensatz zu einigen Püppchen hier, nicht als seine persönlichen Cheerleader durch die Gegend hüpften und krampfhaft versuchten, neue Reime auf ‚East High' zu finden, musste er klarkommen.

„Du machst dir viel zu viele Gedanken um den Quaterback. Zach hat von Natur aus schon kaum Gehirnzellen.", entgegnete ich also und musste fast grinsen, bei dem Gedanken an den rekordverdächtig niedrigen IQ des übermäßig gefeierten Quaterbacks.

„Eben, und ich bin der einzige Grund, warum der Kerl nicht schon unkontrolliert auf den Tisch sabbert.", fügte Seb grinsend hinzu und fischte einen himmlisch aussehenden Schokoladenmuffin aus seiner unaufgeräumten Tasche.

Sebs Dad war Polizist, was nicht gerade vorteilhaft für uns war. Schon mehr als ein Mal, war Sebastian schon vor seinem eigenen, unwissenden Vater davongelaufen, wenn die Polizei mal wieder eine Party gecrasht hatte. Aber seine Mum, seine Mum arbeitete in der einzigen Bäckerei der Stadt. Ein fantastischer Zufall.

Also schnappte ich mir flink wie ich war, rasch den Muffin und nahm genüsslich einen großen Bissen. Seb hingegen beschlagnahmte mein trockenes Truthahnsandwich und begann sogleich damit, es zu vernichten.

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