6. Posessions & Confessions

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Willow's POV:

„Hey, das sind meine Pommes.", warf ich empört ein und verpasste Sebastian, dem Vielfraß einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf.

Dieser rieb sich sofort mit der Handfläche den Hinterkopf und brachte so sein blondes Haar durcheinander. Kennedy, die zwischen uns saß, lachte bloß schadenfroh auf und schob sich selbst eine ihrer von dem ganzen Ketchup schon ganz labberigen Pommes in den Mund.

„Aber ich hab immer noch Hunger.", mit einem flüchtigen Blick auf sein restlos leeres Tablett verteidigte Seb sich und stierte dann sehnsüchtig auf unsere noch üppigen Portionen. So kam es auch, dass Kennedy ihm seufzend ihren Wackepudding vor die Nase schob. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, machte Sebastian sich über das grüne Geglibber her. Ich fand das Zeug schon immer abartig.

In der Cafeteria tummelten sich überall um uns herum hungrige Teenager und der Lautstärke-Pegel würde vermutlich meine Ohren klingeln lassen, würde ich Zuhause die Musik nicht immer so laut aufdrehen, dass Mum gar nichts anderes übrig blieb, als mitzutanzen, sonst hätte sie vermutlich schon längst den Verstand verloren. Wobei, das hatte sie auch so bereits.

Gerade, als Seb von seiner Aufregung bezüglich des nächsten Spiels berichtete und ich genervt versuchte, einen hartnäckigen Ketchup-Fleck mit einer Papierserviette von meiner Brust zu beseitigen, nahm ich aus meinem Augenwinkel war, wie sich jemand auf dem Stuhl neben mir niederließ. Für gewöhnlich setzte sich nicht sonderlich oft einfach so jemand an unseren Tisch. Dafür war vermutlich nicht zuletzt meine manchmal eventuell etwas unterkühlte Ausstrahlung verantwortlich. So hob ich mit zusammengekniffenen Brauen den Blick und meine Augen trafen geradewegs auf die von Wesley Dawson.

Seine braunen Locken fielen ihm wirr in die Stirn und er trug ein einfaches schwarzes Shirt. Besonders auffällig war jedoch der angenehm herbe Geruch, der von ihm ausging. Er saß nämlich nah genug neben mir, dass ich ihn in mich aufsaugen konnte. Ich konnte sogar die kleinen bernsteinfarbenen Sprenkel in seinen sonst braunen Augen erkennen.

„Hi.", brachte ich verblüfft hervor. Mein Blick huschte flüchtig zu dem roten Fleck auf meinem dunkelvioletten Shirt, dicht gefolgt von Wesleys, dessen Augen daraufhin amüsiert funkeln. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich sah aus wie der letzte Volltrottel.

Doch Wesley ging nicht darauf ein, sondern nickte bloß meinen Freunden zur Begrüßung zu, bevor er sich an mich wandte und etwas sagte, womit ich so plötzlich nicht gerechnet hatte: „Hey, Willow, ich wollte dich fragen, ob du am Freitag Zeit hättest?"

Einfach so. Er war einfach so zu mir gekommen und fragte allen Ernstes, ob ich am Freitag mit ihm ausgehen wollte. Wesley benötigte keinen dämlichen Vorwand oder albernes Herumgestotter, nein, er fragte einfach und das gefiel mir. Kurz spielte ich sogar mit dem Gedanken, dem Christentum beizutreten, immerhin wurden Gebete ja scheinbar doch noch erhört.

Geräuschvoll seufzte ich und ließ lächelnd meine Hand durch mein schulterlanges, schwarzes Haar gleiten: „Na endlich. Ja, da habe ich Zeit."

Wesleys Gesicht erhellte sich und seine rosigen Lippen umspielte ein Lächeln, dass ich noch nie zuvor gesehen hatte, wenn ich ihn in der Cafeteria oder im Unterricht beobacht hatte. Mir gefiel dieses Lächeln und die Tatsache, dass ich offensichtlich für sein Erscheinen verantwortlich war.

„Was heißt ‚endlich'? Selbst ist die Frau.", entgegnete er schließlich rau lachend und nahm sich ohne zu fragen eine meiner Pommes. Ihm verpasste ich diesmal jedoch keinen Schlag, sondern lachte bloß empört auf.

„Ich wusste doch, dass du irgendwann hier auftauchen würdest. Ich hatte bloß keine Ahnung, wie lange es dauert, bis du deinen Arsch hochkriechst.", log ich grinsend, denn eigentlich hatte ich schon fast die Hoffnung aufgegeben. Und Wesley Dawson fragte man eben nicht einfach so nach einem Date.

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