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Mein Kopf dröhnte, als ich am nächsten Morgen erwachte und als ich ihn leicht anhob, um durch mein helles Zimmer zu blinzeln, drehte sich mit einem Mal alles und ich ließ ihn gleich darauf stöhnend wieder auf mein Kissen sinken.

Und als ich verstohlen zu meinem Wecker lugte, stöhnte ich noch lauter auf, weil ich gleich schon zu meinem Psychiater musste, um eine Therapiestunde abzuhalten.

Kurz überlegte ich, ihm einfach abzusagen, doch dann würden nur wieder Fragen auf mich zukommen und da ich schlecht lügen konnte, würden dann eventuell alle denken, dass ich nicht nur depressiv war sondern mir auch noch ein Alkoholproblem eingefangen hätte.

Ich schleppte mich gequält ins Badezimmer, um mir eine Aspirin zu holen. Aus der Küche besorgte ich mir ein großes Glas Wasser und schlurfte zurück zu meinem Bett. Ich stürzte das Wasser mit der Tablette in einem Zug hinunter und legte mich noch einmal hin, um die Tablette in Ruhe wirken zu lassen.

Kaum irgendetwas war mir von der letzten Nacht in Erinnerung geblieben. Ich wusste nur noch, dass Yoongi irgendein merkwürdiges Pulver mitgebracht hatte, das ich dann allerdings komplett vergessen hatte. Wir hatten auf dem Dach meines Wohnhauses Wein getrunken und ich erinnerte mich daran, dass wir getanzt hatten.

Bei dem Gedanken daran musste ich mit geschlossenen Augen lächeln. Und irgendwie war ich dann ins Bett gekommen und war eingeschlafen. Nur wusste ich nicht wie, noch wusste ich wann Yoongi eigentlich gegangen war und wie wir uns verabschiedet hatten.

Das Wasser und die Aspirin zeigten ihre Wirkung und ich fühlte mich nach einer halben Stunde gleich viel besser. Sicher würde eine Dusche gut tun und ein heißer Kaffee. Und so schwang ich mich aus dem Bett, um diese Vorhaben der Reihe nach in die Tat umzusetzen.

Tatsächlich hatte die ausgiebige Dusche Wunder bewirkt und auch der Kaffee weckte neue Lebensgeister in mir, sodass ich mich, nachdem ich mein Antidepressivum genommen hatte, auf den Weg zu meinem Psychiater machte. 

Ich lief den Flur entlang, der zu den Treppen nach unten führte und gerade als ich um die Ecke biegen wollte, wäre ich fast in Yoongi hineingelaufen, der allem Anschein nach wohl gerade auf dem Weg zu mir war. 

Es war mir noch rechtzeitig möglich gewesen zurückzuweichen und mein kompletter Körper verkrampfte mit einem Mal, während ich ihn mit geweiteten Augen ansah.

Und sofort fiel mir wieder ein, dass ich letzte Nacht drauf und dran gewesen war, mich an ihn ranzumachen und mädchenhafte Schamesröte färbte meine Wangen.

Ich holte tief Luft und wollte etwas zu ihm sagen, doch er kam mir zuvor: "Wohin gehst du?" Langsam befeuchtete ich meine Lippen. "I-ich habe eine Therapiestunde...", erwiderte ich und senkte beschämt darüber mein Haupt.

"Ich kann dich begleiten. Wenn du das möchtest", schlug Yoongi leise vor und sofort sah ich wieder zu ihm auf und nickte zaghaft.

Als wir gemeinsam über die Straßen liefen, fühlte es sich gleich wieder komisch an, jemanden an meiner Seite zu haben. Aber nicht komisch im Sinne von merkwürdig, sondern einfach fremd und neuartig.

Allerdings schenkte es mir in diesem Moment ein wenig Kraft und es war schön, zu wissen, dass man das nicht allein tun musste. Ich hatte ganz vergessen, wie gut es doch eigentlich sein konnte, nicht allein zu sein, immerhin hatte ich lange niemanden mehr an mich rangelassen.

Wortlos betrat ich mit Yoongi die Praxis und ebenso wortlos saßen wir gemeinsam im Wartezimmer, bis ich aufgerufen wurde und in Dr. Lees Zimmer verschwand.

Nach ungefähr einer Stunde verließ ich dieses auch wieder und als mein Blick auf Yoongi fiel, fühlte ich mich nach dem aufwühlenden Gespräch aufgefangen und geborgen. Wir verließen die Praxis und schlenderten gemeinsam durch die Straßen. Allerdings steuerten wir nicht meine Wohnung an, sondern liefen einfach ziellos umher.

Can you hold me? ---YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt