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Ich kam zu dem Schluss, dass Nekrophilie wirklich die krankeste Scheiße war, die es gab. Ich möchte es mir überhaupt nicht vorstellen, wie es wäre, es mit einer Leiche zu treiben. Und ich möchte mir ebenfalls nicht vorstellen, wie es wäre jemals bei diesem sogenannten Arzt unterm Messer zu liegen. Wer weiß wie viele Menschen er schon beabsichtigt umgebracht hatte, um sie dann zu schänden oder sich an seiner krankhaften Besessenheit von dem Tod aufzugeilen?

Eigentlich hatte ich mittlerweile so viele Wahnsinnige kennengelernt, dass ich mich fast fragte, ob ich nicht zur Polizei gehen sollte. Andererseits hatte ich aber auch keinerlei Beweise vorzulegen. Vielleicht waren das alles tatsächlich nichts als ihre Fantasien.

Ich hatte heute den ganzen Tag das Bett nicht verlassen. Es stand erst am nächsten Tag eine Therapiestunde mit meinem Psychiater an und so konnte ich die ganze Zeit einfach nur da liegen und über mein nutzloses Leben grübeln. 

Stundenlang starrte ich an meine Zimmerdecke und fragte mich immer mehr, warum ich es nicht einfach selbst tat. Es gebe viele Möglichkeiten es genau jetzt zu tun. Ich würde viele Dinge in meiner Wohnung finden, um meinem erbärmlichen Leben ein Ende zu setzen. Messer, Scheren, scheiße ich besaß sogar ein altes Springseil aus dem ich mir einen Strick schnüren könnte.

Aber natürlich war ich auch dazu zu feige. Ich war solch ein Feigling, dass ich es noch nicht einmal alleine hinkriegen konnte und unbedingt jemanden brauchte, der mir assistierte und bei mir war. Plötzlich wurde ich von einem Heulkrampf durchgeschüttelt. Ich drehte mich zur Seite und presste mein Gesicht in das Kissen neben mir.

So verharrte ich eine Zeit lang und versuchte mich zu beruhigen. Nach einer Weile verebbten meine Tränen. Ich stand auf und lief ins Badezimmer, um mein Antidepressivum zu nehmen und als ich dieses verließ, lief ich geradewegs zur Küchentheke.

Ich konnte sehen, dass mein Handy blinkte. Zögernd nahm ich es und checkte meine Nachrichten. Meine Eltern hatten mir geschrieben und mich zum Essen eingeladen. Einige Freunde hatten sich ebenfalls gemeldet. Ich hatte mehrere Anrufe in Abwesenheit. Ich schaltete mein Handy aus und warf es zurück auf die Theke, bevor ich mir meinen Laptop schnappte und zum Bett zurücklief.

Ich legte mich auf den Bauch und schaltete ihn an, nur um wie mechanisch den Tor-Browser zu starten und mich bei Euthanasia einzuloggen.

Ich rieb mir kurz mein Gesicht und wendete mich der ersten ungelesenen Nachricht zu.

User God-of-Destruction hat Ihnen geschrieben

Ich wollte mich eigentlich nicht mehr über diese Namen wundern, dennoch schüttelte ich ein wenig den Kopf und gab ihm eine Chance. Und ich sagte mir, dass es diesmal die letzte war, die ich hier jemandem gab.

Wenn du sterben willst, dann kann ich dir helfen.

Das haben schon viele vor dir gesagt. Andererseits hatten sie aber auch alle auf eine gewisse Art und Weise nicht gelogen. Nur unsere Vorstellungen davon waren da eben ziemlich weit auseinandergegangen.

Ich möchte aber keine Schmerzen dabei haben.

Schrieb ich ihm einfach nur zurück und wollte abwarten, was er dazu zu sagen hatte.

Ich kann dafür sorgen, dass du keine Schmerzen haben wirst. 

Vielleicht sollte ich versuchen direkt von Anfang an klarstellen, dass ich nicht für kranke Sexspielchen zu haben war und so wollte ich ihm eine entscheidende Frage stellen.

Warum würdest du mir helfen wollen?

Der Tod fasziniert mich.

Ich hob meine Augenbrauen in die Stirn. Wen, außer J-Hope, hatte der Tod nicht fasziniert? Und ich wollte noch etwas konkreter werden.

Ich will nicht, dass etwas gegen meinen Willen geschieht!

Keine Sorge. Das wird es nicht.

Wahrscheinlich sollte ich ihm nicht glauben. Doch ich hatte mittlerweile solch ein selbstzerstörerisches Verhalten enwickelt, dass ich drauf und dran war mich auf ihn einzulassen. 

Ist dein Name Jaden? Bist du ein Mann?

Diese Fragen hörten sich nicht misstrauenerregend an und so beantwortete ich ihm diese. Gleich darauf klickte ich sein Profil an, doch es war ebenso nichtssagend wie das meine. Er hieß Namjoon, war sechsundzwanzig und das war es auch schon. 

Darf ich fragen wie groß du bist?

Warum? Willst du mir schon einen Sarg bestellen?

1,74 m. Warum?

Bin nur neugierig. Gewicht? Haarfarbe? Wie siehst du so aus?

Okay das reichte jetzt. Ich wollte mich hier nicht als Model bewerben, ich wollte scheiße nochmal sterben. Mein Blick wanderte aus dem Fenster. Es begann dunkel zu werden, doch es war noch nicht besonders spät.

Ich habe heute Zeit.

Ignorierte ich seine Frage und war gespannt auf seine Reaktion.

Ich auch.


Can you hold me? ---YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt