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Die 120 Tage von Sodom. Wer kennt sie nicht? Ich kannte sie nicht.

Doch nachdem ich das Zitat auf Taehyungs Profil gegooglet hatte, wusste ich auch was dieses Wort auf dem Profilbild von DarkBoy bedeutete: Marquis de Sade

Und bei wem es da immer noch nicht klingelt, der Marquis de Sade ist der Namensgeber des Wortes Sadismus. Er war ein französischer Schriftsteller der Die 120 Tage von Sodom  im Oktober 1785 in Gefangenschaft geschrieben hatte. 

Darin sind die ekelerregendsten sexuell sadistischen Praktiken nachzulesen, die es gibt oder erst seit Niederschrift dieses Werkes gab. Sex zwischen Frauen und Männern, Frauen und Frauen, Männern und Männern gepaart mit Erniedrigungen aller Art, Sodomie, Inzest, Mord, einfach alles was der menschliche Körper an kranken sexuellen Fantasien hergab war darin vertreten.

Und DarkBoys Perversion bestand wohl darin, sich eine Gruppe von armen Seelen zu suchen, die den ganzen Scheiß mitmachten und mit ihm und seinen Freunden das Buch nachstellten.

Als ich darüber nachdachte, dass ich vielleicht sogar mit einem eiskalten Mörder am Tisch gesessen hatte, überkam mich ein Schauer und ich schüttelte mich kurz.

Doch ich wendete meine Aufmerksamkeit erneut Euthanasia zu. Ich hatte mittlerweile schon zwei blockierte Kontakte und ich war dabei meine Nachrichten durchzusehen. Ich beschloss einfach bei der ersten ungelesenen Nachricht anzufangen und mich dann durchzuarbeiten.

User JustinSeagull hat Ihnen geschrieben

Justin hörte sich doch eigentlich ganz nett an. Ohne darüber weiter nachzudenken, dass nett eigentlich der kleine Bruder von Scheiße war, klickte ich seine Nachricht an.

STOPP! Nicht weiter klicken! ICH kann dir bei deinem Vorhaben helfen!

Es kam mir doch tatsächlich so vor, als hätte meine Suche ein Ende und erwartungsvoll klickte ich erstmal sein Profil an. Ein Foto hatte er nicht hochgeladen, aber das hatte hier niemand, wie mir mittlerweile aufgefallen war.

Er war ein Jahr jünger als ich, was nicht unbedingt etwas schlechtes bedeuten musste. Mehr Informationen gab sein Profil leider nicht her und ich bereitete mich innerlich auf ein nächstes Treffen im Darkroom vor.

Hallo! Und was lässt dich denken, dass du mir helfen könntest?

Schrieb ich ihm erstmal und wartete auf eine Rückantwort seinerseits. Lange passierte nichts und entweder war er offline gegangen oder er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Doch dann endlich war es soweit und eine Nachricht blinkte auf.

Weil ich eine absolut sichere Methode habe.

Das klang zugegeben sehr interessant. Er schien sich ernsthaft mit diesem Thema auseinanderzusetzen und vielleicht war er jemand, mit dem ich meine Gedanken und Methoden austauschen und vertiefen konnte. Eventuell würde ein Treffen mit ihm sehr vielversprechend sein.

Davon solltest du mir persönlich erzählen.

Ging ich nun forscher an die Sache ran. Es musste doch schließlich ein Vorankommen geben. Sonst würde ich noch unglaubhaft klingen, wenn ich immer nur von meinem Selbstmord sprach anstatt ihn endlich zu begehen.

Coole Idee! Wo wohnst du?

Whoa whoa whoa! Jetzt aber mal langsam Justin, mit dem komischen Nachnamen, der sicher nicht dein echter ist! Dich lasse ich nicht so schnell in meine Wohnung.

Ich dachte eher an einen neutralen Ort.

Schrieb ich ihm und wartete. Er schien nicht der schnellste im Tippen zu sein und ich stützte mein Kinn auf meiner Hand ab, während ich ruhig auf eine Nachricht von ihm wartete.

Ohhh ja klar XD

Kam es zurück. Ja und wo dann, Justin? Ich seufzte und nahm ihm das weitere Denken ab.

Kennst du den Darkroom?

Uhhhhh... da treibst du dich rum? Ja kenn ich. Wann?

Mein Blick fuhr zur kleinen Uhrzeitanzeige in der Ecke meines Bildschirms. Es war bereits vier Uhr morgens und ich sollte endlich schlafen gehen, da ich in einigen Stunden schon eine Verabredung mit meinem Psychiater hatte.

Später. Um 20 Uhr?

Schlug ich vor. Diesmal schrieb er zügiger zurück, doch nun war ich derjenige, der ein wenig zögerte.

Alles klar! Wie siehst du aus?

Ich hatte eh vor mich mit ihm zu treffen und würde ihn bald sehen, warum zögerte ich also ihm zu schreiben wie ich aussah. Und ich beschloss ein wichtiges Detail zu offenbaren.

Mein Haar ist kupferrot gefärbt.

Es gab sicher keinen anderen vierundzwanzigjährigen im Darkroom, der kupferrotes Haar hatte. Das musste reichen, um mich dort ausfindig zu machen.

Nicht dein Ernst!!! Gefällt mir. Ich freu mich, Jaden!

Es kam mir vor, als würden wir uns fürs Kino verabreden. Dennoch schrieb ich ihm zurück.

Ich mich auch, Justin!

Ich wollte mich schon abmelden, als er noch eine weitere Nachricht an mich schickte.

Ich heiße gar nicht Justin.

Zugegeben, hatte ich mir das auch schon gedacht. Aber die Tatsache, dass er es zugab, bevor wir uns überhaupt getroffen hatten, weckte in mir eine Art Vertrauen.

Und wie heißt du wirklich?

Wollte ich von ihm wissen und er schrieb auch prompt zurück.

Nenn mich einfach Kookie.




Can you hold me? ---YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt