Kapitel 11

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Als mein Chaffeur Sophia nach Hause brachte, setze er mich bei mir ab und fuhr davon.

Ich hatte ihn für einen Tag gebucht. Ich hatte auch ausgemacht, dass er entweder das Auto in eine Wand fahren sollte, aber merkte, dass er deswegen vielleicht sogar ums Leben kommen würde. Deswegen entschied ich mich für ertränken.

Mit einem breiten Grinsen schloss ich die Tür auf und schaute kurz auf meine Armbanduhr, um zu erkennen wie spät es war.

Aber plötzlich knallte ich an eine harte Brust, dass mich blitzartig an meine erste Begegnung mit Sophia erinnerte. Dabei musste ich lächeln und konnte die schimmernde Haut von Michael sehen.

Er trat einen Schritt nach hinten und schaltete das Licht ein.

Ich konnte ein Tuch erkennen, was von der Decke bis zum glatten Boden reichte.

Ich schaute Michael fragend an und er kicherte. ,,Warte ab", sagte er und grinste erneut.

,,Bro, was ist hier los?"

,,Vertrau mir", meinte er sicher und fröhlich. Er kam mir so fremd vor, aber ich sagte ihm das nicht.

,,Gerade will ich dir nicht vertrauen?"

,,Zerstör das nicht, sonst brech' ich dir dein Bein. Schon wieder." Nur mal zu kleinen Info: Er meint das scheißernst.

Er ging im Rückwärtsgang langsam nach hinten. Er baute Spannung auf und wartete einige Sekunden, bis er an einem Seil zog und dadurch das Tuch zu Boden fiel. Ich glaubte meinen Augen kaum.

Ich fragte mich, von wem er das ganze Geld bekommen hatte. Hatte er es sich geliehen? Hatte er es auf der Straße gefunden? War er jetzt ein schwarzer Stripper?

Bei dem letzten Gedanken ekelte mich das Kopfkino davon an. Nachdem ich das verdrängt hatte, schaute ich Michael's Werk bis auf das kleinste Detail an. Ich konnte meine Augen nicht davon nehmen und schaute in Michael's Gesicht, was vor Freude funkelte.

Am meisten freuten mich die nicht mehr verwüsteten Fenster, die repariert wurden und durch neue ersetzt wurden.

Die neue Couch, die gar nicht zu den üblichen Wohnzimmern/Küchen in diesem Viertel passte.

Der bunte Teppich, der einen hübschen Kontrast mit dem restlichen Zimmer herstellte.

Der zu große Plasmafernseher.

Die frisch tapezierten, bzw. gestrichenen Wände.

Der fliesenbdeckte Boden.

Die kuscheligen Kissen und kleinen Sessel, die ebenfalls einen gemütlichen Eindruck gaben.

Die neue Küche, die man durch die Trennwand sehen konnte.

Ich schaute mir noch ein paar Einzelheiten an und danach Michael. Dann wieder zur Wohnung. Wieder zu Michael. Dabei merkte ich nicht mein breites Lächeln und meine Freudentränen, die schnell verschwanden.

Ich war ja keine Memme, aber es war lange her, dass jemand für mich etwas tat.

Ich lief mit großen Schritten auf Michael zu und umarmte ihn fest.

,,Danke, Mann. Danke."

,,Das würde ich jede Zeit wiederholen, Mann. Du hast das verdient." Wir lösten uns wieder, aber ich legte einen Arm um seine Schulter und wir erforschten 'es' wieder. Ich musste gar nicht fragen, da fing er schon an zu erklären: ,,Ich habe keine Bank ausgeraubt und wurde auch kein Stripper. Keine Sorge. Es ist nur so, dass ich vor kurzer Zeit erfuhr, dass ich doch eine Familie habe. Also hatte. Letzte Woche erfuhr ich, dass mein Onkel Jorge starb. Ich ging nicht zu seiner Beerdigung, denn ich kannte ihn nicht und er musste eigentlich mich aufnehmen. Das meinte zumindest so ein Freund von ihm. Du weißt doch, dass ich mal im Heim war?" Ich nickte. ,,Auf jeden Fall versprach er meinen Eltern, die Verantwortung für mich zu übernehmen. Tja, das hat er nicht. Aber...dafür hat er mir ein Riesenerbe dagelassen, weil der irgendwie niemanden hatte! Und hier stehen wir, Mann."

Disappointments [editing]Where stories live. Discover now