Kapitel 2

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Ich bräuchte mal eine Zigarette.

Wir ließen Ian nicht rein. Nach dem sie Geschüsse als Bedrohung in die Luft fliegen ließen, zogen sie sich zurück.

,,Das hier ist noch nicht vorbei. Ihr werdet sehen!", rief er uns noch zu.

Natürlich wusste ich nicht, ob sie jetzt wirklich weg waren. Allerdings hatte ich auch keine Lust auf dem Boden zu liegen.

Ich traute mich aufzustehen und einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Michael schaute mich fragend an.

,,Äh...willst du mir nicht erklären, was hier los ist. Zum Beispiel wie sie unseren Stützpunkt gefunden haben?", fragte er.

,,Beruhig dich mal. Sie haben ja nicht unsere IP-ADRESSE oder unsere GPS-Dateien. Sie fanden mich und folgten mir. Zu meinem Bedauern konnte ich sie halt nicht abhängen."

Ich lief in die Küche und schaute seinen Blick nach.

,,Aha", sagte er mit offenem Mund und in Gedanken versunken.

,,Bist du high?", lachte ich, ,,Willst du auch Wasser?"

Ich wartete seine Antwort nicht ab und wurf es ihm zu. Er fing es geschickt auf.

,,Ich geh dann mal in mein Zimmer", sagte ich etwas irritiert.

Wie ich von einem reichen Leben zu einem gefährlichen Kaff kam? Meine Eltern. Ich könnte jetzt alle Fragen wie in einem Fragebogen für erst-Klässler ausfüllen, denn ich hatte über alles nachgedacht und hätte jede Antwort parat.

Mein Vater war das größte Arschloch der Welt. Er betrog seine kranke Frau und behandelte seinen Sohn wie ein Stück Dreck. Der Alkohol machte aus ihm das, was er jetzt ist.

Meine Mutter erlitt nach einem bestimmten Alter eine sehr seltene Krankheit. Es war nicht so was wie Krebs oder Tuberkulose, sondern eine Mischung aus Neurose und Phobie.

Wie viele Menschen rauchte sie zuerst Zigarren. Wir dachten, weil sie in Depressionen verfiell, aber es war nicht so. Sie versuchte den Menschen, die sie eigentlich liebte, Schaden einzurichten, denn sie verbindete alles Böse auf dieser Welt mit ihnen. Mich eingeschlossen.

Also lief ich von zu Hause weg und landete hier. Selbstverständlich, wenn du einen beschissenen Vater oder eine Mutter hast, die dich nicht liebt.

Es war schon spät geworden und ich war müde. Ich ging einfach mit meinem Boxershots ins Bett und schaute aus dem Fenster.

Aus irgendeinem Grund kam mir das Mädchen in den Kopf geschossen und ich schüttelte erneut meinen Kopf. Über Frauen sollte man sich nicht den Kopf zerbrechen. Das verwirrt einen nur mehr. Mit diesem Gedanken ging ich somit schlafen.

-

Ein Raplied mit Schüssen als Einführung, weckte mich erbarmungslos aus meinem gemütlichen Schlaf.

Ich streckte noch mit geschlossenen Augen meinen Arm nach dem Handy aus. Als ich die Zeit auf dem Display sah, stand ich genervt von meinem Bett auf und lief zu meinem Schrank. Ich zog mir ein T-shirt mit nicht zu tiefem V-Ausschnitt und meine Lederjacke an. Mit dem Logo auf dem Rücken sah es irgendwie bedrohlich aus. Die Wahrheit war: Das Logo hatte nichts zu bedeuten. Man konnte aber trotzdem meine vielen Tatoos erkennen, die sich meinen Nacken entlangzogen. Meine zerrissene Jeans und dazu noch meine alten Sneakers, die ich schon seit einigen Jahren besaß.

Und schon war ich fertig. Haare stylen brauchte ich nicht. Einmal mit der Hand durchfahren und schon saßen sie wie angegossen.

Ein Schritt aus der Einganstür, um zu versichern, dass alles noch in Ordnung war und schon lief ich die lange Sackgasse entlang ging bis ich auf der Hauptstraße landete. Auf dem Weg steckte ich mir erneut meine Zigarette in den Mund.

Disappointments [editing]Where stories live. Discover now