Der Junge saß an seinem Schreibtisch vor dem Fenster. Er sah müde aus, erschöpft und zerbrechlich. Er schleifte sich selbst durch den Alltag, er war groß und nicht zu übersehen. Er war kein Geist, auch wenn Sue es sich für ihn wünschen würde - Nein, er war groß, erschöpft und nicht zu übersehen. Die Jalousien waren nur halb hochgefahren. Der Junge bandagierte seine Unterarme, wie Sue ihren eigenen Körper bandagierte. Er, seine Wunden und sein Verband sahen dumpf aus. Aber wenn Sue sein Äußeres sah, am Mittag, da wusste sie nicht, wie er wirklich aussah und sie fragte sich zwar wie viele Aussehen der Junge hatte, aber sie konnte nur eines beschreiben und wie sollte sie da wissen, ob es das Entfernteste oder Nahste war?
Sie wandte sich ab, steckte sich die dreckigen Kabelkopfhörer in die Ohren und bewegte sich langsam und leichtfüßig zu der Musik.
"Will He" - Joji
I got knots all up in my chest
DU LIEST GERADE
Fremde
Short StoryVon Sue und Nickolas, die sich schon ihr ganzes Leben lang durch ihre Fenster sahen. Von Hämatomen, Drogen und dem Großwerden in einem Drecksviertel. [TW: Beschreibt häusliche Gewalt, SVV und den Konsum von Drogen] Ade Vede; Oktober 2020
